Efringen-Kirchen Regionale Betriebe rüsten auf

Beatrice Ehrlich

Direktvermarktung: Um zum Kunden zu kommen, setzen regionale Produzenten auf neue Vertriebswege

Auf die in der Corona-Pandemie gestiegene Nachfrage nach regionalen Produkten reagieren Erzeuger aus dem Rebland mit Investitionen in neue Vertriebswege.

Von Beatrice Ehrlich

Efringen-Kirchen/Eimeldingen. Im Holzhaus mit den Verkaufsautomaten auf dem Seebodenhof in Efringen-Kirchens Ortsteil Huttingen herrscht am Donnerstagmorgen reger Betrieb. Ein Kunde hält seine Bankkarte an die Kontaktfläche für die Kartenzahlung, kurz darauf nimmt er je zwei Schachteln Eier und „XL-Eier“ in Empfang. „Das läuft gut“, lobt er, auch die Barzahlung bei seinem vergangenen Besuch habe perfekt funktioniert.

Seit diesem Herbst ersetzen bei Landwirtschaftsmeister Jonas Kaufmann auf dem Seebodenhof Automaten den bisherigen Selbstbedienungsladen mit Vertrauenskasse.

24 Stunden am Tag geöffnet

Im September hat er die Automaten für Milch und Eier aufgestellt, vor kurzem kam ein weiterer für das selbstgemachte Bauernhofeis dazu. Einen Betrag im hohen fünfstelligen Bereich hat die Familie Kaufmann dafür investiert. Das Holzhäuschen, in dem die Automaten stehen, hat Jonas Kaufmann mit einem Bekannten zusammen selbst gebaut. Eine Investition, die sich in seinen Augen jetzt schon lohnt: Der Arbeitsaufwand ist geringer, die Öffnungszeiten mit 24 Stunden am Tag länger, und die tägliche Abrechnung stimmt. Bisher sei das nicht immer so gewesen: Kunden hatten oft mehr Ware mitgenommen als bezahlt.

Regionalität ist im Aufwind: Während der Corona-Pandemie hat Kaufmann Kunden dazugewonnen, während der Lockdowns sei der Verkauf von Milch und Eiern stark gestiegen. Mittlerweile habe die Nachfrage zwar wieder ein bisschen abgenommen, sei aber immer noch höher als vor Corona, hat er beobachtet.

Der Seebodenhof ist mit seinem neuen Vertriebsmodell Vorbild für andere. Bei einer von den Landkreisen Lörrach und Konstanz organisierten Fachtagung zum Thema Direktvermarktung hat Kaufmann die Arbeit mit den Verkaufsautomaten im Rahmen eines Workshops vorgestellt. Und der nächste Schritt in Richtung von noch mehr Direktvermarktung steht schon bevor: Im Januar wollen die Kaufmanns in die Joghurtproduktion einsteigen und sich damit unabhängig machen von den Abnahmepreisen der Molkereien.

Über fehlende Nachfrage kann sich Metzgermeister Mathias Senn aus Eimeldingen nicht beklagen. In der Corona-Zeit hat er wie Kaufmann neue Kunden hinzugewonnen. Alles was lange brauche in der Zubereitung, zum Beispiel Bratenstücke, werde mehr nachgefragt, berichtet er. Dafür lagen Partyservice und Catering monatelang brach. Für Senn der richtige Moment, um sich ein weiteres Standbein zu suchen. Seit August hat er zusätzlich zum Stammgeschäft einen Stand auf dem Wochenmarkt in Schopfheim. Um für den Mehrverkauf gewappnet zu sein, hat er zugleich in eine neue Produktionsanlage für Wurst am Standort Eimeldingen investiert. Ein sechsstelliger Betrag wurde dafür fällig.

Senn ist überzeugter Direktvermarkter. Von den Vorteilen regionaler Produktion ist er durch und durch überzeugt: Dass er den Kunden garantieren könne, wo sein Fleisch herkommt, verleihe ihm Glaubwürdigkeit, ist er sich sicher. Ganz abgesehen davon, dass es seine Dry Age Steaks aus dem Schwarzwald locker mit den Produkten aus Übersee aufnehmen könnten.

Mit dem „Wochenmarkt 24 Dreiländereck“, der im Januar gestartet ist, hat Yannick Brändlin den regionalen Produzenten eine Möglichkeit eröffnet, ihre Reichweite zu erhöhen.

Aktuell nutzen 15 Betriebe und Kooperationsgemeinschaften, darunter auch der Seebodenhof und die Metzgerei Senn, das Angebot des auf einer Homepage gebündelten Online-Verkaufs und der angeschlossenen Auslieferung an Haushalte zwischen Rheinfelden und Müllheim. In der Kommissionierhalle in Huttingen laufen jeden Abend die Fäden zusammen, wenn von Brändlins insgesamt 15 Mitarbeitern die Produkte bei den Höfen und Betrieben gesammelt, in Mehrwegkisten zusammengepackt und bis zum frühen Morgen zu den Kunden gebracht werden. Mit einer Fahrt könnten bis zu 40 Haushalte versorgt werden. „Das spart Infrastruktur und Abgase“, erklärt Brändlin. Als nächsten Schritt hat er die Umstellung seiner Flotte auf E-Fahrzeuge geplant. Mit einem Kastenwagen wird die neue Technologie derzeit erprobt.

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