Efringen-Kirchen Nachwuchs auf der Nandu-Farm

Beatrice Ehrlich

Tiere: Bei den Nandus behält der Hahn die Jungen im Auge, die Hennen wenden sich anderen Dingen zu

Bei Spaziergängern haben sie schon Berühmtheit erlangt: Die Nandus von Christian Müller in Blansingen, die er sich vor drei Jahren als Schutz seiner Hühner vor Raubvögeln angeschafft hat. Nun gibt es erstmals Nachwuchs.

Von Beatrice Ehrlich

Blansingen. Noch sitzen sie den größten Teil des Tages sicher überdacht im Stall, denn zwar kein Raubvogel, aber eine Krähe hatte die Nandu-Küken schon als Beute ausgemacht und war einem von ihnen gefährlich nahe gekommen. In letzter Minute konnte Müller das Junge vor dem aggressiven Angriff retten.

Ursprünglich als „Wächter“ für die Hühner auf den Hof gekommen, da sie eine abschreckende Wirkung auf Raubvögel wie Bussarde oder Habichte ausüben, sind die Nandus längst selbst die neuen Stars im Stall.

Der Nandu-Hahn behält die Jungen im Auge

Die Vögel sehen mit ihren hohen Beinen und dem großen Leib nicht nur besonders aus – irgendwie urzeitlich, wie Flugsaurier, meint ihr Besitzer – sondern sie pflegen auch ein Familienleben, das sie von anderen Tierarten unterscheidet.

Christian Müller hat es beobachtet. Nach kurzer Balz, während der Nandu-Hahn namens Gin mit einem tiefen, kehligen Geräusch auf sich aufmerksam machte, gelang es ihm, das Interesse der beiden Nandu-Weibchen Lilit und Tonic auf sich zu ziehen. Diese legten nach kurzer Zeit insgesamt fünf Eier – und rollten sie dem Erzeuger vor die Erdmulde, die dieser bereits gerichtet hatte.

Er rollte die Eier hinein und von nun an, unterbrochen nur durch sehr kurze Pausen zum Fressen und Trinken, brütete der Hahn die Eier aus, 38 Tage lang, fast 24 Stunden am Tag und dies nicht etwa im warmen Stall, wie Müller ausführt, sondern draußen auf der Wiese, bei Wind und Wetter.

„Von weitem sah er aus wie ein Erdhügel“, so Müller. Gins dicht gefiederte Flügel bildeten ein schützendes Zelt für die Eier, durch das kein Regen und keine Kälte eindringen konnten.

Auch jetzt, wo sie geschlüpft sind, lässt der Nandu-Papa seine Kleinen nicht aus den Augen. Ganz im Gegensatz zu den Müttern, die wenig Interesse zeigen an den Jungen, wie Müller beobachtet hat. Wenn es ihnen zu bunt wird, stoßen sie die Küken mit dem Schnabel davon und können sie dabei verletzen.

Weibchen haben ihr eigenes Gehege

Aus diesem Grund haben die Nandu-Weibchen – die ihrerseits nun vorübergehend die Rolle als Wächter für die Hühner allein ausüben – ihr eigenes, mit einem Zaun abgetrenntes Gehege am südlichen Ortsausgang von Blansingen. Dort können sie auf der einen Seite Zwergziegen und bei Fernsicht die Alpenkette besichtigen, auf der anderen Seite weitere Tiere der Müllers, die sich eine Weide teilen: Alpakas, Ponys, einen Truthahn und den Nandu-Mann, wenn er mit seinen Jungen draußen unterwegs ist.

Christian Müller hegt eine unstillbare Wissbegierde und Leidenschaft für alles, was Federn hat. „Im Hühnerstall groß geworden“ hat sich der Sohn von Blansinger Landwirten von klein auf ein umfassendes Wissen über alles „Geflügelte“ angeeignet und dessen Verhaltensweisen detailliert studiert und stundenlang beobachtet.

Leidenschaft für alles, was Federn hat

Schon als Schüler hat er seltene Hühnerrassen, Pfauen und Gänse gezüchtet. Auch heute hat der hauptberufliche Pflegedienstleiter im Schloss Rheinweiler viele Tiere, zur Freude seiner Familie und der Passanten, für die er extra eine Sitzbank aufgestellt hat.

Während die Favoriten seiner drei Töchter die Ponys sind, gilt sein Hauptaugenmerk dem Geflügel, zu dem jetzt auch insgesamt acht Nandus zählen. Beim ersten Nandu-Männchen, Hugo, sei der Bruttrieb nicht vorhanden gewesen, sagt Müller.

Im Gegensatz zum treusorgenden Nandu-Vater Gin, der selbst rund 45 Tage bei seinem Vater im Nest lag, sei er aber auch in einer Brutanlage ausgebrütet worden. So wird bei diesen ursprünglich in Südamerika beheimateten Laufvögeln das Brutverhalten von Generation zu Generation vorgelebt und weitergegeben.

Zum Abschluss des Besuchs im Blansinger Tierpark führt Hahn Gin noch seine Jungen auf der grünen Wiese aus. Als das schwarze Alpaka Diavolo sich neugierig zu einem weißen Nandu-Küken hinunterbeugt und es beschnuppert, verzieht Gin keine Miene. Anders, als der Truthahn sich nähert: Mit Flügelschlagen und Zischen vertreibt er den Vogel.

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