Efringen-Kirchen Motorisch zur Sache

Weiler Zeitung
Szit Buti (v.l.), Siegfried Kutterer, Jenni Hogan und Domenico Melchiorre sorgten mit starken Werken für konzertante Kurzweil. Foto: Willi Vogl Foto: Weiler Zeitung

Das Schlagzeugtrio „DeciBells“ und Flötistin Jenni Hogan

Von Willi Vogl

Kleinkems. Ist es nicht langweilig, wenn man bei einem Konzert nur Schlagwerk hört, das weitgehend auf konkrete Tonhöhen verzichtet? Nein, lautet die Antwort, wenn man es mit einer riesigen Batterie von Instrumenten zu tun hat, die den gesamten Bühnenraum füllen und die vor allem von wahren Könnern ihres Faches zum Leben erweckt werden. Das Schlagzeugtrio „DeciBells“ mit Szit Buti, Siegfried Kutterer und Domenico Melchiorre, allesamt Mitglieder des Sinfonieorchesters Basel, holte sich für seine schlagende Präsentation in der Kulturscheune Rabe mit der Flötistin Jenni Hogan zudem melodische Verstärkung. Dabei war ausschließlich Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, ja sogar eine Uraufführung zu hören.

Mit Giorgio Batistellis kindlicher Materialerkundung „Il Libero celibe“ konnte man einmal mehr die bisweilen seltsame Verbindung von Klang und Theatralik erleben. Behutsam blätterte Domenico Melchiorre im Klangbuch, ließ Folienpapier knistern, zerriss Papierseiten oder brachte ein Miniaturglockenspiel zu filigranem Zirpen.

In der klassischen Satzfolge schnell-langsam-schnell gab es mit Lou Harrisons Konzert für Flöte und Schlagwerk Nr. 1 strawinskysche Impulsfolgen in homöopatischen Dosen zu hören. In den Taktwechseln dieses Konzerts, wie in den nervös bewegten elegischen Melodiefolgen von Ciacinto Scelsis „Hyxos“ erwies sich Jenni Hogan als versierte und schlüssig strukturierende Interpretin. Mit unterschiedlichen Holzblöcken aus der Südsee, Mexiko und China arbeitete der Schweizer Komponist Pierre Favre in „Sound Tales“. Die dabei entstandenen dichten Momente wurden vom Schlagzeugtrio mit viel Spielwitz präsentiert.

Staunen konnte man bei Alvin Luciers „Silver Streetcar for an Orchestra“ über die vielfältigen Klangvarianten, die Melchiorre allein drei Triangeln zu entlocken wusste. Expressives Spiel mit synchronen Figuren wie starke kleingliedrige Kontraste war das Thema in Gwyn Pritchards „To Jardenna“.

Die Uraufführung von „The Window By Which He Left“ des jungen englischen Komponisten Benjamin Graves bestach durch schillernde Klänge in hoher Flötenlage, vermischt mit dem Sirren der von Bassbögen gestrichene Zimbeln und Balinesischen Gongs. Wenngleich formal nicht völlig klar wurde, durch welches Fenster der Komponist den vertrauten Boden der Motorik verließ, gab es mit der engagierten Interpretation aller vier Interpreten eine Reihe schöner Momente zu entdecken.

Mit sprechenden Verdichtungen angereichert und motorisch zur Sache ging es bei Kutterers „Sangaree“ und mehr noch bei seinem „Letzgi“. Letzteres erwies sich mit seinen markant abgesetzten Bewegungsmustern in Holz, Fell und Metall und in der brillant gespielten Interpretation der „DeciBells“ als grandioses Schlussstück.

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