Efringen-Kirchen Spionin ist im orangen Bikini unterwegs

Anita Indri-Werner
Radio Schenkenschlössli mit Daniela Britsche (l.) und Simone Sutter informiert über das Dorfgeschehen. Foto: sc

Die Isteiner Fasnacht hat eine Jahrhunderte alte Tradition. Wurde sie doch bereits 1286 in der Chronik Istein-Huttingen erwähnt. Kein Wunder also, dass der Zunftabend, einer der närrischen Höhepunkte, ausverkauft war.

In bunten und fantasievollen Kostümen waren die Freunde der fünften Jahreszeit gekommen. Was nicht fehlen durfte: die „Zwergle vum Bergle“, eine große Delegation bestens gelaunter Narren aus Huttingen.

Musikalisch eröffnete die Kinderguggemusik „Ohre-Putzer“ aus Lörrach das Programm. Die jungen Musiker gaben alles und kamen bestens beim Publikum an. Für eine super fasnächtliche Stimmung sorgte der Musikverein Istein mit Musikchef Thomas Schmid, der auch als Sänger im Einsatz war.

Mit einem kräftigen „Chlotze Rolli“ begrüßte Zeremonienmeister Bernd Bräunlin das närrische Volk, unter dem sich Bürgermeisterin Carolin Holzmüller und Pfarrer Martin Karl befanden. Dann zogen die Cliquen der Narrenzunft Istein in den Saal und versammelten sich auf der Bühne. Neben den Traditionsfiguren der Ischteiner Drübel, wie dem Räbblatt, dem Fassputzer, dem Drübelbisser und dem Chuefer, um nur einige zu nennen, waren die Orchiedeewiiber, die Chlotze Horni, Schwellewaggis und Burgwächter zu bewundern. Und, jede der Isteiner Cliquen brachte sich im nachfolgenden Programm ein.

Zeremonienmeister Bernd Bräunlin Foto: sc

Den Anfang machte traditionell der Räbbammert, Markus Britsche, mit dem Mottoprolog. „Mit z wenig un mit z viel, chunsch halt nit ans Ziel“. Ereignisse aus Istein, das Miteinander mit der Bürgermeisterin, humorvoll verpackt, gab der Räbbammert zum Besten.

„Nemmet alles e bizzeli gelasse“ meinte er angesichts der bevorstehenden unruhigen Zeiten.

Die Orchiedeewiiber, Michaela Buch und Fabienne Grauer, landeten bedingt durch die Verkehrsverhältnisse im Dorf, schließlich in Huttingen. Ganz klar, so schnell wie möglich wollten die zwei nach Istein zurück.

Michaela Buch (l.) und Fabienne Grauer von den Orchideewiiber landen in Huddige. Foto: sc

Bernd Bräunlin stand erstmals mit seinem Enkel Alexander als Opa in der Werkstatt auf der Bühne. Dabei erwies sich Alexander als ein bereits vom Fasnachtsvirus infizierter junger Mann, der seine Sache sehr gut machte. „Was ist ein Cowboy ohne Pferd?“, die Antwort, ein „Sattelschlepper“. Fehlerfrei gelang dem siebenjährigen sein närrisches Debüt. 

Opa Bernd Bräunlin mit dem Enkel Alexander Schneider in der Werkstatt Foto: sc

Das Neueste aus dem Dorfgeschehen präsentierten Daniela Britsche und Simone Sutter im traditionellen „Radio Schenkenschlössli“. Da brannte bei einer Hausfrau das Gulasch an, weil sie zu lange telefonierte. Eine Frau aus Istein besorgte ihrer Nachbarin Blumenerde. Nur, die war nicht mehr aufzufinden, denn versehentlich waren die Säcke neben einem Stand „gratis zum Mitnehmen“ abgelegt worden. Herrlich, über die Missgeschicke anderer lachen zu können. Die Schlössliwächter, eine Frauenclique, suchte vergeblich nach einem Mann, der bei ihrem Tanz mittanzen sollte. Es fand sich kein Tänzer, so dass Frau das kurzerhand selbst in die Hand nahm. Mit der Maske eines bekannten Chlotze Horni legten die Damen eine überaus sehenswerte kesse Sohle auf das Parket.

Flashmob mit den Burgwächtern Foto: sc

Als das Benzin noch 40 Pfennige kostete und im gleichen Jahr auf 80 Pfennige erhöht wurde, das erlebten Johannes Britsche mit Franziska, die aus der Zukunft zurück in das Jahr 1974 gereist waren.

Johannes Britsche (r.) mit Franziska sind „Zruck us de Zuekunft“. Foto: sc

Aber auch der Blick auf andere Ereignisse im Jahr 1974 blieb nicht aus. Die Beamten und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes hätten seinerzeit eine Lohnerhöhung von 11 Prozent erhalten. Das sei bis heute so, es habe sich nichts geändert. In ihrem Vortrag gab es immer wieder nette kleine Seitenschläge an das Nachbardorf Huttingen zu hören.

„In a Man’s world“, coole Musik erklang und die Männer der Narrenzunft streiften mit Sonnenbrille in Hut und Mantel über die Bühne. Das änderte sich sobald „Macho, Macho“ und hippe Musik erklang. Im bunten Hawaiihemd und mit viel Temperament begeisterten die Herren mit ihrem Tanz.

Eine Traumreise wollte Natalie Schneider im Reisebüro an ihren Kunden Bernd Bräunlin verkaufen. Kein Angebot kam an, denn der Mann wollte lediglich eine Einzelfahrkarte nach Huttingen. Die zweite Kundin, gespielt von Sabine Bräunlin, beschwerte sich über ihre gemachte Reise. Allerdings, wenn es nichts kostete, war sie bereit, diese Reise zu wiederholen. 

Im Zuber mit warmen Thermalwasser trafen sich anschließend Inge Schmid und Markus Britsche, um über die Huttinger herzuziehen. Aber auch Bürgermeisterin Carolin Holzmüller bekam ihr Fett weg. Im orangen Bikini sei Holzmüller unterwegs, stellten die zwei im Zuber fest. Dies wohl nur, um zu spionieren, weshalb das Rathauspersonal nach Bad Bellingen abwandere. Bürgerbeteiligung, das Gemeindeentwicklungskonzept, die Wertschätzung des Ehrenamtes und wie zu erwarten, das Gebäudemanagement und die Feuerwehr, hier trafen kleine rhetorische Pfeile auf die Bürgermeisterin, die von Applaus aus dem Saal begleitet wurden.

Inge Schmid und Markus Britsche steht das „Wasser bis zum Hals“ Foto: sc

„Schlenkermännli“, acht Frauen aus der Narrenzunft, ganz in schwarz gekleidet, mit Leuchtstreifen versehen, präsentierten sich als tanzende, Strichmännchen.

Schließlich versammelten sich alle Bühnenakteure, es regnete Konfetti und bunte Ballon flogen durch den Saal.

Zeremonienmeister Bräunlin dankte den Bühnenhelfern und den Technikern für ihren Einsatz und lud die Besucher zum Tanzen und einem Besuch an der Bar ein. Gefeiert wurde, wie könnte es in einem Narrendorf wie Istein anders sein, noch bis in den Morgen.

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