Eimeldingen Beim Rebharken besiegte er seinen Herausforderer

Weiler Zeitung

Serie: „Portraits bekannter Eimeldinger“, Teil 1: Der Sägemüller – Oskar Krause (1921 bis 1989)

Von Boris Burkhardt

Eimeldingen. Oskar Krause war ein starker und stämmiger Mann, der Baumstämme „fast wie Streichhölzer“ umhergeschmissen haben soll. Kaum jemand konnte beim Arbeiten mit seinem Tempo mithalten. Der Sägemüller war ein beliebter Mann in Eimeldingen, der überall engagiert war, im Gemeinderat und in der Feuerwehr – nur singen konnte er nicht. Und die Gastfreundschaft in der „Sägi“ war berühmt: Wer Milch holen kam, bezahlte nicht einfach und ging wieder.

Für Oskar Krause und seine Frau Maria sei es selbstverständlich gewesen, den Kunden mit Wein und Nüssen in der guten Stube zu verköstigen, wie sich ihr Sohn Eduard Krause, ebenfalls langjähriger Gemeinderat in Eimeldingen, erinnert. Ebenso berühmt war Maria Krauses selbst gebackenes Bauernbrot, das einem Gast so gut schmeckte, dass er jede Woche einen Laib kaufen wollte und 20 Mark dafür bot. Doch die gute Seele der „Sägi“ musste ablehnen: Bei einem Haushalt von acht bis zehn Personen waren ihre Kapazitäten schlichtweg ausgeschöpft. Versorgt wurden nämlich nicht nur Familie Krause mit den drei Kindern Dieter, Eduard und Verena, sondern auch die Knechte, die zwei, drei Jahre auf dem Hof verbrachten – und Familie Schiff.

Diebold Schiff, erzählt Eduard Krause, arbeitete nämlich im Stellwerk der Bahn und wohnte mit Frau und vier Kindern im Bahnwärterhäuschen jenseits der Gleise. Für Milch, Kartoffeln und Obst sei der Familienvater so dankbar gewesen, dass er zeit seines Lebens auf dem Hof und in der „Sägi“ in seiner Freizeit mitgearbeitet habe.

Eduard Krause erinnert sich auch an Knecht Günter aus der DDR, der in den 1960ern auf dem Hof arbeitete. Günter war ein Schrank von einem Mann: „Im Schwimmbad konnte er so lange unter Wasser bleiben, dass andere schon fürchteten, er sei abgesoffen“, berichtet Krause.

Günter wollte es mit Oskar Krause aufnehmen und ihm die Betriebsleitung streitigmachen. Doch der Sägewirt wies den Herausforderer in die Schranken. Beim schweißtreibenden Harken der Reben, das viel Übung erfordert, musste Günter kleinbeigeben: Krause jagte den Rebberg hoch, während der Knecht kaum nachkam.

Oskar Hermann Krause wurde am 15. Januar 1921 als jüngstes von vier Kindern auf einem schlesischen Gutshof geboren. Die Eltern waren keine armen Gutsherren: Selbst der Pferdestall war mit weißen Fliesen ausgelegt, wie Eduard Krause weiß. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war Oskar Krause gerade im wehrfähigen Alter; erst kämpfte er in Frankreich, später in Russland. 1945 landete er schließlich in Wittlingen, wo er die Franzosen aufhalten sollte.

Der 24-jährige Soldat stand auf der Suche nach Unterkunft und etwas zu essen plötzlich unter einem Baum im Garten von Elisabeth Sütterlin an der Binzener Straße. Am Rande des Dorfes Eimeldingen, das voll mit Franzosen war. Nach ihrem ersten Schrecken sorgte Elisabeth Sütterlin dafür, dass der junge Soldat bei ihrem Vetter, dem Sägemüller und Landwirt Reinhard Müller, unterkam.

Oskar Krause fühlte sich offensichtlich sehr wohl im Müller’schen Betrieb im Malzholzweg: Schon am 17. November 1945 heiratete er Maria Katharina, die Tochter seines neuen Hausherrn, und übernahm später den Betrieb. Ein Zurück zur eigenen Familie gab es für Oskar Krause lange Zeit nicht: Vater und Bruder lebten nun im Vogtland hinter dem Eisernen Vorhang, die Mutter starb schon 1948. Später durfte Oskar Krause einige Male mit seinem Sohn Dieter in die DDR einreisen. Eduard und Verena lernten ihre Großeltern jedoch nie kennen.

Bis zum Alter von 62 Jahren ging Oskar Krause der schweren Arbeit in der Sägemühle nach. Selbst als der Betrieb Anfang der 80er offiziell eingestellt wurde, nahm er noch einzelne Aufträge an. Seine Frau Maria starb bereits im Mai 1975, am 10. Juli 1989 legte sich auch der letzte Eimeldinger Sägewirt zur Ruhe – und mit ihm seine „Sägi“, die heute zum Wohnhaus umgebaut ist.

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