In dieser Hinsicht und auch mit Blick auf die Kontrollen habe man den Landwirten früher mehr vertraut. „Es gab ein Gentleman’s-Agreement“, erklärt Boll. „Das Misstrauen, das den Bauern heute entgegengebracht wird, haben sie nicht verdient.“
Boll sieht deshalb die Politik in der Pflicht. Zumal es die Bauern seien, die für nachhaltige Ernährung sorgen. „Wenn das nicht mehr gewünscht ist, soll man uns das klipp und klar sagen“, macht Boll seinem Ärger Luft.
Wenn aber weiterhin auf regionale Erzeugnisse gesetzt werden soll, müsse die Politik ebenso wie der Handel und die Verbraucher dafür sorgen, dass die Bauern von ihren Produkten leben und mit Freude ihrer Arbeit nachgehen können.
Alle müssen an einem Strang ziehen
Es müsse deshalb auch ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden. Denn das öffentliche Bild der Landwirte habe sich drastisch verändert. „Wenn ich vor 20 Jahren mit dem Laster unterwegs war, haben mir die Leute zugewinkt, heute strecken sie mir den erhobenen Mittelfinger entgegen“, findet Boll deutliche Worte. All das erschwere die Arbeitsbedingungen für die Landwirte zusehends.
Was also tun? Worauf setzt Boll seine Hoffnung? „Es muss wieder einen gesellschaftlichen Vertrag geben“, ist er sich sicher. Denn die Zeiten hätten sich geändert. „Der Verbraucher kauft oft, was da ist“, glaubt Boll. Für die Landwirte sei es enorm schwierig, sich mit ihren Produkten im Supermarkt gegen die billigere importierte Konkurrenz durchzusetzen. Neben dem Verbraucher sei deshalb auch der Einzelhandel und die Politik gefordert, um regionale Produkte zu fördern. „Das muss unser aller Ansinnen sein.“