Efringen-Kirchen Rückzugsort für seltene Arten

Weiler Zeitung
Jérémie Tudoux vom Truz mit dem Foto eines Flussregenpfeifers. Die Naturschützer hoffen, dass sich die Art wieder am Rhein ansiedelt. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

Exkursion: Naturschützer informieren über das Gebiet Kapellengrün zwischen Kleinkems und Rheinweiler

Das Naturschutzgebiet Kapellengrün bietet einen Rückzugsraum für seltene Tierarten. 70 Hektar ist die gesamte Fläche groß – betreut wird sie von der Arbeitsgruppe Naturschutz Markgräflerland. Diese bot Interessierten nun die Möglichkeit, das Gebiet zu besuchen.

Von Jutta Schütz

Kleinkems/Rheinweiler . Das Besuchs-Angebot mit Angelika Hofer-Hermann sowie Jérémie Tudoux und Astrid Deek vom Trinationalen Umweltzentrum (Truz) im Rahmen des Programms „Naturerlebnis“ wurde von 15 Interessierten angenommen.

Das Naturschutzgebiet selbst hat sich als sogenanntes Sekundärbiotop in einer großen, nicht mehr genutzten Kiesgrube entwickelt. Die Kiesgrube entstand in den fünfziger Jahren, als die A 5 zwischen Freiburg und Weil am Rhein gebaut wurde – die Autobahn ist auch lärmtechnisch in einigen Bereichen des Naturschutzgebiets deutlich zu hören.

Den groben Untergrund der Kiesgrube versucht die Naturschutzgruppe denn auch in ihrer Struktur zu erhalten, da viele Insekten und auch besondere Vogelarten von ihr profitieren. „Für uns heißt dies, dass wir regelmäßig Erstgehölze wie Pappeln und Weiden entfernen müssen“, erklärte Hofer-Herrmann.

Lebensraum für seltene Vogelarten

Eine der seltenen Vogelarten, denen man zum Beispiel eine Brutgelegenheit bieten will, ist der Flussregenpfeifer. „Er bevorzugt diese eher kargen Böden und legt seine Eier, die aussehen wie Kieselsteine, ohne ein eigentliches Nest am Boden ab“, erläuterte Tudoux. Die Eiablage von Vögeln aber auch das Vorkommen von Gottesanbeterinnen, der Schlingnatter, kleiner Eidechsenarten, der Blauflügligen Ödlandschrecke und der Italienischen Schönschrecke ist denn auch mit ein Grund dafür, dass das Gebiet selbst so wenig wie möglich betreten werden sollte.

Eine Vogelart, die in anderen verlassenen oder auch aktiven Kiesgruben in der Regio noch vorkommt, ist die Uferschwalbe. Auch im Kapellengrün war sie früher zu sehen, ist nun aber verschwunden. Die Uferschwalbe ist die kleinste europäische Schwalbenart und bevorzugt Lösswände oder steile Sand- oder Lehmwände zum Nisten. Diese gab es früher häufig am Rhein, weshalb der Vogel auch „Rheinschwalbe“ heißt. „Leider aber sind diese Wände am Fluss selbst mit der Rheinkorrektur fast komplett verschwunden, und auch in den Kiesgruben, in denen kein Abbau mehr stattfindet, wachsen die freien Sandwände schnell zu“, erläuterte Hofer-Hermann.

In der ehemaligen Kiesgrube bei Rheinweiler würde die Uferschwalbe nun gute Bedingungen vorfinden. Für sie wurde extra eine Sandwand angelegt. Da der Vogel freie Flächen braucht und Insekten an Wasserstellen sucht, muss nun ein Teil der Grube freigehalten werden.

Mitten in der Grube gibt es eine Wasserfläche, die Insekten anzieht und als „Jagdrevier“ für die Vögel ideal wäre. „Gebrütet haben die Schwalben hier noch nicht, aber es wurden schon welche gesichtet. Wir hoffen, dass vielleicht im kommenden Jahr Uferschwalben hier nisten“, so Tudoux. Damit sich auch Pflanzenarten, die trockene Böden lieben, weiter verbreiten, wird nur einmal im Jahr im September gemäht.

Auch außerhalb der ehemaligen Kiesgrube, entlang des Wander- und Radwegs am Rhein, ist für Naturinteressierte viel zu sehen – „wenn man genauer hinschaut“, so die Naturschützer. Durch den Abfall des Grundwassers, der mit der Tullaschen Rheinkorrektur einherging, hat sich eine Trockenenaue gebildet. Hier wachsen Eichen, Linden, dazu viele verschiedene Sträucher – Richtung Rhein dann wieder Pappeln und Weiden.

Die Trockenaue ist wie die Kiesgrube ein Rückzugsort für viele Schmetterlingsarten, die man so in der freien Landschaft gar nicht mehr findet. In Absprache mit dem Regierungspräsidium Freiburg wurden an einigen Stellen im dichten Unterholz freie Flächen geschaffen, um wieder Lichträume herzustellen, so wie es sie früher durch Beweidung gab.

Stichwort Beweidung: „Zur Freihaltung zieht die Schäferei Lok Schliengen mit Schafherden hier durch. An heißen Tagen ist dies nicht einfach, denn es muss ja die Wasserversorgung für die Tiere sichergestellt werden“, schilderte Hofer-Hermann ein Problem.

Biber soll sich langfristig wieder ansiedeln

Ein Tier, dem langfristig auch wieder Lebensraum geboten werden soll, ist der Biber. Die letzten größeren Biberbestände am Oberrhein gab es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In Märkt gibt es bereits eine Bibertreppe. „Kleinere, von Bibern bearbeitete Hölzer habe ich am Rhein bereits gefunden – übrigens ist der Biber ein reiner Pflanzenfresser, der besonders frische Kräuter liebt“, informierte Tudoux.

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