Eimeldingen Kommunikation ist entscheidend

Weiler Zeitung
Nicht nur für die Lebensmittelerzeugung, sondern auch für die Offenhaltung der Flächen – etwa mit Schafen – ist die Landwirtschaft entscheidend. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

Zukunftsforum: Interessengruppen aus dem Landkreis diskutieren Entwicklung der Landwirtschaft

Es ist eine Premiere: Organisationen und Verbände sowie politische Akteure in den Bereichen Landwirtschaft und Naturschutz mit durchaus unterschiedlichen Interessen wollen sich vernetzen und bei vielen Themen besser zusammenarbeiten. Denn es geht um die Wahrnehmung regional erzeugter landwirtschaftlicher Produkte und um die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft im Landkreis.

Von Jutta Schütz

Eimeldingen. Beim „Zukunftsforum Landwirtschaft und Gesellschaft im Landkreis Lörrach“ kristallisierten sich der Social-Media-Bereich und der Schwerpunkt „Bildung“ heraus. Bei der Bildung in Sachen Lebensmittelerzeugung und Verwendung müsse nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Jugendlichen und vor allem bei den Eltern mehr getan werden.

Die Teilnehmer und die Themen

Vertreter des Kreises, aus dem Kreisrat, aus Gemeinderäten und Distriktrat, seitens der Landwirte, der Landfrauen und Direktvermarkter, von verschiedenen Landschafts- und Naturschutzvereinigungen und sogar von „Fridays for Future“ nahmen am Forum teil. Moderator war Bernhard Nägele vom Bildungshaus Kloster Sankt Ulrich. Jede Interessengruppe konnte Erwartungen und Ziele formulieren. Arbeitsgruppen zu den Themenfeldern wie „Bildung/Information“, „Medien“, „Austausch“, „Biodiversität“, „Grünland“ und „Direktvermarktung“ formierten sich noch während der Diskussion.

Topografie entscheidet über Bewirtschaftung

Landrätin Marion Dammann stellte die Besonderheiten der Landwirtschaft im Landkreis heraus. Die Topografie des Kreises beeinflusse die Bewirtschaftung der Flächen, vom Acker-, Wein-, Obst- und Gemüseanbau in der Rheinebene bis hin zur großflächigen Beweidung im Bergland, betonte die Landrätin. Die erzeugten Produkte im „Genießerland Baden-Württemberg“ seien hochwertig, die Betriebe, die sie erzeugen, wichtig und unverzichtbar, kommentierte Dammann.

Bettina Frank-Renz, Leiterin des Fachbereichs Landwirtschaft und Naturschutz im Landratsamt Lörrach, informierte, wie sich die Flächen im Landkreis aufteilen. 51 Prozent davon sind Wald, 28,5 Prozent sind landwirtschaftliche Nutzfläche. Bei der Tierhaltung dominieren Rinder – Milchviehhaltung gibt es übrigens kaum noch – mit knapp 79 Prozent vor Pferden mit 13 Prozent vor Schafen und Ziegen. Im Haupterwerb gibt es nur noch 197 Betriebe in der Landwirtschaft, 808 sind Nebenerwerbsbetriebe. Etwas über 89 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe arbeiten konventionell, knapp elf Prozent ökologisch.

„Landwirtschaft“ als Bildungsauftrag vermitteln

Kornelia Vogel vom Obstgroßmarkt Südbaden betonte, dass für den Fortbestand regionaler Erzeugnisse die Basisarbeit an Kindergärten, Schulen und bei den Eltern enorm wichtig sei. „Es wird weniger gekocht, viele wissen nicht mehr, wie man ein Essen aus Rohzutaten herstellt, der Bezug zur Landwirtschaft muss wiederhergestellt werden“, formulierte sie ein Ziel an das Forum.

„Landwirtschaft muss auf den Lehrplan“ forderten auch Jonas Kaufmann für die Landjugend und Ursula Bahlinger von den Landfrauen. Für den Obsterwerbsbau sah Obstbaumeister Max Hagin ebenfalls das Bildungs-Wissensdefizit.

Dammann bedauerte hier, dass das Thema Landwirtschaft im geltenden und auch im zukünftigen Bildungskanon (bisher) nicht berücksichtigt werde.

„Social Media“ einsetzen und Probleme ansprechen

Susanne Denzer aus Fischingen schlug vor, sich dem Thema „Unverpackt einkaufen“ und der Einrichtung einer „Kochschule“ sowie einem „offenen-Dorf-Tag“, bei dem man alle landwirtschaftlichen Betriebe zeigen könne, zu widmen.

Irene Blaha, die sich eine schnelle Verbreitung von interessanten Themen über Instagram, Facebook, Twitter und Webseiten wünschte, sowie Peter Schladt vom BUND regten „viel mehr gemeinsame Termine von Naturschützern und Landwirten an“.

Für den Landschaftserhaltungsverband schlug Simona Moosmann vor, „mal aktive Mitarbeit auf einem Hof“ für Laien anzudenken.

Michael Kauffmann, Leiter des Dezernats Ländlicher Raum im Landratsamt, wünschte sich vom Verbraucher mehr Willen, für gute Produkte mehr zu zahlen.

Ein „Maß für die maximale Ausweisung von Bauflächen auf Ackerböden“, hielten Johannes Foege als Vertreter des Distriktrats und der BLHV-Kreisverbandsvorsitzende Heinz Kaufmann als Ziel fest.

„Schüler kaufen gern viel und billig – wir wollen in den Schulen zu lokal erzeugten Produkten aufklären“, gaben Soumia Schelker und Niclas Kern von „Fridays for Futures“ weiter, die zudem vorschlugen, interessante Fakten zu Landwirtschaft und Naturschutz „über Social Media zu vermitteln“.

Rolf Hess vom Fachbereich Landwirtschaft und Naturschutz wünschte sich, dass mehr publik gemacht werde, was im Landkreis bereits beim Tier- und Pflanzenschutz geleistet werde. „Alle Probleme ungeschminkt unter den Interessenvertretern ansprechen“, war die Erwartung von Landwirt und Direktvermarkter Michael Lang an das Forum.

Sven Behringer vom CDU- Kreisrat legte Wert auf die Abschaffung bürokratischer Vorgaben für Nebenerwerbslandwirte.

Imagekampagne vorbereiten

Die Arbeitsgruppen wollen nun Tipps, Wünsche, Anregungen und Kritiken zusammenfassen, um eine Imagekampagne mit Webpräsenz zu starten. „Klasse, dass sich hier direkt Akteure zusammengefunden haben – in einem Jahr sind wir sicher weiter“, freute sich Kauffmann.

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