Efringen-Kirchen Nitratwerte gehen weiter zurück

ilz/aje/ov

Landwirtschaft: Wasseruntersuchungen ergeben positive Resultate / Landratsamt über weitere Schritte

Efringen-Kirchen - Positive Nachrichten nach der jüngsten Wasseruntersuchung in Efringen-Kirchen: Die Nitratwerte gehen weiter zurück. Das hängt nicht zuletzt mit Veränderungen beim Thema Landwirtschaft zusammen. Die Pressesprecher des Landratsamts berichten über die nächsten Schritte und den Einfluss des Klima Wandels.

Nach der jüngsten Wasseruntersuchung vom Juni im Versorgungsnetz des Eigenbetriebs Wasserversorgung Efringen-Kirchen ergibt sich laut Mitteilung hinsichtlich der Nitratwerte im Kernort und den Ortsteilen folgendes Bild: Efringen-Kirchen bezieht 58 Prozent seines Wassers durch seinen eigenen Brunnen „Erlen“. 42 Prozent werden zudem vom Wasserverband Südliches Markgräflerland bezogen. Kleinkems bezieht sein Wasser aus seinem eigenen Brunnen. „Dieser speist auch noch den Hochbehälter in Huttingen“, erklärt Marc Braun, stellvertretender Bauamtsleiter der Gemeinde Efringen-Kirchen. Egringen bezieht sein Wasser Überwiegend aus Steinenstadt, ein geringer Teil kommt zudem vom Brunnen „Erlen“.

Blansingen, Welmlingen, Wintersweiler, Mappach, Maugenhard werden von Steinenstadt versorgt, woher auch Huttingen sein Wasser bekommt, allerdings gemischt mit dem Brunnen Kleinkems.

Wasser von außerhalb wird in Efringen-Kirchen auch zugemischt, um die Grenzwerte einzuhalten. „Das Mischungsverhältnis der eigenen Brunnen kann sich ändern“, betont Braun. „Immer dann, wenn die Richtwerte nicht eingehalten werden beziehungsweise bei 75 Prozent, werden Gegenmaßnahmen getroffen und zugemischt“, erklärt der stellvertretende Bauamtsleiter.

Neueste Zahlen sind positiv

Im Allgemeinen blicke man bei der Gemeinde und dem Eigenbetrieb Wasserversorgung positiv auf die neuesten Zahlen. „Die Entwicklung ist natürlich sehr erfreulich“, so Braun. „Durch die kontinuierliche Nitratreduzierung durch eine strengere Düngeverordnung und effizienteres Einsetzen werden das Trink-Grundwasser sowie der Gewässerschutz verbessert“, weist Braun auf den Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Faktoren hin.

Gerade im Markgräflerland seien die Nitratwerte im Grundwasser aber an vielen Stellen noch über dem Grenzwert, teilt der Fachreferent des Badischer Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV), Hubert God, mit.

Vergangene Maßnahmen

Durch eine Wasserschutzberatung und Umsetzung der Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung (Schalvo) konnten im Wasserschutzgebiet (WGS) Efringen-Kirchen die Nitratgehalte von mehr als 70 Milligramm Nitrat pro Liter Rohwasser auf unter 40 Milligramm Nitrat pro Liter Rohwasser im Brunnen gesenkt werden, teilt die Pressesprecherin des Landratsamts, Mai-Kim Lâm, mit.

Die wichtigsten Schritte seien in den vergangenen Jahren folgende gewesen: Die Stickstoff-Düngung wurde reduziert durch die Berücksichtigung der Nitrat-Vorräte im Boden.

Durch die Einsaat von früh räumenden Kulturen von Begrünungspflanzen und Zwischenfrüchten wie Getreide konnte sich der Stickstoff in der Pflanzenmasse einbinden und Nitrat-Auswaschungen über den Winter vermieden werden.

Außerdem wurden Fahrgassen auf Rebflächen in den Erdbeer- und Spargelanlagen begrünt.

