Efringen-Kirchen Bürgerbeteiligung soll guten Rat bringen

Beatrice Ehrlich
Die ehemalige Güterhalle am Bahnhof wird derzeit als Lager für diverse Gegenstände genutzt.Archivfoto: Reinhard Cremer Foto: Archiv/Reinhard Cremer

Gemeinderat nimmt sich die alte Güterhalle vor

Es gebe viele Vorschläge zur künftigen Nutzung der ehemaligen Güterhalle am Bahnhof, sagt Efringen-Kirchens Bürgermeister Philipp Schmid. Deshalb soll nun mit dem Einverständnis des Gemeinderats ein moderierter Bürgerbeteiligungsprozess durchgeführt werden.

Efringen-Kirchen - In der Gemeinderatssitzung am Montag hat der Gemeinderat dem Anstoß eines „dialogorientierten Beteiligungsprozessses“ einstimmig grünes Licht erteilt. Damit einher geht dessen Organisation und Abwicklung durch die Kommunalberaterin Diana Krebs zu einem Gesamtbruttopreis von rund 9000 Euro. Neben der Kommunikation in der Öffentlichkeit ist im Rahmen des Prozesses die Begehung der Halle durch die Bürger vorgesehen sowie die Durchführung von „Dorfhock-Workshops“.

Krebs stammt aus Efringen-Kirchen und gehört zum Team von Neuland21, einem gemeinnützigen Verein mit Sitz im brandenburgischen Bad Belzig, das sich die digitale Transformation des Landlebens im 21. Jahrhundert zum Ziel gesetzt hat. Im ländlichen Brandenburg bietet der Verein unter anderem Programmier-Werkstätten für Kinder an.

Ideen für flexibles Arbeiten auf dem Land

Im Gemeinderat skizzierte Krebs die Idee, in der alten Güterhalle einen „Co-Working-Space“ einzurichten. Mit einem solchen, mit digitalen Anschlüssen und Büroinfrastruktur ausgestatteten Raum, eventuell mit angeschlossenem Café, komme man dem in der Corona-Pandemie gewachsenen Bedürfnis nach flexiblen Arbeitsorten entgegen, führte sie aus.

Als Beispiel nannte sie ein zum Co-Working-Space umgewidmetes Schloss in der 5000-Einwohner-Stadt Tengen im Landkreis Konstanz. In großen Städten schon weite verbreitet, könnte ein solcher gemeinsam genutzter Raum gerade auf dem Land neue Möglichkeiten eröffnen, meinte sie. Denn noch würden Trends und Lösungen für Herausforderungen auf dem Land überwiegend in Großstädten gemacht. Mit seiner geografischen Lage sei Efringen-Kirchen der ideale Ort für einen ländlichen „Innovations-Hub“, wo sich lokale Akteure austauschen und ihre eigenen Handlungsempfehlungen erarbeiten könnten, ist sie sich sicher.

In den wenigen Wortmeldungen im Gemeinderat wurde grundsätzlich Zustimmung zum Bürgerbeteiligungsprozess deutlich. „Die Vorgehensweise hat Charme, egal was dabei herauskommt“, urteilte Gemeinderat Karl-Friedrich Hess (SPD). Wichtig sei, darüber zu reden.

Idee der Bürgerbeteiligung kommt bei Räten gut an

Er könne bei so einem Bürgerbeteiligungsprozess als Versuch gut mitgehen, ergänzte Karl Rühl (CDU), denn die Bürger hätten oft genug das Gefühl, sie würden nicht gehört. Kaum Fürsprecher fand indessen in einem ersten Moment die Idee eines Co-Working-Space. Gemeinderat Hanspeter Buck (SPD) merkte an, man habe in Efringen-Kirchen leider kein leerstehendes Schloss zu bieten. Der Kontrast zwischen den beiden Gebäuden – Schloss und Halle – sei für ihn zu groß, um einen Vergleich zu ziehen.

Bernd Münkel (FDP) fragte, welchem Status das Gebäude unterliege. Die alte Güterhalle stehe unter Ensembleschutz zusammen mit dem nahegelegenen ehemaligen Bahnhof, aber nicht unter Denkmalschutz, informierte Bauamtsleiter Marc Braun. Damit wären gewisse bauliche Maßnahmen erlaubt, die auch wieder zurückgebaut werden könnten, präzisierte er, etwa Oberlichter, Fensteröffnungen oder ein „Haus im Haus“, hinter der alten Fassade.

Güterhalle wird zur Zeit als Lager genutzt

Zur Zeit wird die Güterhalle als Lager genutzt: einerseits für Gegenstände des Museums in der Alten Schule, andererseits für die Marktstände des bisher vom Gewerbeverein veranstalteten Weihnachtsmarkts auf dem Rathausplatz.

Dass derzeit dort andere Dinge untergebracht seien, könne aber nicht Anlass sein für Denkverbote hinsichtlich der künftigen Nutzung der Halle, unterstreicht Bürgermeister Schmid auf Nachfrage. Ginge es nach ihm, könnte der Beteiligungsprozess schon in diesem Sommer losgehen. Um interessierten Bürgern die Begehung der Halle zu ermöglichen, werde man in dem Fall eine Lösung finden müssen.

"Ergebnisoffener Prozess"

Auf die Idee, an diesem Ort einen Co-Working-Space zu eröffnen, hat Schmid der Anruf einer Bürgerin gebracht. „Das wäre etwas, was es hier noh nicht gibt“, merkte er an, im Vergleich etwa zu einem Café. Zudem gebe es für ein solches Projekt Fördergelder des Landes. Der Bürgerbeteiligungsprozess sei aber ergebnisoffen, betont Schmid.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading