Raabs Ansatz ist dabei deutlich offensiver als der von Catterfeld: "Das Ziel kann immer nur der erste Platz sein, sonst brauchen wir nicht mitzumachen", verkündete er zum Start der Rettungsmission. Für ihn geht es auch um die eigene ESC-Legende, die maßgeblich auf dem unter seiner Ägide errungenen Sieg von Lena Meyer-Landrut 2010 aufbaut.
Halb Vorentscheid, halb Legenden-Huldigung
Der Vorentscheid ist ganz auf Raab zugeschnitten und setzt ihm ein Denkmal. Zu Beginn sahen Fernsehzuschauer Szenen aus der glanzvollen ESC-Historie von "König Lustig" - von seiner Komposition "Guildo hat euch lieb" für Guildo Horn (1998) über die eigene ESC-Teilnahme mit "Wadde hadde dudde da?" (2000) bis hin zu Lena. Die Grobkörnigkeit der TV-Aufnahmen verdeutlichte zugleich: Das ist alles schon eine Weile her.
Raab geht die Sache erkennbar ernsthaft an. Auf dem Jury-Stuhl nahm er in Anzug und Krawatte Platz - ein optisches Zeichen, dass es um die Champions League geht. Moderatorin Barbara Schöneberger nannte ihn "den Meister" und "Herr Chef". Oft wurde er zuerst nach seiner Einschätzung der Auftritte befragt. Einmal überhörte er offenbar, dass Schöneberger nicht ihn, sondern Gast-Juror Johannes Oerding dran genommen hatte - und redete einfach ungestört weiter. "Du bist der Chef, du darfst alles", sagte Schöneberger.
Mit Mittelalter-Rock nach Basel?
Unter den Ausgewählten für das Halbfinale (22. Februar) sind auch die Mittelalter-Rocker von der Band Feuerschwanz, die den exotischsten Auftritt der Vorrunde hatten und eine martialische Cover-Version des eigentlich ganz friedlichen Sommerhits "Dragostea din tei" darboten (Raab attestierte ihnen Mut, "so einen Kacksong zu nehmen"). Auch der Pianist Jonathan Henrich kam weiter. Nach Angaben von eurovision.de ist er der Sohn von Comedy-Star Olli Dittrich, der 2006 mit der Band Texas Lightning für Deutschland antrat (14. Platz).
Ebenfalls im Halbfinale antreten werden die Düsseldorfer Sängerin JULIKA (sang in großer ESC-Tradition barfuß), die Kölner Musikerin Cage, die Münchner Band COSBY, das Geschwister-Duo Abor & Tynna aus Wien und der Sänger Benjamin Braatz aus Hagen.
Im Halbfinale sollen erstmals potenzielle Songs für den ESC gesungen werden. Bislang hatten sich die Künstler mit eigenen, älteren Liedern oder Coversongs präsentiert.
Das ESC-Finale findet in diesem Jahr am 17. Mai in Basel statt.