Betroffene Frauen, die ein ähnliches Schicksal erlitten hatten, waren, anders als die ehemaligen Hütejungen, nicht bereit, mit der Autorin darüber zu reden, berichtete Heinecke.
Durch ihre Texte gewährte die Autorin zudem Einblicke in frühere gesellschaftliche Verhältnisse: In den Jahren des Wirtschaftswunders fuhr noch der Ochsenkarren neben dem schnittigen Sportwagen.
Eine Gesellschaft voller Widersprüche
Bäuerinen schufteten, während gleichzeitig mit Glanz und Gloria Miss Germany gewählt wurde. Frauenzeitschriften wie die „Constanze“ vermittelten das damals gängige Frauenbild. Im „Spiegel“ war noch 1968 zu lesen, dass „uneheliche Kinder dem Gesetz nach nicht mit dem Vater verwandt“ seien. Von Geburt an unterstanden diese „Bastarde, Bankerte oder Niemandskinder“, wie sie genannt wurden, der Vormundschaft des Jugendamts.
Erst im Jahre 1998 wurde der Unterschied zwischen ehelichen und unehelichen Kindern aufgehoben. Heute werden in Deutschland knapp 35 Prozent aller Kinder unehelich geboren. Im Jahre 1952 waren es gerade mal zehn Prozent, erklärte die Autorin.
Noch in diesem Jahr wird Julia Heinecke einen dritten Band vorlegen, der in den 1970er Jahren angesiedelt ist, aber an die beiden vorhergehenden Bände anschließt.