Die EBU verweist auf die Firma Once in Köln, die seit Jahren das Televoting für den ESC koordiniert. Sie habe bestätigt, dass die Abstimmungsergebnisse aus allen Ländern korrekt angegeben worden seien.
Das Abstimmungsverfahren für den ESC sei "das fortschrittlichste der Welt", so ESC-Direktor Green. Alles werde geprüft und verifiziert, "um verdächtige oder unregelmäßige Abstimmungsmuster auszuschließen." Once habe die Gültigkeit bestätigt.
Ist das derzeitige Abstimmungssystem fair?
Der belgische öffentlich-rechtliche Sender VRT stellte seine künftige ESC-Teilnahme infrage. Es lägen zwar keine Hinweise darauf vor, dass die Stimmenauszählung nicht korrekt durchgeführt wurde, so VRT. Aber die Frage sei, "ob das derzeitige Abstimmungssystem ein faires Abbild der Meinungen der Zuschauer und Zuhörer garantiert".
Unter anderem hatte der Israeli American Council über Facebook um Stimmen für Raphael geworben. "Sie singt für uns alle", hieß es da. Neben den Publikumsbewertungen aus den teilnehmenden Ländern gab es auch eine Rubrik "Rest of the World", in der Menschen in allen Nicht-ESC-Nationen abstimmen konnten. "Rest of the World" zählte wie das Ergebnis eines Landes.
Kompliziertes Punktesystem
Beim Publikumsvotum erhält der Song, der in einem Land die meisten Stimmen bekam, zwölf Punkte, der nächste zehn und die folgenden acht Songs bekommen Punkte von acht bis eins.
Auf dem offiziellen EBU-Kanal für den ESC war die israelische Sängerin vor dem Finale in den aufgezeichneten Halbfinal-Sendungen immer wieder in einem Werbefenster zu sehen, mit dem Aufruf, für sie zu stimmen. Kein anderer Interpret war in Werbefenstern vertreten, dort lief sonst nur Reklame etwa für Fast Food und Internetdienste. Seit dem Ende des Wettbewerbs sind die Spots mit Raphael in den Aufzeichnungen nicht mehr zu sehen. Dazu sagt die EBU auf Anfrage, solche Werbung sei nach den ESC-Regeln nicht verboten.
Auf dem Papier ist der ESC eine völlig unpolitische Veranstaltung, in der es nur um Spaß, Völkerverständigung und den besten Auftritt geht. In Wirklichkeit spielen Ressentiments, Sympathien und kulturelle Nähe beim Voting des Publikums erfahrungsgemäß aber eine offenkundig gewichtige Rolle.