Einkaufen Was erwarten junge Leute vom Einzelhandel?

Regine Ounas-Kräusel
Die virtuelle Speisekarte zeigt Speisen vor der Bestellung realistisch in 3D. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Das vom Land geförderte „urban innovation hub“ will Anregungen für lebendige Innenstädte liefern und Akteure zusammen bringen. Bei einer Abendveranstaltung wurden besonders die Bedürfnisse der jungen Generation in den Blick genommen: mit interessanten Aussagen.

„Wie tickt die Generation Z?“ fragte Julian Kemmer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Konstanz, am Mittwochabend bei einer Veranstaltung der Wirtschaftsförderung Lörrach.

Vom neunten bis zum elften Juli machte das „uih-Pop-up- Labor“ in Lörrach Station. In den Räumen der Wirtschaftsförderung konnten die Gäste digitale Technologien für Einzelhandel, Gastronomie und Freizeit ausprobieren, etwa eine digitale Speisekarte.

Die Erwartungen

Kemmer stellte die Studie „Anforderungen und Erwartungen der Generation Z an den stationären Einzelhandel“ vor. Das Ergebnis: Die Generation Z kauft, obwohl sie sehr onlineaffin ist, auch gerne im Einzelhandel vor Ort ein. Zu Beginn stellte er seinen Zuhörern per QR-Code und Handy Fragen: „Was denken Sie über die Generation Z?“ Also über junge Leute, die 1995 oder später geboren und mit Handy und sozialen Medien aufgewachsen sind. Sie sind flexibel, lieben Schnelligkeit, Vielfalt, Qualität und wollen 24/7 einkaufen, lauteten Antworten. Diese Generation ist für den Einzelhandel wichtig, schon allein, weil ihr zwölf Millionen Menschen angehören.

In der Studie befragten die Hochschule Konstanz und die Organisation „Handel innovativ“ junge Leute der Generation Z, aber auch „digital natives“ der Generation Y (Geburtsjahrgänge ab 1980) und ältere Menschen. 316 Fragebögen konnten ausgewertet werden.

Die Online-Käufe

Alle Generationen tätigen Online-Käufe, erläuterte Kemmer: die Babyboomer jeden dritten Einkauf (34 Prozent), die Generation Z mehr als jeden zweiten (57 Prozent). Alle Generationen gehen aber auch gerne ins stationäre Geschäft: Sie schätzen es, dass sie dort die Ware anschauen, anfassen oder anprobieren können und nach dem Kauf direkt mitnehmen können. Eine Beratung ist für die Generation Z aber weniger wichtig: Nicht mal für jeden Zweiten (42 Prozent) spielte sie eine Rolle: Junge Leute informieren sich laut Studie im Internet und über soziale Medien. Allerdings gehen gerade junge Leute auch gerne gemeinsam im Handel vor Ort shoppen.

Printmedien sind für die älteren Babyboomer wichtig. In der Generation Z nutzt jeder Vierte „click and collect“, also Bestellung im Internet und Abholen im Laden. Seltener als befürchtet kommt es zu „Beratungsklau“, so Kemmer: Bei der Generation Z gab jeder Dritte an (30 Prozent), dass er oder sie sich im Geschäft beraten lässt und dann im Internet kauft. Beim Bezahlen halten alle Generationen EC- und Kreditkarte für selbstverständlich. Junge Leute wollen auch mit Handy oder Smartwatch bezahlen.

Kemmer empfahl den Einzelhändlern daher eine „Mehrkanalstrategie“: Unabdingbar sei eine Internetseite und dass das Geschäft bei Google gefunden wird. Präsenz in den sozialen Medien, ein Onlineshop oder digitaler Service im Geschäft könnten unter Umständen sinnvoll sein.

Die Diskussion

Grünen-Stadtrat Fritz Böhler kritisierte, dass durch die Digitalisierung Menschen ausgeschlossen würden: Bald könne man ohne Handy nicht mehr Bahn fahren. Ein Projektmitarbeiter würde dagegen kein zweites Mal in einem Geschäft einkaufen, wenn er dort nicht per Handy bezahlen könne. Eine junge Frau wollte preisgünstig und nachhaltig konsumieren. Daher kaufe sie gerne im Secondhand-Geschäft und gebrauchte Waren bei Ebay.

„Warum nicht beides anbieten?“ sagte Wirtschaftsförderin Marion Ziegler-Jung zur Frage „analog oder digital“. Sie wünsche sich, dass in der Innenstadt nach dem Vorbild der Agora, dem antiken Marktplatz, die verschiedensten Akteure zusammenkommen.

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