Fahrnau Jazz trifft Klassik

Jürgen Scharf
Das Jazztrio um den Pianisten Helmut Lörscher begeisterte einmal mehr im Krafft-Areal. Foto: Jürgen Scharf /a

Das Helmut Lörscher Trio erkundet im Krafft-Areal die Möglichkeiten des Kammerjazz. Der Bach-Aspekt darf dabei nicht fehlen.

Ohne Bach geht es nicht. Nicht einmal beim Jazz und schon gar nicht bei Helmut Lörscher. Zwar steht im aktuellen Programm „Triosonate - Chamber Jazz Explorations“ des Helmut Lörscher Trios – das Klassik im Krafft-Areal einen fast vollen Saal bescherte – kein berühmter Komponist explizit im Mittelpunkt. Aber eine sehr freie Jazzbearbeitung von J.S. Bach wie die der a-Moll-Invention muss bei dieser Kammerjazz-Erkundung einfach dabei sein. Die Stücke von der neuen CD sind so etwas wie „The Best of Helmut Lörscher“.

Man kennt ihn in der Fahrnauer Tonhalle schon von vielen Gastspielen. Seit dem ersten Jahr der Stiftungskonzerte in der ehemaligen Schuhfabrik Krafft gibt es in jeder Saison ein Jazzkonzert. Das Lörscher-Trio passt perfekt in das Konzept der Reihe, begegnen sich doch bei ihm nicht nur Klassik und Jazz, sondern, wie Werner Geigle vom Stiftungsvorstand so treffend sagte, „wächst hier echter Jazz aus der klassischen Musik heraus“.

Dieses Mal sind es nicht nur Bachsche Themen, die im modernen Jazzstil arrangiert werden, sondern auch ganz Anderes. Die „Harmonies du soir“ beziehen sich zwar auf Liszt, zumindest von der Stimmung her, sind aber vor allem – ähnlich wie bei Debussy – von dem gleichnamigen Gedicht von Baudelaire inspiriert, von den Klängen und Düften, dem schwermütigen Walzer, dem schmerzlichen Sich-Wiegen und den Abendlüften. Das sind schon eher reine Jazznummern. Wie auch das Eröffnungsstück „Silver City“, eine Hommage an Freiburg mit einer musikalischen Darstellung des mittelalterlichen Silbererzabbaus.

„Play Bach“ auf Lörscher-Art schleicht sich immer wieder ins Programm. „Bolero Italian“ etwa bezieht sich direkt und unmittelbar auf den barocken Großmeister. Unter dem druckvollen Kontrabassspiel von Bernd Heitzler, dem vitalen Schlagzeug-Drive von Matthias Daneck und Lörschers luftigen Klavierläufen wird Bach im Handumdrehen zur Jazzballade mit einem über dem Groove schwebenden Bolero-Rhythmus.

Ganz zentral ist eine Triosonate nach dreisätzigen klassischen Formbildern in einer sehr flexiblen Jazzkombination mit vielen Improvisationselementen: das längste und wichtigste Stück auf der CD. Allein die Länge der Notenblätter ließ erkennen, dass das für Jazz durchaus unüblich und fast schon ein Bigband-Arrangement ist. Das meiste ist auskomponiert, auch für den Bass; da kommt schon einiges an Noten zusammen.

Wie immer führt das Klavier. Das kennt man schon von den früheren Programmen „Reflections in Jazz“, die das Trio schon zwei Mal im Krafft-Areal vor einem begeisterten Publikum präsentiert hat. Auch beim neuerlichen Auftritt gelingt es dem Jazzpianisten, mit seinen feinsinnigen jazzigen Aufbereitungen bekannten Stücken neue Perspektiven abzugewinnen. Selbst dem allgegenwärtigen und über allem thronenden Bach.

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