Auf wundersame Weise hatten sich beispielsweise die Kommunalpolitikerin Margarete Kurfeß, die Ortsvorsteher-Riege mit Silke Herzog, Günter Schlecht und Horst Simon, aber auch der bekannte Fasnächtler Bernhard Winterhalter vermehrt.
Die Premiere des Zunftobe 2025 der Narrenzunft Lörrach war ein Abend voller Doppelgänger. Etliche bekannte Persönlichkeiten vollbrachten das Kunststück auf der Bühne zu stehen, während sie sich gleichzeitig vom Publikum aus gebannt zusahen.
Auf wundersame Weise hatten sich beispielsweise die Kommunalpolitikerin Margarete Kurfeß, die Ortsvorsteher-Riege mit Silke Herzog, Günter Schlecht und Horst Simon, aber auch der bekannte Fasnächtler Bernhard Winterhalter vermehrt.
Oberzunftmeister (Ozume) Andreas Glattacker begrüßte sie alle, aber auch viele der „Einzelgänger“, darunter seine Vorgänger im Amt. Oberbürgermeister Jörg Lutz war krankheitsbedingt verhindert. Der Ozume vermutete, dass ihm der Haushaltsentwurf „die Sproch verschlage hat“ und gab damit den Startschuss für einen heiteren Abend, der mit den Stadtoberen nicht eben zimperlich umging.
Zunächst galt es, die neue Protektorin der Lörracher Fasnacht, Marion Ziegler-Jung, gebührend einzuführen. Die Wirtschaftsförderin hatte aus diesem Anlass ein paar Verse geschmiedet, die sie vortrug, bevor ein ehemaliges Protektoren-Trio die Bühne für sich einnahm. Dort lieferten sich die Ortsvorsteher aus Brombach, Hauingen und Haagen – stilsicher in Ballonseide gekleidet - einen knallharten Schlagabtausch darüber, wessen Dorf wohl das schönste sei im ganzen Stadtgebiet. Dabei musste Hauingen beim Bahnanschluss Abstriche hinnehmen, während in Brombach auch das schönste Schloss nichts nützt, wenn dort einfach nie die Sonne aufgehen will.
Und wie das bei einer Premiere eben so ist: Bald schon lernten die Zuschauer auch die Souffleuse Britta kennen, die drohende Aussetzer auf der Bühne erfolgreich zu verhindern wusste. Die Darsteller erwiesen sich als gewiefte Profis und bauten ihre Patzer entwaffnend ins Programm mit ein: „Du bisch dra!“ – „Nei, du!“ Auch hierfür waren ihnen die Lacher sicher.
Hubert Bernnat leitete zum nächsten Programmpunkt über, indem er vom Ruhestand und seiner mangelnden KI – sprich Küchenintelligenz – berichtete. Ehepaaren, die dies auch bleiben wollen, riet er zur Anschaffung einer zweiten Spülmaschine.
Ganz andere Probleme hatten danach die Stadtangestellten Lars Frick und Klaus Dullisch, die zusammen mit Margarete Kurfeß und einem verirrten Basler Einkaufstouristen abhoben, um wenig später auf dem Hans-Brogle-Airport in Stetten-Süd zu landen. Von oben erspähten sie nicht nur einen gigantischen Krankenhausbau, sondern auch das Kettensägen-Massaker von Brombach und das Brachland von Weil am Rhein. Mit riskanten Manövern musste Kapitän Frick diversen Pollern ausweichen, und zu allem Unglück hatte die Stadt als Sparmaßnahme auch noch auf ein Fahrwerk verzichtet.
Die nächste Szene: Museumsleiter Jan Merk hat ein Demokratiestübli im Wirtshaus eingerichtet und dafür frühe Kämpfer für die Sache ausgestellt. Das findet er wichtig in Zeiten, in denen die Demokratie „zertrumpelt“ wird. Doch kaum ist der Museumsleiter weg, werden die Revolutionäre plötzlich quicklebendig. Im Gasthaus „Hirschen“ geben sich Johann Peter Hebel, Theodor Heuss, Friedrich Hecker, Gustav Struve und Markus Pflüger ein denkwürdiges Stelldichein. Nur Struves Frau Amalie stört hin und wieder die traute Eintracht, indem sie auf so verrückte Dinge wie Frauenrechte pocht. Eine eher nachdenkliche Nummer, die mit dem gemeinsamen Singen des Hecker-Liedes endet.
In der nächsten Szene steht ein gülden leuchtender Fördertopf im Mittelpunkt, der allerlei Begehrlichkeiten weckt. Kanderns Bürgermeisterin Simone Penner will für die S-Bahn-Reaktivierung genauso hineingreifen wie ihr Vorvorgänger im Amt, Bernhard Winterhalter, als Fürsprecher für die Museumsbahn. „Chander, Chander, Chanderli“ singen sie zusammen, bevor noch weitere Vertreter von Verkehrsprojekten hinzukommen und auf das Gold schielen: Ein heiterer Tanz um den Fördertopf beginnt.
Schließlich versammeln sich ein paar merkwürdige Gestalten auf der Bühne, um zusammen einen kommunalen Ordnungsdienst auf die Beine zu stellen. Doch wie geht sowas eigentlich? Zum Glück ist auch Armin Schuster dabei. Der kennt sich aus mit Recht und Gesetz. Und das ist auch gut so. Denn die Vorfreude auf ein Bordell soll ja nicht gleich wieder verpuffen...
Immerhin: Am Marktstand der „Määrtwieber“ ist noch alles selbst gespritzt. Und auch auf den ESC in Basel hat Lörrach endlich eine adäquate Antwort: In einem fulminanten Finale wird der ALO, der alemannische Liederobe, ausgetragen, unter anderem mit Zunftmeister Karl-Heinz Sterzel als Guildo Horn. 33 Jahre war der Fasnächtler bei den Lörracher Zunftabenden dabei. Diese Saison soll seine letzte sein.