Efringen-Kirchen Völlig verwirrt finden sie sich nicht

Ines Bode
Helfer aus Egringen, Schallbach und Fischingen waren im Einsatz. Foto: Ines Bode

Eine über 30 Jahre alte Erfindung zeigt im Weinanbau bis heute hohe Wirksamkeit: Die Pheromon-Ampulle leistet wertvollen Dienst im „Kampf“ gegen den Hauptschädling namens „Einbindiger Traubenwickler“.

Das Auge des Laien nimmt die Ampullen, die an den Rankhilfen der Rebstöcke hängen, kaum wahr. Optisch ähneln sie kleinen braunen Anhängern.

Dem Winzer Ernst Montiegel aus Egringen ringt die Erfindung der 1990er Jahre heute noch Anerkennung ab. Zumal sich mittlerweile gar der Bekreuzte Traubenwickler an den Reben zu schaffen machen möchte. „Die Viecher“, sagt Montiegel, seien fähig, ganze Ernten zu vernichten. Um diesem Schaden vorzubeugen, gehe der Mensch mit großer Genauigkeit vor.

Der Termin des Aufhängens der Ampullen werde exakt berechnet. Der Weinbauberater des Markgräflerlands beobachte ab Januar die klimatischen Bedingungen, konkret die Wärmesumme, und lege das Zeitfenster fest.

Drei Wochen bleiben den Winzern, um pro Hektar 500 Ampullen anzubringen. Verschieben gilt nicht. Korrekt seien es gar 504 Ampullen. Wie die Zahl zustande komme? „Fragen Sie nicht“, meint der Sprecher, soll heißen, vermutlich wurde sie von einem Programm errechnet.

Jedoch komme es tatsächlich auf den sprichwörtlichen letzten Winkel an. Alles muss „verarztet“ werden. Verbleibt eine Art Loch, finde der Schädling es, und die Schädlingsdame ebenso. Um die Paarung und damit die Vermehrung zu verhindern, werde das Männchen in die Duftwolke der Lockfalle gelotst – der Ampulle sei Dank. Dort „fliegt und fliegt und fliegt“ der Schmetterling, der ein wenig dem Kohlweißling ähnelt, bis die „Brunftzeit“ vorüber ist.

Die beiden Kammern aus Kautschuk enthalten Flüssigkeit voller Pheromone. Durch die Sonneneinstrahlung wird der Stoff erhitzt und verdampft. Die Wände der Kammern lassen nur den Dampf, aber nicht die Flüssigkeit durch. So stehen die Weinberge bis Anfang September in einer Pheromonwolke.

Montiegel und seine Kollegen sind froh, dass genug helfende Hände gefunden wurden. Wie schnell die Ampullen am Samstag ihren Platz nahe Rebstock fanden, zeigt der Anruf von Simon Hofmann. Benötigt werde ein neuer weißer Sack mit den 504 Exemplaren.

Oben vom Läufelberg nahe Schützenhaus überblickt Montiegel das herrliche Panorama der Rebfläche mit den Gutedelstöcken. Zehn Tage sei er nicht im Berg gewesen. Aufgrund der Temperaturen „hän die Rebe vorwärts gemacht“, sagt der Egringer. Die Ernte werde übrigens zu 85 Prozent als „Fischinger Weingarten“ zu haben sein. Es ist Montiegel wichtig, zu betonen, dass die Winzergenossenschaft den Umtrunk für den Abschlusshock spendierte. Noch wichtiger sei, dass der Duftstoff rein ökologisch sei, und weder dem Wein noch dem Weinliebhaber etwas anhaben könne. Rückstände gebe es nicht. Auch sei der Duft so fein, dass ihn ohnehin nur die Insekten wahrnehmen.

Zur Frage nach einer Bezuschussung der kostspieligen Ampullen meint Montiegel, dass sich das Land großteils beteilige. Er schwingt sich in seinen Transporter, um den Nachschub runter zu befördern. Seit einer Stunde sind die Frauen und Männer aus den drei Dörfern dran, und es wurde viel geschafft. Eingeteilt in fünf Gruppen wird Parzelle für Parzelle versorgt, bis alles präpariert ist. Die Frage, welche Sorte den Durst löschen werde, ist eigentlich keine: Der Winzer trinkt selbstredend den eigenen Tropfen, sprich „Fischinger Weingarten“.

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