Efringen-Kirchen Quarzsand und Kork statt Plastik und Gummi

Weiler Zeitung
Der Hartplatz des SV Istein soll einem Kunstrasenplatz weichen. Im Hintergrund das Vereinsheim. Foto: Reinhard Cremer Foto: Weiler Zeitung

Um gemeinsam über den Bau eines Kunstrasenplatzes und den damit verbundenen

Um gemeinsam über den Bau eines Kunstrasenplatzes und den damit verbundenen höheren Kosten als für einen Winternaturrasenplatz zu beraten, hatte der SV Istein für Freitagabend zu einer außerordentlichen Generalversammlung eingeladen. Das Ergebnis: Bei einer Gegenstimme stimmten die Mitglieder dem Bau eines Kunstrasenplatzes zu.

Wie im Juni bekannt wurde, will die Baden-Württembergische Landesregierung die Förderung von Kunstrasenplätzen, auf denen die Verfüllung mit Plastik- und Gummiteilchen erfolgt, einstellen. Alternativen wie Quarzsand oder Kork hingegen sollen weiterhin möglich sein. Zudem scheint ein europaweites Verbot des Plastikgranulats wahrscheinlich. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA), eine Behörde der Europäischen Union, hat einen entsprechenden Antrag eingereicht. Demzufolge soll voraussichtlich bis 2022 verboten werden, Mikroplastik bewusst in Umlauf zu bringen.

Der Deutsche Fußball-Bund und der Deutsche Olympische Sportbund schlagen eine Übergangsphase von sechs Jahren vor. Auch Bundes-Innenminister Horst Seehofer setzt sich für eine Übergangsfrist von sechs Jahren für bestehende Kunstrasenflächen ein. In Deutschland gibt es derzeit mehr als 6000 Kunstrasenplätze.

Von Reinhard Cremer

Istein. Noch im Januar hatten sich die Mitglieder des SV Istein anlässlich der Generalversammlung für den Bau eines Winterrasenplatzes anstelle des hinter dem Vereinsheim liegenden Hartplatzes ausgesprochen. Inzwischen aber hat ein Umdenken in Richtung Kunstrasenplatz stattgefunden. Denn vor dem Hintergrund der vergangenen Hitzesommer wird die Bewässerung eines Naturrasenplatzes kritisch gesehen.

In seinem Vortrag zum Projekt wies SV-Vorsitzender Steffen Lucaßen noch einmal auf die nicht absehbaren Folgen bei der Anlage eines Winterrasenplatzes hin. Bereits beim Bau eines solchen Platzes würden enorme Kosten für die Bohrung eines Tiefbrunnens entstehen, dessen Erfolgsaussichten ein Brunnenbauer mit 20 bis 40 Prozent Wahrscheinlichkeit angegeben hatte. Auch seien die Erfahrungen anderer Vereine durchwachsen. Zudem sei man bei der Kalkulation bisher von deutlich höheren Kosten für einen Kunstrasenplatz ausgegangen.

Die Kosten

Aufgrund der erkannten Probleme habe man nach der letzten Generalversammlung, so Lucaßen, ein Angebot der im Platzbau erfahrenen Firma Gotec Sportsysteme in Weil am Rhein eingeholt. Die von Gotec, bei der Versammlung vertreten von Ralf Goldschmidt, genannten Bruttokosten belaufen sich auf 210 000 Euro. Darin enthalten sind: Anlage einer Ringdränage in Richtung Hodbach, Einbringen eines Untergrunds in Form einer Elastikschicht aus Recyclingmaterial, Aufbringen des Kunstrasens mit Quarzsand- und Korkverfüllung, eine komplette Linierung für Jugend- und Aktivspiele sowie das Setzen von L-Steinen zum Niveauausgleich zum Naturrasen.

Die Folgekosten liegen für zwei jährliche Reinigungen durch eine Fachfirma bei 2500 Euro. Hinzu kommt die Nachfüllung mit Kork, die je nach Belastung des Platzes alle vier bis fünf Jahre erfolgen muss und mit 2500 bis 3000 Euro zu Buche schlägt.

Die Finanzierung

Aufgrund der abgeschlossenen Darlehenstilgung für die Allianzhalle, die monatlich etwa 1800 Euro ausgemacht habe, sei es möglich gewesen, Rücklagen zu schaffen, sagte Lucaßen. Laut den Angeboten zweier Banken sei ein Eigenkapital in Höhe von 45 000 Euro erforderlich, welches durch die IG Fußball und den Förderverein Fußball aufgebracht würde.

Die verbleibenden rund 165 000 Euro würden mit einer monatlichen Rate von 1500 Euro (Effektivzins 1,71 Prozent auf zehn Jahre fest und 9,28 Prozent Tilgung per anno) abbezahlt werden. Nötig sei jedoch eine Bürgschaft der Gemeinde, auf dessen Grund und Boden sich das Gelände des SV befindet.

Am 28. September will sich der Gemeinderat damit beschäftigen. Im Gespräch mit Lucaßen habe Bürgermeister Schmid bereits Zustimmung signalisiert, da die Gemeinde normalerweise die Vereine mit einer Bürgschaft unterstützt.

Nicht eingerechnet ist eine Förderung durch den Badischen Sportbund (BSB). Diese wird in einer Größenordnung von 50 000 bis 60 000 Euro erwartet. Dafür hat der Verein dem BSB drei Angebote für den Platzbau vorzulegen. Die Förderung soll für Sonderzahlungen zur schnelleren Tilgung des Darlehens verwendet werden.

Hans-Martin Hanke, selbst 25 Jahre lang Vorsitzender des Vereins, zeigte sich überzeugt davon, dass der SV Istein die zu erwartende Belastung stemmen werde. Schließlich habe der SV über etliche Jahre finanzielle Belastungen problemlos weggesteckt – und das bei deutlich höheren Zinsen. So habe man das Darlehen für die Allianzhalle in 15 statt in den geplanten 20 Jahren tilgen können.

Die Nutzungsdauer

Auf Nachfrage erklärte Lucaßen, dass abhängig von der Belastung mit einer Nutzungsdauer des Platzes von 15 bis 20 Jahren zu rechnen sei. Bis dahin aber sei das Darlehen längst zurückbezahlt. Der anwesende Leiter des Bauamts der Gemeinde, Klaus Lehmeyer, bestätigte die angenommene Dauer. Wichtig sei natürlich, so ergänzte er, eine gute und richtige Pflege – und möglichst keine Kaugummispucker.

Nebenbei erwähnte Lehmeyer, dass quer unter dem Platz eine Wasserleitung zum Friedhof hin verlaufe. Es sei aber kein Problem, diese um den Platz herum zu verlegen. Lehmeyer sagte dem Verein zu, diesem mit seiner Erfahrung mit Rat zur Seite zu stehen.

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