Eimeldingen Das Angebot muss stimmen

Daniela Buch
Referent Ulrich Grosse berichtete am Stammtisch der Nahverkehrsinitiative Kandertal über erfolgreiche Beispiele aus der Praxis. Foto: Daniela Buch

Nahverkehr: Ulrich Grosse aus Tübingen sieht Potenzial für Reaktivierung der Kandertalbahn.

Eimeldingen - Nahverkehrsberater Ulrich Grosse aus Tübingen referierte beim Stammtisch der Nahverkehrsinitiative Kandertal über gelungene Beispiele zur Belebung des öffentlichen Nahverkehrs durch reaktivierten Schienenverkehr und integrierte Bus-Bahn-Konzepte. „Aus meiner Sicht ist das Kandertal ein Kandidat“, sagte er vor dem Hintergrund des Reaktivierungsprogramms des Landes Baden-Württemberg.

Die Kandertalstrecke, die unter den „ersten Fünf“ aller potenziellen Strecken gehandelt werde, biete beste Voraussetzungen, in das Förderprogramm des Landes aufgenommen zu werden, zum einen aufgrund der Bevölkerungsstruktur, zum anderen, da sie direkt auf das Oberzentrum Basel zufahre.

Berücksichtigt werden müsse die Anbindung der nicht an der Schiene gelegenen Dörfer und der Einsatz von Bussen mit wichtiger Zubringerfunktion. Die Reaktivierung solle schließlich eine Verbesserung und Ergänzung des bisherigen Angebots darstellen. „Es ist wichtig, den Bestand zu verstehen, denn man hat sich ja etwas dabei gedacht. Kunden sind schnell vergrault, und neue zu gewinnen, ist nicht einfach“, erklärte Grosse.

Die Bereitschaft zur Modernisierung, zu Investitionskosten, und einem konsequenten Betrieb sowie ein Kosten-Nutzen-Faktor größer als eins, nannte der Referent als Eckpunkte. Um die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zu erhöhen, müsse der Markt besser erschlossen werden. Im Fokus stünden jene, die eine Wahlfreiheit der Verkehrsmittel haben. Um diese zu erreichen, müsse das Angebot schnell, komfortabel, räumlich und zeitlich gut verfügbar, preiswert und umweltfreundlich sein.

Die Erfahrung zeige, dass die Fahrtzeit einschließlich aller Haltepunkte, Reisegeschwindigkeit und Preis wichtige Komponenten seien. Als Beispiel führte Grosse das kombinierte Zug-Bus-Konzept zur Wiederinbetriebnahme der Strecke Ulm-Senden-Weißenhorn mit einem täglichem Stundentakt von 5 bis 24 Uhr und einer Fahrtzeit von 25 Minuten an.

Tübingen als Erfolgsmodell

Oder Tübingen: Nach Herrenberg gelange man in 24 Minuten im halbstündigen Takt. Wurde diese Strecke zu Beginn nur von 400 Personen wahrgenommen, so werden mittlerweile 8000 Fahrgäste täglich gezählt.

Erfolgreich sei in Tübingen auch die Einführung des Nulltarifs an Samstagen für Stadtbusse: der Individualverkehr sei um zehn Prozent zurückgegangen.

Heimo Schöpflin freute sich, zwei Dutzend Teilnehmern im Tagungsraum des Gasthauses „Loewen“ begrüßen zu dürfen. Nach dem Beschluss des Kreistags und dem Auftrag an die Verwaltung, ein Verkehrskonzept für das Kandertal mit und ohne Reaktivierung vorzubereiten, und einem Schreiben an das Verkehrsministerium, in dem eine positive Haltung zur Reaktivierung der Kandertalstrecke als Regio-S-Bahn signalisiert wurde, wurden am Dienstagabend nun Befürchtungen geäußert, die Umsetzung würde nun seitens des Landratsamts auf die lange Bank geschoben. Für Kreisräte aus dem Kandertal, die Arbeitsgruppe Kandertalbahn und die Initiative gelte es daher, nachzufassen, und in Erfahrung zu bringen, ob der Auftrag für das integrierte Verkehrskonzept zwischenzeitlich erteilt wurde.

Auch wurde ein Zeitplan vom Verkehrskonzept bis zur Inbetriebnahme gefordert. Der Beginn wäre schrittweise ab 2024 möglich, wobei Zwischenlösungen und auch der dauerhafte Parallelbetrieb der Museumsbahn bedacht würden.

Auf höchster politischer Ebene stehe derweil allerdings erst das Jahr 2040 als Ziel in der Diskussion.

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