Begleitend zu den Vorgaben der Schalvo werden seit dem Jahr 2008 im WSG Efringen-Kirchen auf freiwilliger Basis Sanierungsverträge angeboten. Dabei sind vor allem Maßnahmen wie die überbetriebliche, um 20 Prozent reduzierte Nitrat-Düngung im Getreide und Körnermais (Depot Nitrat-Düngung) sowie die Umnutzung von Ackerflächen durch Einsaat von Ackergras oder Ackergrasgemenge abgeschlossen worden. Auf den Anbau von flachwurzelnden Letztkulturen wie Feldsalat oder Spinat wurde dabei verzichtet. Stattdessen wurde eine tiefwurzelnde Begrünung angebaut.

Die nächsten Schritte

Dennoch stehe man auch in Zukunft vor weiteren Herausforderungen: „Durch den Anbau von Zwischenfruchtmischungen im Zusammenhang mit einer angepassten Bodenbearbeitung soll weiter die Bodenqualität verbessert werden“, hebt Lâm hervor. Dies soll zu einer verbesserten Bodenstruktur führen, da dann die Pflanzen auch in Stresssituationen noch Wasser und Nährstoffe aufnehmen können. „Die Kulturpflanzen können ihr Ertragspotenzial optimal ausschöpfen und hinterlassen dann nur geringe Nitrat-Mengen am Kulturende“, erklärt die Pressesprecherin des Landratsamts.

Außerdem soll der Humusgehalt durch den Anbau von Zwischenfrüchten und die Untersaaten auf den Flächen erhöht werden, um eine gute Versorgung der Pflanzen auch bei Trockenstress zu gewährleisten.

Mit Hilfe der Depot-Nitrat-Düngung soll auch die Düngung von landwirtschaftlichen Flächen weiter vorangetrieben werden. „Hierbei wird der Dünger nicht breit auf der Fläche verteilt, sondern in konzentrierter Form im Boden abgelegt. Damit können Nitrat-Verluste in die Luft und ins Grundwasser vermieden und 20 Prozent Stickstoff bei der Düngung eingespart werden“, erklärt Lâm.

Ein weiterer Vorteil bei dieser Methode sei die Ausbildung eines verzweigten Wurzelsystems durch die Pflanze. Mit einer verstärkten Verzweigung würde eine erhöhte Standfestigkeit erlangt werden und die Pflanze könne sich damit besser mit Wasser und Nährstoffen versorgen und damit auch trockene Phasen besser überstehen.

Zukünftige Wasserqualität

„Der Einfluss des Klimawandels wird von einer vergleichsweise eher untergeordneten Bedeutung sein“, sagt Torben Pahl, neben Lâm Pressesprecher des Landratsamts, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Dennoch gehe man von einer Verschiebung der Niederschläge von der Sommer- zur Winterperiode in Deutschland aus, die sich gleichzeitig noch intensivieren werden, sprich: Es wird ein stärkeres Niederschlagsaufkommen geben. „Die Wasserspeicher können in der Regel nicht von einmaligen, starken Regenfällen gefüllt werden. Besonders starker Regen fließt oberflächlich ab, statt in tiefere Schichten zu sickern“, erklärt Pahl. Langfristig erwarte man daher eine Verringerung der Grundwasserneubildung und infolgedessen ein Absinken des Grundwasserspiegels.

Schädliche Einflüsse

„Die Wasserqualität wird voraussichtlich auch zukünftig in erster Linie von direkten und indirekten menschlichen Aktivitäten, insbesondere der Landwirtschaft, bestimmt werden“, hebt Pahl hervor.

Zu den möglichen schädlichen Einflüssen des Klimawandels zählt laut Pahl etwa die geringere Verdünnung von Schadstoffen durch verminderte Niederschläge. Auch die zeitverzögerte Zunahme der Grundwassertemperatur sei ein Faktor, der in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen könne.

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