Efringen-Kirchen Reise zu den Anfängen des Radios

Jutta Schütz
Friedrich Berger zeigt den Ur-Typ eines Radios aus den frühen 1920er Jahren. Foto: Welmlingen

Rundfunkmuseum: Friedrich und Günter Berger zeigen faszinierende Geräte. „Tag der offenen Tür“.

Welmlingen - Auf der Satellitenschüssel an der Durchfahrt der B 3 in Welmlingen steht unübersehbar der Hinweis auf ein ganz besonderes Museum in der Regio. Das Rundfunkmuseum ist ein Mekka für jeden Technikfreak, der sich mit Radio- und Fernsehtechnik, mit Plattenspielern, Messgeräten, Telefonen, Tonbändern, Kassettenrekordern, den ersten Computern und mehr beschäftigt.

Friedrich Berger, Gründer des Elektrogeschäfts Berger, hat das Museum vor genau zehn Jahren eröffnet. Noch heute führt er insbesondere CB-Funker und Radiobegeisterte durch mehrere Räume im Erdgeschoss des Wohnhauses in Welmlingen. Mit dabei ist nun auch sein Sohn Günter, wie sein Vater Elektroinstallateurmeister und Radio- und Fernsehtechnikermeister und ebenso angefressen vom Hobby seines Vaters. Am Sonntag, 2. Juni, feiert das Museum sein zehnjähriges Bestehen.

Sogar ein Kino eingerichtet

In einem Raum hat Günter Berger mit zeitgenössischen Möbeln sogar ein Kino eingerichtet, in dem Werbefilmchen aus den fünfziger Jahren laufen. Der eine oder andere Besucher wird hier ganz viele „Spots“ aus seiner Jugendzeit erkennen. Im Hintergrund laufen beim Pressetermin vor Ort zudem vom eigens für das Museum installierten Mittelwellen-Radiosender Evergreens von den „Comedian Harmonists“. Das passt wunderbar zu all den ausgestellten Geräten von Siemens, Saba, Grundig und CO.

Der Museumsbesuch ist eine Zeitreise in die große Zeit der Radioübertragungen und die der ersten Musikaufnahmen auf Platten, Draht oder Band.

Friedrich Berger ist 88 Jahre alt und nach wie vor ein Technikfreak, der sich nicht nur für alte, sondern auch ganz neue technische Erfindungen interessiert. Ein ganz besonderes Faible hat er überdies für Raketentechnik. „Ich hab schon als Lehrling bei Bieg in Obereggenen meine Arbeit liegen gelassen, wenn nebenan an Radios gebaut und repariert wurde“, schmunzelt er.

Sein Sohn Günter hat diese Leidenschaft geerbt. Über 600 Ausstellungsstücke sind mittlerweile im Museum zu sehen. „Leider bekommen wir hier nichts mehr unter, nur bei ganz besonderen Stücken, wie der ,Königin von Saba’, werden wir weich“, bekennt Günter Berger. Die „Königin“ war der offizielle Name einer Saba-Luxus-Musiktruhe aus den 60er-Jahren im Wert eines damaligen Mittelklassewagens.

Viele Radios, Tonbänder, Plattenspieler und Fernseher wurden von den beiden Elektrotechnikern wieder instand gesetzt, so dass man zeigen kann, wie sie funktionierten, was besonders bei sehr alten Geräten faszinierend ist.

Eines der ältesten Radios

Zu denen gehört eines der ersten Radios überhaupt, das aus den frühen 1920er-Jahren stammt. Viele Radiosender gab es damals noch nicht und diese konnte man nur mit großem Aufwand empfangen. Dazu brauchte man Hochantennen, Rahmenantennen oder Peilantennen und natürlich einen oft selbst gebastelten Detektorempfänger, der das Radiosignal auffangen konnte. Übertragungen hörte man nur per Kopfhörer – die Geräte waren so etwas wie ein erster Walkman. Lautsprecher kamen erst bei späteren Geräten dazu.

Insbesondere die Nationalsozialisten nutzten die neue Technik zur Verbreitung ihrer Ideologie. Den „Volksempfänger“ gab es in einfachen und hochwertigeren Ausführungen, wie Günter und Friedrich Berger zeigen können. „Wer konnte, hat das Gerät so hingebastelt, dass es feindliche Sender empfangen konnte. Die BBC hat im Zweiten Weltkrieg nachts deutschsprachig gesendet, da durfte man sich nicht erwischen lassen“, erinnert Friedrich Berger.

Zu den vielen Geschichten gehört auch die von einem alten klassischen Bakelit-Telefon im Museum, das noch bis vor wenigen Jahren von einer alten Dame in Efringen-Kirchen genutzt wurde, das herunterfiel und dann von Bergers wieder repariert wurde.

Friedrich Berger besitzt auch einen der ersten Bildplattenspieler, dem Vorgänger der Videogeräte, und die dazu gehörenden Bildplatten. Interessant sind auch die Geschichten um die ersten Autoradios, die viele Kilos wogen, sehr teuer waren und bei denen man die Spannung von einer sechs- oder zwölf Volt-Autobatterie auf die für den Radiobetrieb nötigen 250 Volt transformieren musste. „Dies geschah über einen Zerhacker, der aus einer Gleichspannung eine Wechselspannung erzeugte“, demonstriert Friedrich Berger.

Führungen für Schulklassen

Worüber sich Vater und Sohn freuen würden? „Wenn sich mal ein Lehrer mit interessierten älteren Schülern für eine Führung melden würde“, lautet die Antwort.

Das geht nach vorheriger Anmeldung unter Tel. 07628/8804.

Zehn Jahre Rundfunkmuseum Welmlingen werden am Sonntag, 2. Juni, von 11 bis 17 Uhr gefeiert. Es gibt Musik vom Popchor „Choralas“, vom Jazzquartett „Jazzlong“ und der Steelband „Coco Bahia“. Für die Verpflegung ist gesorgt. Auch verschiedene Film- und Tonvorführungen sowie Museumsführungen stehen auf dem Programm.

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