Eimeldingen Die Bühne ist der Sehnsuchtsort

Ingmar Lorenz
„Die Interaktion mit den Bandkollegen und dem Publikum muss unmittelbar sein.“ Die „Sugar Foot Stompers“ sind eine „Live-Band“, sagt ihr Bandleader Heiner Krause (Zweiter von rechts). Foto: zVg/Lorenz

Kultur: Heiner Krause von den „Sugar Foot Stompers“ über Auswirkungen der Corona-Krise auf Musiker

Eimeldingen   Die Auftritte der Jazzband „Sugar Foot Stompers“ im Eimeldinger „Loewen“ gehören fest zum kulturellen Angebot der Gemeinde. Aber wie so vieles können auch die Konzerte in der derzeitigen Corona-Situation nicht stattfinden.

Die Musiker passen sich so gut es geht an die aktuellen Bedingungen an, freuen sich aber vor allem darauf, nach der Krise auf die Bühne zurückzukehren.

Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt Heiner Krause, Hornist, Sänger, Waschbrett-Spieler und Bandleader der „Sugar Foot Stompers“, wie die Musiker mit dem „Shutdown“ umgehen, wie es nach Corona weitergeht und wie Musik gerade in schwierigen Zeiten helfen kann.

Herr Krause, wann war der letzte Auftritt der „Sugar Foot Stompers“ im Eimeldinger „Loewen“ vor der coronabedingten Pause? War die Stimmung da bereits für Sie merklich anders als sonst?

Unser letzter Auftritt im „Loewen“ fand am 12. März statt. Die gespenstische „Corona-Stimmung“ lag bereits in der Luft. Mit relativ wenigen Zuhörern erlebten wir einen ganz speziellen Abend zwischen leidenschaftlicher Jazzmusik, Erinnerungen an die spanische Grippe und ruhigen, fast kammermusikalisch innigen Nummern.

Immer wieder natürlich die Gedanken an das, was sich gerade über die Welt ausbreitete, ohne abschätzen zu können, was es wirklich bedeutet. Und das alles in diesen jahrhundertealten Mauern, die schon so viele Katastrophen überstanden haben. Ich dachte auch nicht, dass dies für lange Zeit das letzte Mal war, dass ich live musiziere. Dieser Auftritt war ein ganz besonderer, das spürten auch die anderen Bandmitglieder und das Publikum.

Steht bereits fest, ob die Konzerte weitergehen, nachdem die Corona-Krise ausgestanden ist?

Ja, auf jeden Fall! Das stand weder für die „Sugar Foot Stompers“ noch für die Gastgeber im „Loewen“, Familie Hanemann, zur Diskussion. Allerdings gibt es noch keinen Starttermin, da zunächst die Weisungen der Landesregierung abzuwarten sind. Wir freuen uns aber alle sehr darauf.

Wer es nicht erwarten kann: Man kann beim „Loewen“ Essen bestellen und abholen oder es sich liefern lassen. Die Musik dazu kommt in CD-Form von den „Sugar Foot Stompers“. Restaurant und Band sind auch jetzt für alle Fans da. Kontakt kann man über die entsprechenden Webseiten aufnehmen.

Wie ist derzeit die Stimmung in der Gruppe? Sind Sie regelmäßig mit den anderen Band-Mitgliedern in Kontakt?

Wir stehen miteinander über die sozialen Medien ständig in Kontakt. Wir sind ja auch seit Jahrzehnten gute Kollegen, da geht es auch nicht immer nur um die Band. Jeder muss sich natürlich in dieser Zeit auch beruflich und familiär arrangieren. Betroffen sind wir über die Nachrichten aus New Orleans, wo Jazzmusiker dem Virus zum Opfer fallen, Clubs aufgeben und verkauft werden und den allermeisten Musikern das komplette Einkommen wegbricht.

Welche Möglichkeiten haben Musiker, sich sowohl wirtschaftlich als auch künstlerisch mit der derzeitigen Situation zu arrangieren?

Wir sind vom 20er-Jahre Stil „angefressen“ und gönnen uns und unserem Publikum diese Band sozusagen. Einige von uns arbeiten als klassische Musiker und Instrumentallehrer. Alle Konzerte wurden abgesagt, die Saison 2019/20, die normalerweise bis zu den Sommerferien dauert, vorzeitig abgebrochen.

Mit Glück gibt es für die großen Projekte Kurzarbeitergeld. Der Instrumentalunterricht läuft über digitale Medien weiter – von heute auf morgen eine große Umstellung, auf die keiner richtig vorbereitet war. Immerhin läuft der Betrieb dort noch. Als Künstler nutze ich diese Zeit intensiv zum Üben, um Neues auszuprobieren und für Kammermusik in der Familie.

Gibt es Projekte der „Sugar Foot Stompers“ übers Internet oder Ähnliches?

Wir sind eine Live-Band. Die Interaktion mit den Bandkollegen und dem Publikum muss unmittelbar sein. Nicht alles, was technisch möglich ist, setzt diese Emotionen frei.

Jazz ist eine sehr lebensbejahende Musik, die einem durch schwierige Zeiten helfen kann. Haben Sie eine spezielle Song-Empfehlung für unsere Leser in dieser außergewöhnlichen Zeit?

Abgesehen von den historischen Vorbildern ist unsere Lieblingsband „Tuba Skinny“ aus New Orleans. Sie haben gerade ihr „Quarantine Album“ herausgegeben, besonders der „Forget-me-not-Blues“ passt in diese Zeiten: Irgendwann wird es irgendwie weitergehen! So haben auch wir die Hoffnung, bald wieder mit viel Publikum im „Loewen“ in Eimeldingen die Lebensfreude zu feiern.

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