Efringen-Kirchen Wieder Ärger über abgestellten Zug

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Der Zug, der ab Sonntag am Bahnhof in Efringen-Kirchen stand, ist gestern weitergefahren. Foto: FzVg/Friedrich Lehr

Gefahrgutzüge: Anwohner dokumentiert Situation / DB bezieht Stellung

Efringen-Kirchen - . Immer wieder stehen Gefahrgutzüge am Bahnhof in Efringen-Kirchen, sodass der Chemiker in Rente, Friedrich Lehr, diese „Wartepausen“ dokumentarisch festhält. „Genau kann man nie sagen, wie oft solche Gefahrgutzüge am Bahnhof Halt machen, aber es kann schon mal passieren, dass innerhalb eines Monats mehrere Züge bei uns in Efringen-Kirchen stehen“, schildert Lehr.

Erst am Sonntagvormittag hatte ein langer Zug mit „zahlreichen Kesselwägen“ im Bahnhof in Efringen-Kirchen gestoppt und stand dort bis einschließlich Dienstagmorgen um 10.45 Uhr. Lehr vermutet sogar, dass dieser schon früher am Bahnhof abgestellt wurde.

Gleiche Regel wie für Lkws

Auf den Waggons sind zwar Warnhinweise wie eine Flamme oder ein Totenschädel zu sehen, doch hinter den Zahlen verbergen sich mehr Informationen zu den Inhalten. Aus seiner beruflichen Erfahrung weiß Lehr, wie gefährlich die in den Kesselwaggons transportierten Substanzen sein können. So verberge sich hinter der Kennzeichnung H330 „eine Lebensgefahr beim Einatmen“, bezieht sich Lehr auf die Gestis-Biostoffdatenbank. Aber auch extrem giftige und explosive sowie leicht brennbare und umweltgefährliche Chemikalien würden sich darin befinden.

„Um jede chemische Industrie, die solche Substanzen herstellt oder mit diesen arbeitet, stehen Zäune. Bei den Zügen jedoch nicht und bewacht sind sie auch nicht. So stehen Menschen davor und rauchen sogar noch“, schildert Lehr und hebt hervor, dass man solche Waggons leicht manipulieren könne und diese dann schnell zu einem Gefahrenpotenzial werden könnten. „Bei 20 Waggons mit explosiven Benzin reicht oft schon ein kleiner Funkenschlag aus.“

Lehr findet, dass für die Bahn die gleichen Regeln gelten sollten wie für Laster, diese dürften nämlich auch nicht in Wohngebieten parken. „Ich habe wirklich Angst, dass etwas passiert. Ich kenne das Gefahrenpotenzial und das ist einfach gegeben“, sagt er.

Eine reale Gefährdung

„Unsere kommunalen Politiker bemühen sich wirklich alle und auch unsere Bundestagsabgeordneten versuchen eine Verbesserung zu erzielen, doch sie haben keinen Erfolg“, sagt Lehr und verweist auf das Schreiben von Landrätin Marion Dammann sowie den Bürgermeistern aus Efringen-Kirchen und Bad Bellingen, Philipp Schmid und Carsten Vogelpohl.

In ihrem Schreiben an den Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer, erläutern die drei Verfasser die Situation der Kleinbahnhöfe und fordern im Rahmen des Neu- und Ausbaus der Trasse Karlsruhe-Basel ein „Puffergleis“ südlich von Freiburg, so dass künftig unvorhergesehen haltende Züge dort halten können.

Bürgermeister Schmid betont auf Nachfrage unserer Zeitung, dass er nichts vom Halt der Gefahrgutzüge in Wohnorten halte. „Es muss etwas geschehen, denn es handelt sich dabei um eine reale Gefährdungssituation. Wir sind verpflichtet, uns um die körperliche Unversehrtheit unserer Bürger zu kümmern – das gleiche gilt auch für unseren Staat“, hebt Schmid hervor und versichert, dass er und seine Mitstreiter an dem Thema dran bleiben und weiterhin den Kontakt zur Deutschen Bahn suchen werden.

„Es ist frustrierend, wenn nichts passiert, aber dann werden wir weiterhin gezielt querulieren.“ Es könne schließlich nicht sein, dass das Bahnunternehmen, ob privat oder nicht, die Züge in Wohnorten abstellt, nur weil es in den Betriebsablauf nicht reinpasse, diese an einen sichereren Ort zurückzufahren, findet Schmid.

Für den Bürgermeister steht fest: Es muss eine technische Lösung gefunden werden, und das lieber gestern als heute. Daher begrüße Schmid auch die Bemühungen von Lehr, auf die gefährliche Situation hinzuweisen. „Wir haben es bei dem Vorfall in Rheinweiler gesehen und ich habe solche Havarien zwei Mal erlebt. Es kann sehr schnell gehen und das muss verhindert werden,“ sagt Schmid.

Richtlinien sind eingehalten

Ein Sprecher der Deutschen Bahn (DB) hingegen versichert, dass bei den DB-Gefahrguttransporten auf der Schiene im Bereich der Bahnhöfe in Südbaden alle nationalen und internationalen Gefahrgutvorschriften eingehalten würden.

„Das Halten von Güterzügen in diesem Bereichen wird nur auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt wird“, sagt der Bahnsprecher weiter. Es lasse sich jedoch nicht immer vermeiden. „So zum Beispiel, wenn die Empfänger der Transporte in der Schweiz beispielsweise die Annahme vorübergehend verweigern und der Zug auf Wunsch des Eisenbahnverkehrsunternehmens, also des Betreibers des Güterzugs, kurz vor der Schweizer Grenze an den von Ihnen genannten Orten halten muss“, so der Sprecher. Er fügt hinzu: „Dies sind jedoch Ausnahmefälle. Regulär fahren die Güterzüge durch den Katzenbergtunnel.“

Auch der SPD-Landtagsabgeordnete, Rainer Stickelberger hat sich erneut an die Bahn gewandt, um eine Stellungnahme zu erhalten.

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