Deutschland ist „frei, sauber und schön“
Melahat Aygüner-Ulec ist in einem kleinen Fischerdorf in der Türkei aufgewachsen. „Meine Mutter sorgte dafür, dass ich jede Woche ein Buch las“, erzählte sie. Als sie 15 war, durften Frauen keine Hose tragen, erinnerte sie sich. „Ich habe mich dann aber durchgesetzt.“ Auch den Führerschein wollte sie gerne machen. Dazu habe ihre Muter aber gemeint, das könne sie dem Vater nicht antun. „Mittlerweile habe ich ihn“, erzählte die Türkin froh.
Ihr erster Mann war Gastarbeiter in Deutschland, so kam sie hierher. „Mein erster Eindruck war, wie frei, sauber und schön hier alles ist“, erzählte sie. Als sie später wieder einmal in die Türkei kam, habe dort alles alt auf sie gewirkt. „Die Stadt war ganz anders geworden.“
In Deutschland habe sie sich sofort ein Sprachbuch besorgt. „Aber ich habe trotzdem nichts verstanden, wegen des Dialekts“, lachte sie. Also verlegte sie sich aufs aufmerksame Zuhören. Was sie vermisste, war, dass keiner in der kleinen Gruppe von Migranten im Ort gewusst habe, „was so los ist“. „Wir waren gewohnt, dass sich Neuigkeiten von Mund zu Mund verbreiten – das war schwierig“, erinnerte sie sich. Deshalb sei es wichtig, sich zu informieren, findet sie auch heute noch.
Die 61-Jährige, die in zweiter Ehe verheiratet ist, hat sechs Töchter. Alle studieren oder machen Abitur, erzählte sie stolz. Sie selbst hat mit 40 Jahren ein Fernstudium der Sozialen Arbeit absolviert, arbeitet in diesem Bereich und ist glücklich.