Efringen-Kirchen Wo Milch und Eier herkommen

Jutta Schütz

Landwirtschaft: Christine Kaufmann erklärt Schülern das Leben und die Arbeit auf dem Bauernhof.

Efringen-Kirchen - Ab dem Frühjahr wird das Telefon auf dem Seebodenhof wieder vermehrt klingeln: Gefragt wird dann bei Christine Kaufmann, ob sie Termine im Rahmen des Programms „Lernort Bauernhof“ anbieten kann. Denn „Schulstunden“ auf dem Bauernhof sind nicht nur bei Grundschulklassen ein Hit.

Christine Kaufmann gehört zu den Pionieren des besonderen Lernangebots, das mittlerweile bei elf landwirtschaftlichen Betrieben im Landkreis Lörrach nachgefragt wird.

„Das Schöne dabei ist: Jeder vermittelt Grundkenntnisse, hat aber auch andere Schwerpunkte“, berichtet Kaufmann mit Blick auf die Kollegen. Zu den hauptsächlichen Projektmöglichkeiten des Seebodenhofs gehören Tiere füttern, Butter herstellen, eine Bilderrallye, Informationen zu Milch und der Eisproduktion und demnächst noch der Schwerpunkt „Hühner“ und damit die Hühnerhaltung, denn Kaufmanns haben ihr Eier legendes Federvieh auf nun 800 Tiere aufgestockt.

Am Seebodenhof, über dem Eingang zum Kuhstall, hängt die Informationstafel, die Besucher darüber informiert, dass hier der Bauernhof ein „Lernort“ ist. Wer als Landwirt an der Vermittlung pädagogischen und praktischen Wissens zum Thema Tierhaltung und Landwirtschaft interessiert ist, muss sich bei Schulungen zunächst qualifizieren, bevor die Zertifikate vergeben werden. „Lernort Bauernhof“ wird als Landesprojekt vom Verein zur Förderung der Schwäbischen Bauernschule Bad Waldsee getragen und unter anderem vom Land Baden-Württemberg, dem BLHV (Badisch-landwirtschaftlicher Hauptverband), den Landfrauen, der Landjugend, dem Öko-Landbau, aber auch vom Lebensmittelhandel und von Banken unterstützt.

Schulklassen kommen seit über 30 Jahren

Christine Kaufmann hat aber auch schon Schulklassen auf dem Seebodenhof begrüßt, bevor es den Lernort in der jetzigen Form gab. Das ist rund 30 Jahre her. „Mir war immer wichtig, Kinder und Jugendliche darüber zu informieren, woher die Lebensmittel, die sie täglich konsumieren, eigentlich kommen und ihnen zu zeigen, wer die Nahrungsmittelversorgung sichert“, so die Landwirtin. Nicht nur Kinder und junge Menschen in der Stadt, sondern zunehmend auch Schüler auf dem Land verlieren den Bezug zur Landwirtschaft und Tierhaltung, der früher selbstverständlich war. Das Wissen über die Produktion und Herstellung von Lebensmitteln und über die Arbeit eines Landwirtes schwinde, so Kaufmann. Obwohl: In jüngster Zeit zeigen Schüler, aber auch Erwachsene, die den Hof besuchen, wieder mehr Kenntnisse über und Interesse an Tierhaltung und Erzeugnisse vom Feld und aus dem Garten. „Hier merken wir allmählich das bewusste Einkaufen von Verbrauchern auf dem Bauernhof, in Hofläden oder überhaupt bei den regionalen Erzeugern. Das ist aus unserer Sicht sehr erfreulich, da bei diesen Kontakten auch immer wieder ein Austausch über landwirtschaftliche Themen entsteht“, berichtet Kaufmann.

Über Katzen, Hunde, Kaninchen, eventuell Hühner wissen die Kinder recht viel – die Mädchen dazu über die Pferdehaltung. „Aber über Schweine oder darüber, wie groß eine Kuh wird, wie oft sie gemolken werden muss, wie viel sie frisst, wie man Milch verarbeitet, darüber wissen die Kinder fast nichts“ erzählt Kaufmann, die schon lustige Antworten auf die Frage, wie häufig man eine Kuh melken muss, bekommen hat. „Ich hatte da schon alles, von ,einmal im Jahr’ bis ,mehrmals am Tag’“, lacht sie.

Lehrer, die einen Bezug zum Land, Landleben, zu Tieren, Biologie oder auch Geografie gaben, „das sind die, die sich und ihre Schüler hier anmelden“, überlegt sie. Zweite und vierte Grundschulklassen sind häufig Gäste, aber auch die fünften Klassen weiterführender Schulen. Und im Jahr 2018 konnte sie auch Abiturienten begrüßen, die zwei Mal auf dem Hof übernachteten und sich am Arbeitsalltag des Landwirts beteiligten. „Es gab da auch durchaus junge Leute, die sich für eine landwirtschaftliche Ausbildung interessierten“, gibt sie weiter.

Auch der Alltag der Landwirte ist Thema

Was die Schüler von heute auch nachfragen, ist, ob ein Landwirt überhaupt Urlaub hat. „Dass Kühe jeden Tag regelmäßig versorgt werden müssen und man natürlich auch an Weihnachten das Vieh versorgen muss, erstaunt dann doch viele und macht sie nachdenklich“, sagt die Landwirtin. Auch die Einkommenssituation der Landwirte und Fortbildungsmöglichkeiten sowie weitere berufliche Qualifikationen sind für ältere Schüler interessant, bemerkt Christine Kaufmann, die übrigens nicht sagen kann, wie viele Klassen insgesamt schon den Hof besucht haben.

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