Efringen-Kirchen Klang gewordene Vision von Kunst

Weiler Zeitung

„Fassduggefon“: Im Keller des Weinguts Ziereisen hat Gerhard Trimpin eine Klangskulptur erschaffen

Im Weinkeller von Hanspeter Ziereisen gibt es seit dieser Woche wohl eines der weltweit ungewöhnlichsten „Musikinstrumente“ – nämlich ein Fassduggefon. Installiert wurde es von einem Künstler, Komponisten und Erfinder von Weltrang, Gerhard Trimpin, der aus Istein stammt, aber seit fast 40 Jahren in Seattle (USA) lebt und arbeitet und dort schlicht unter seinem Nachnamen „Trimpin“ bekannt ist.

Von Jutta Schütz

Efringen-Kirchen . 36 alte Fassdauben, an deren Enden wie bei einem Bogen Drähte gespannt sind, halten über diese Drähte Holzstäbe unterschiedlicher Länge. Sie werden über einen computergesteuerten Impulsgeber (Klöppel) angeschlagen und erzeugen durch die Schwingung Töne. Trimpin führte einem völlig faszinierten Publikum mit einer App vor, welche Melodien nun spielbar sind. Programmiert sind sowohl das „Badner Lied“ und „Ze Mülle an der Poscht“, als auch bekannte Blues- und Klassikmelodien, teilweise kompositorisch von Trimpin bearbeitet, ebenso „Moritat von Mackie Messer“ aus der Dreigroschenoper. Das Klangerlebnis im Gewölbe war einzigartig, die vielen Gäste, die zur Vorführung gekommen waren, bewunderten und beklatschten die Erfindung und stellten Trimpin viele Fragen.

Hanspeter Ziereisen, dessen Weinkeller nun diesem weltweit einzigartigen Instrument den Klang-Raum gibt, wird sich wohl künftig auf viele Neugierige einstellen dürfen. Einen zweiten Nachbau des Fassduggefons, soviel ist klar, wird es an einem anderen Ort nicht geben. Auch das macht ein Kunstwerk aus.

Die Laudatio zum Ereignis hielt Hans Lauber, der sowohl Freund von Hanspeter Ziereisen als auch von Gerhard Trimpin ist. Trimpin, so Lauber, stamme aus einer musikalischen Familie und sei schon als Junge darauf aus gewesen, mit Erfindungen „Krach zu machen“, sprich Geräusche und Melodien zu erzeugen – so zum Beispiel mit Blechbüchsen-Konstruktionen oder mit einem selbst gebauten Wasserrad.

Beeindruckt habe ihn besonders eine Konstruktion Trimpins für Contergan geschädigte Kinder, die dank dieser technischen Hilfe ein Instrument spielen konnten, berichtete Lauber, für den es nur logisch war, dass nun mit der Installation des Fassduggefons „ein ungewöhnlicher Künstler mit einem ungewöhnlichen Winzer zusammengekommen sind“.

In den USA mit vielen Preisen ausgezeichnet

Besonders in den USA sind Klangobjektkünstler „Trimpin“, seine Werkstatt in Seattle und seine Kunstwerke berühmt.

Dort wurden ihm viele hohe Auszeichnungen zuteil, er erhielt den „Genius Award“ der Mac Arthur Foundation, ein Guggenheim-Stipendium, war in der weltbekannten Universität Stanford „Artist in Residence“. Dieses Porgramm erlaubt Künstlern, durch zur Verfügung gestellte finanzielle Mittel oder Stipendien und Einladungen von Hochschulen, Museen, Galerien oder Theatern den kulturellen Austausch zu pflegen.

Die „Seattle Times“ beschrieb Gerhard Trimpin einmal als einen „Ton und Bewegungszauberer“, und das trifft es wohl auch im Sinne des gebürtigen Isteiners, denn Trimpin selbst beschreibt seine Ideen, Konzeptionen und Werke folgendermaßen: „Sie sind eine ständig weiterführende Untersuchung der Konzepte von Klang, Vision und Bewegung“.

Trimpin verbindet alte mechanische Techniken mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Computertechnik, experimentiert mit Musik- und Mechanikkombinationen, die zu völlig neuen Sinneseindrücken führen. Seine Werke sind sowohl Teil musikalischer Performance als auch kinetische Skulpturen und Design-Experimente.

Zu seinen bekannten Skulpturen gehören „Sheng High“ oder „Klompen“. Mit Studenten aus Stanford kreierte er zum Gedenken an die jüdischen Bürger die Installation und das Multimediaprojekt des „Gurs-Zyklus“, bei dem unter anderem alle Namen der aus Baden deportierten Juden mit Wassertropfen buchstabiert werden.

Seine Frau Sheryl bestätigte gegenüber der „Oberbadischen“ den Eindruck des genialen Erfinders in Sachen Ton, Musik und Skulptur, den die Besucher mitnahmen: „Er sitzt nie still, ständig beschäftigt er sich mit gefundenen Dingen oder er beobachtet etwas Interessantes – manchmal zeichnet er die Umsetzung einer neuen Idee, eine neue Klang-Skulptur, in Skizzen vorher auf, oft aber beginnt er einfach das zu konstruieren, was er im Kopf längst fertig hat.“

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