Efringen-Kirchen Querdenker blicken nach vorn

Weiler Zeitung
In den Reben gab es für die Gäste eine Sekt- und Weinverkostung, bevor es zur moderierten Diskussion in die Lounge des Vitra Campus ging. Foto: Joachim Pinkawa Foto: Weiler Zeitung

BKM: Hagen Rüdlin und Marian Kopp diskutieren Zukunft der Winzer-Genossenschaften

Wie sich Genossenschaften zukunftsfähig aufstellen können und welche Aspekte dabei besonders betont werden müssen, wurde bei „Genossenschaft quer gedacht“ erörtert.

Von Joachim Pinkawa

Efringen-Kirchen/Weil am Rhein. „Für den Wettbewerb ist die Unternehmensform grundsätzlich kein Kriterium. Was spricht aber für bestimmte Unternehmensformen und entsprechendes unternehmerisches Handeln, um im Wettbewerb erfolgreich zu bestehen?“ Mit dieser Kernaussage und der daraus resultierenden Zukunftsfrage beschäftigte sich die Bezirkskellerei Markgräfler Land bereits vor ihrer jüngsten Generalversammlung, bei der Hagen Rüdlin als geschäftsführender Vorstand das neue Konzept für die Genossenschaft vorgestellt hatte.

In einem „kreativen Think Tank“ (übersetzt „Denkfabrik“) auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein, zu dem die Bezirkskellerei Markgräflerland Winzer und Winzergenossenschaften eingeladen hatte, stellten sich Gastgeber Hagen Rüdlin und Marian Kopp, der geschäftsführende Vorstand der Lauffener Weingärtner, als „zwei pro-aktive Querdenker, die den Aufgaben ihrer Genossenschaften verantwortungsbewusst mutig begegnen“, in einer moderierten Diskussion den Zukunftsfragen.

Zur Einstimmung hatte Rüdlin die Teilnehmer zuvor vom Treffpunkt bei der Bezirkskellerei in Efringen-Kirchen in die Reben am Weiler Weinweg zu einer kleinen Wein- und Sektverkostung eingeladen und bei hochsommerliche Temperaturen einen Blick auf die Reblandschaft und das Dreiländereck ermöglicht.

In der klimatisierten Lounge auf dem Vitra Campus übernahm Babsi Wanner von „Organize Communications“ aus Karlsruhe das Diskussions-Zepter und hinterfragte bei Rüdlin und Kopp zunächst die eigenen Laufbahnen und Beweggründe zur genossenschaftlichen Leitungsfunktion. Übereinstimmend artikulierten beide geschäftsführenden Vorstände die Überzeugung von der „Genossenschaft als gemeinsame Basis für alles Handeln“, die nur durch „gemeinsames Denken und Handeln“ überzeugende Erfolge erreichbar macht.

Betonung von Qualität und Herkunft ist Trumpf

Im weiteren Verlauf kristallisierten die beiden „Querdenker“ die Erfordernisse moderner Unternehmensführung heraus, zu denen sie die Kriterien hinterfragten und Positionen formulierten. Danach ist Unternehmensgröße in genossenschaftlichem Sinne ein entscheidendes Kriterium bei den Vermarktungsmöglichkeiten national und international und insbesondere Qualität das „Zauberwort“.

Mit Blick auf den international geprägten Wettbewerb „kann der derzeitige Preiskampf nicht gewonnen werden“, betonten Rüdlin und Kopp. Als Beispiel wurde angeführt, dass Wein aus Spanien deutlich günstiger zu haben sei als Deutscher Wein. Daraus resultierte für beide, dass bei der Vermarktung des heimischen Weins andere Schwerpunkte zu setzen sind. „Ein gutes Image und gute Qualität der vermarkteten Produkte sind entscheidend“, war der einhellige Tenor.

Es wurde auch offen festgestellt, dass das Image von Genossenschaften, die früher aus der Not der Einzelnen heraus entstanden sind, noch immer nicht optimal ist, gemessen an der erfolgreichen Arbeit. Es werde daran gearbeitet, das Image zu verbessern. Auch die Bezirkskellerei Markgräflerland wird ab 1. Oktober in „Markgräfler Winzer eG“ umbenannt, um im Sinne einer besseren Identifikation mit der Region und der Tätigkeit das Image zu verbessern. Kopp bestätigte dieses strukturierte Vorgehen positiv. Namenstechnisch sind die „Lauffener Weingärtner“ dem Imagegewinn bereits voraus. Als weitere Stichworte wurden „Regions-Marken“ und auch „Orts-Marken“ im Sinne von „Qualität beginnt im Weinberg“ diskutiert und die Möglichkeiten „ganzheitlicher genossenschaftlicher Wertschöpfung, nicht erst von der Traube an“ intensiv erörtert. Ansichten aus Handel, wie von Hieber-Geschäftsführer Karsten Pabst, oder sogar branchenfremd von Künstler und Weils Colab-Galerie-Kurator Stefan Winterle, ließen einige Betrachtungen zum „unüberschaubaren Weinmarkt“ auch aus völlig anderen Blickwinkeln erscheinen.

Die in dem „Workshop“ in entspannter und sachlicher Atmosphäre erreichte informative „Hintergrundbeleuchtung und Diskussion“ fand bei den Teilnehmern insgesamt positiven Zuspruch. Abschließend ließen die Teilnehmer den „Sommerabend in inspirierend-kreativem Umfeld“ bei einem gemütlichen Abendessen im Freien auf dem Vitra Campus ausklingen.

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