Gestaltung der Grabsteine änderte sich
Huettner wies auch auf den Wandel der Grabsteine hin. Früher sei die Form der Stele, die halbkreisförmige antike Form des Denkmals, auf den jüdischen Friedhöfen die einzig mögliche gewesen. Man konnte anhand der Grabsteine erkennen, dass es auf dem alten Friedhof in Kirchen in den ersten 20 Jahren mit den antiken Formen der Stele angefangen hat. Dies hat sich, wie Huettner erklärte, im Lauf der Zeit geändert. Es seien große Steinmonumente entstanden mit deutschen Inschriften.
Man sieht, wie die Grabmäler immer größer werden, wie die Ornamentik reicher wird, der Jugendstil Einzug hält.
Berührende Geschichten
Huettner berichtete vor einigen Grabstätten auch über die bewegenden Lebenswege der dort Begrabenen. Auf dem Grab eines früheren Beschneiders, der sein Amt noch mit 70 Jahren ausübte, sind auf dem Fries Gegenstände dargestellt, die er benutzt hat, ein Messer, das Buch, in das die Beschneidungen eingetragen wurden, und ein Gefäß mit Wein, der zum Desinfizieren verwendet wurde.
Sehr berührend sind die Inschriften am Kindergrab der kleinen Rebekka, die mit zwei Jahren verstorben ist, drei Monate nach dem Tod ihrer Mutter. Der Vater hat eine bewegende Grabinschrift auf hebräisch verfassen lassen. Ein anderes Grab einer 14-fachen Mutter wurde mit einer schönen Skulptur eines Blumengebindes verziert.
Auch die Stammeszugehörigkeit der Israeliten schlage sich in der Gestaltung der Grabsteine nieder, wie Huettner erklärte. Wenn jemand ein Levit war, ist das Levitengefäß abgebildet, eine Kanne oder pokalartige Schale, die darauf hin deutet, dass die Leviten im Tempeldienst dafür zuständig waren, den Priestern vor ihrem Dienst die Hände zu waschen.
Anschließender Rundgang durchs Dorf
Dem Besuch des Friedhofs schloss sich ein Ortsrundgang durch das Dorf an. Huettner machte vor einigen Häusern Halt, in denen früher Juden gelebt hatten, etwa Veist Bloch oder die Familie Olesheimer-Bräunlin. Besucher fragten nach ihren Lebenswegen. Huettner erzählte anhand einiger ausgewählter Biografien von tragischen Lebensgeschichten, von Verfolgung, Flucht ins Exil, Deportation und Tod in den Konzentrationslagern. Auch den Platz der früheren Landsynagoge suchten die Besucher auf. Ebenso verweilte die Gruppe am Standort der ehemaligen jüdischen Wirtschaft „Zur Linde“, die koschere Speisen anbot und 1900 ihren Betrieb einstellen musste.
Weitere Informationen: Eine weitere Führung über den jüdischen Friedhof in Efringen-Kirchen mit Axel Huettner gibt es am Donnerstag, 18. Juli, 16.30 Uhr. Der Verein für Heimatgeschichte und Volkskunde Weil am Rhein lädt dazu ein.