Efringen-Kirchen Schwierige Futtersuche für Störche

Weiler Zeitung
Die Futtersuche ist bei der trockenen Witterung auch für Störche nicht einfach. Deshalb verfolgen viele Störche regelrecht die Traktoren, die derzeit den Boden der abgeernteten Felder umbrechen. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

Trockenheit: Jungtieren kam die Witterung zugute, aber anhaltende Dürre liefert kaum mehr Nahrung

Wie viele Jungstörche es in diesem Jahr in den Nestern rund um Efringen-Kirchen und Kandern gegeben hat, kann Gustav Bickel, der Vorsitzende des Weißstorchvereins Breisgau, nicht genau sagen. Denn beringt wurden im südlichen Markgräflerland nur wenige Jungstörche wie etwa in Holzen und in Tannenkirch. Nach wie vor gibt es für den ehemaligen „Storchenvater“, Gottfried Nauwerck, der aus Altersgründen das Beringen nicht mehr ausübt, keinen Nachfolger.

Von Jutta Schütz

Efringen-Kirchen/Kandertal. Die Jungstörche sammeln sich derzeit oder sind schon in den Süden geflogen, die älteren Störche ziehen jetzt, Mitte und Ende August, in ihre Winterquartiere. „Wenn sie denn überhaupt nach Süden ziehen“, berichten Bickel und sein Stellvertreter Martin Kury. Denn so mancher Storch zieht nicht mehr nach Spanien oder weiter nach Afrika und bleibt vor Ort, ob nun im Breisgau oder im Bereich Kandern, Efringen-Kirchen und Eimeldingen. Die großen Vögel haben sich den Witterungsbedingungen angepasst.

Bis zu fünf Jungvögel in einem Nest

Dem Storchennachwuchs kam die trockene Witterung insgesamt zugute, besonders im Frühjahr. „Man kann sagen, dass wir ein Rekord-Nachwuchsjahr hatten, bei den Rückmeldungen, die bei uns eingingen, wurden oft drei, manchmal sogar vier Storchenjunge und ein paar Mal fünf Junge in den Nestern gemeldet“, sagt Bickel. Das Frühjahr war nicht so kalt wie das im Vorjahr und auch nicht so nass, trotz der Gewitterregen Ende Mai und Anfang Juni. Auch deshalb sind nur wenige Verluste unter den Jungvögeln zu beklagen. 245 Jungstörche wurden im Breisgau gezählt, so viele waren es noch nie, meldet der Verein.

„Wie es südlich zwischen Müllheim und Weil am Rhein aussieht, können wir nicht genau sagen, wir denken aber, dass es ähnlich gut ist“, glaubt Bickel, der zumindest in Holzen und in Tannenkirch für das Beringen von Jungstörchen vor Ort war und einen guten Eindruck mitnahm. Elf Störche beringte er in Holzen, dazu drei in Tannenkirch. Für die Nester auf den Kirchtürmen rundum fehlen Zeit und „Manpower“. Zudem ist man auf die Feuerwehren angewiesen, die „uns aber gerne unter die Arme greifen“, betont Bickel. Nester auf Sendemasten seien aber kritisch. Man müsse sich wegen der Stromabschaltung mit den Energieversorgern absprechen, was zeitlich nicht immer möglich ist.

Das Storchennest in Mappach auf dem Kirchturm ist derzeit verwaist. Nur die Halterung ist vorhanden, und es muss erst durch ein williges Storchenpaar neu aufgebaut werden. In Efringen-Kirchen gab es vier junge Störche im Nest auf der Christuskirche, freut sich der Vorsitzende der Natur- und Vogelfreunde Efringen-Kirchen, Bernhard Wiesler.

Selbst Mäuse sind nun Mangelware

Diese Störche seien vor rund vier Wochen ausgeflogen „und eventuell schon mit anderen Jungstörchen auf dem Weg in den Süden“, ergänzt Wiesler. Er hat Gottfried Nauwerck vom erfreulichen Zuwachs berichtet. Nauwerck habe mitgeteilt, dass die Vogelwarte Radolfzell nur eine begrenzte Anzahl von Ringen für die Registrierung von Jungstörchen ausgibt. Denn die Storchenpopulation im südlichen Markgräflerland habe sich im Vergleich zu den siebziger und achtziger Jahren, als der Storch fast verschwunden war, wieder stabilisiert. In den vergangenen 30 Jahren sind in Efringen-Kirchen mehr als 30 Jungstörche beringt worden.

Ein Problem für Storcheneltern und Storchennachwuchs ist aber die anhaltende Dürre. Sie macht die Nahrungssuche schwierig. „Im Schwäbischen gab es viele Heuschrecken, das hat den Störchen geholfen“, weiß Martin Kury. Im Breisgau und Markgräferland gibt es Nahrung dort, wo Bäche nicht ausgetrocknet sind oder noch Viehhaltung existiert. „Die Viehhaltung nimmt leider immer weiter ab“, bedauert Bickel.

Störche ernähren sich von Insekten, Würmern, Kaulquappen, Fröschen und Mäusen, Eidechsen oder Ringelnattern. 500 bis 700 Gramm Nahrung braucht ein Storch am Tag. Vor allem aber auch die Mäuse – „die machen natürlich mehr her als eine Heuschrecke, und davon gab es im Juni noch viele“, erklärt Kury – verschwinden mit zunehmender Trockenheit. Deshalb sind nicht nur Störche, sondern auch Raubvögel wie Bussarde und Eulen vom Nahrungsmangel betroffen und konkurrieren um das gleiche Nahrungsangebot. Zudem fehlen Brachflächen und Wiesen für Störche im Markgräflerland, wo es die großen Maiskulturen gibt.

Zu beobachten ist deshalb, dass sich die Störche, die noch nicht in den Süden gereist sind, dort sammeln, wo Landwirte jetzt abgeerntete Felder umbrechen. „Dorthin kommen die Vögel in Scharen und verfolgen die Traktoren. Denn auf den gepflügten Feldern finden sie wieder Futter“, beschreibt Bickel. Auch er hofft auf Regen, damit sich die Lage für die Störche zumindest auf den Wiesen entlang der Gewässer wieder etwas entspannt.

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