Eimeldingen Ende einer Eimeldinger Institution

Weiler Zeitung
Die letzten aktiven Sänger des Männerchors „Liederkranz“ und Dirigentin Ulrike Böhm beschlossen am Mittwochabend die Auflösung des Vereins. Foto: Reinhard Cremer Foto: Weiler Zeitung

„Liederkranz“: Männerchor nach 155 Jahren bei außerordentlicher Versammlung aufgelöst

Ab dem 1. Oktober haben die Liquidatoren das Sagen über den Männerchor „Liederkranz“ Eimeldingen-Märkt. Bei ihrer außerordentlichen Generalversammlung am Mittwochabend im „Loewen“ beschlossen die anwesenden 23 stimmberechtigten Mitglieder die erwartete Auflösung des Vereins.

Von Reinhard Cremer

Eimeldingen. Zu Liquidatoren wurden Schriftführer Manfred Merstetter und Kassierer Hansjörg Hütter gewählt. Die satzungsgemäß vorgesehenen Hansfrieder Geugelin als Vorsitzender und dessen Stellvertreter Helfried Papke hatten aus Gesundheits- und Altersgründen die Übernahme dieses Amts abgelehnt.

Keine Kandidaten für Vorstandsämter

Nach gut 155 Jahren wird so ein wesentliches Stück Eimeldinger Geschichte selber zur Geschichte. Auf der Generalversammlung im Februar hatte sich niemand mehr zur Übernahme eines Vorstandspostens gefunden, so dass die Ämter zunächst kommissarisch weitergeführt wurden. Da sich aber bis Mittwoch und auf ausdrückliche Nachfrage auch am Abend der außerordentlichen Versammlung kein Kandidat für den Vereinsvorstand fand, war das Schicksal des Vereins besiegelt.

Zuvor hatten noch 15 Sänger unter der Leitung von Ulrike Böhm mit dem „Morgenrot“ die Versammlung gesanglich eröffnet.

In seiner Begrüßung nahm Hansfrieder Geugelin das erwartete Ende schon vorweg mit den Worten: „Es stimmt mich traurig, denn der Verein wurde bis zum heutigen Tag von Idealisten geprägt und hat sich über 155 Jahre im dörflichen kulturellen Leben der Gemeinde eingebracht.“ Jetzt aber habe der Vorstand gesagt, „wir können und wollen nicht mehr“. Sechs der verbliebenen zwölf Sänger hätten bereits die 80 überschritten.

„Nicht wehklagen, sondern dankbar sein“

Schriftführer Manfred Merstetter ließ noch ein letztes Mal die vergangenen Monate mit dem Besuch von Konzerten und Feiern, aber auch mit dem Abschied vom Ehrenmitglied Hans Tscherter Revue passieren, bevor er mit dem Spruch „Nicht wehklagen, dass wir ihn (den Verein) verloren, sondern dankbar sein, dass wir ihn gehabt haben“ schloss.

Kassenführer Hansjörg Hütter gab noch einmal einen Überblick über die Finanzlage.

Die noch getätigten Ausgaben waren nicht unerheblich, lagen aber darin begründet, dass der Verein angesichts der bevorstehenden Auflösung die Kosten für die Kranzspende zum Volkstrauertag dem Musikverein Märkt für die nächsten fünf Jahre zur Verwendung und Verwahrung übergab. Ebenso erhielt die Musikschule Markgräflerland die übliche Unterstützung für die nächsten fünf Jahre vorab. Mitgliederbeiträge waren nicht mehr erhoben worden. Andererseits flossen aber auch keine Gelder seitens des OMCV mehr.

Dirigentin Ulrike Böhm regte an, dass man sich trotz Auflösung einmal pro Monat zwanglos zum gemeinsamen Singen treffen könne, „damit das Herz nicht so schwer wird“.

Endgülte Auflösung am 30. September

Den endgültigen Abgesang leitete dann Bürgermeister Oliver Friebolin als Wahlleiter mit dem Verlesen des für die Auflösung maßgeblichen Paragrafen der Vereinssatzung ein. Unter anderem heißt es dort: „Bei Auflösung des Vereins muss das gesamte Inventar der Gemeindeverwaltung Eimeldingen zur Verwahrung übergeben werden. Das Kapitalvermögen wird bei der Sparkasse Markgräflerland angelegt.“ Sollte sich innerhalb von zehn Jahren kein Nachfolgeverein gründen, muss das Vermögen zu steuerbegünstigten Zwecken verwendet werden.

Die Versammlung beschloss mit der Wahl der Liquidatoren die Auflösung des Vereins zum 30. September. Bis dahin bleibt der Verein unter dem kommissarischen Vorstand geschäftsfähig. Die beiden Liquidatoren wurden für die notwendigen Schritte mit gemeinsamer Vertretungsvollmacht ausgestattet.

Friebolin äußerte sein großes Bedauern. Es gehe mit der Vereinsauflösung eine Eimeldinger Institution verloren.

Heike Thiel vom Frauenchor dankte den Sängern für die stets gute und freundschaftliche Zusammenarbeit. Schließlich sei es der Männerchor gewesen, der den Frauenchor „aus der Taufe gehoben“ habe.

Nach dem Lied „Am Brunnen vor dem Tore“, bei dem die den Verein seit vielen Jahren als „stille Helferin“ begleitende Elisabeth Weber für die Dirigentin als „lebender Notenständer“ fungierte, klappten die Sänger endgültig ihre Notenmappen zu.

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