David gegen Goliath

Von Mirko Bähr

Erklingt weiter die Champions League-Fanfare zu St. Jakob? Der FC Basel hat es zwei Spieltage vor Ende der Gruppenphase noch selbst in der Hand, die K.o.-Runde in der europäischen Königsklasse zu erreichen. Würde der FCB das kommende Match gewinnen und Rivale CSKA Moskau verlieren, wäre das Achtelfinale der 16 besten Teams erreicht. Dumm nur, dass der nächste Gegner Manchester United heißt und bisher alles gewonnen hat.

Basel. Was haben der FC Basel und Manchester United gemeinsam? Wenig. Richtig! Da wäre aber etwas. Beide liegen in ihrer Liga nur auf Rang zwei. Beide Teams wollten am Wochenende verhindern, dass der Rückstand auf den jeweiligen Tabellenführer anwächst. ManU und Basel lagen jedoch zur Pause zurück, feierten dann aber deutliche Erfolge. Manchester siegte mit 4:1 gegen Newcastle, und der FCB schoss sich pünktlich zum Aufeinandertreffen mit Englands Top-Team etwas den Frust eines verkorksten Saisonstarts von der Seele. Sion wurde nach einer 1:0-Führung zur Pause in Hälfte zwei geradezu überrollt. Fünf Treffer gelangen Rotblau dabei.

Weitere Gemeinsamkeiten? Fehlanzeige. Während die Mannschaft von United einen Marktwert von gut 592,75 Millionen Euro besitzt und mit wohlklingenden Fußballernamen wie Paul Pogba, Henrikh Mkhitaryan, Juan Mata, Romelu Lukaku oder auch Zlatan Ibrahimovic alles andere als geizt, kommt der Kader des Schweizer Meisters insgesamt gerade einmal auf 48,80 Millionen.

Basels Akteur, der laut www.transfermarkt.de derzeit den meisten Marktwert aufweist, ist der Norweger Mohamed Elyounoussi. Der 23-jährige Mittelfeldakteur ist bei 4,75 Millionen Euro angelangt. Zum Vergleich: Paul Pogba, zentraler Mittelfeldmann von ManU, ist mit seinen 24 Lenzen schon schlappe 75 Millionen Euro wert.

Es ist der Vergleich zwischen David und Goliath, wie er immer häufiger auf europäischer Top-Ebene vorkommt, vor allem dann, wenn englische Mannschaften auf dem grünen Rasen stehen.

Apropos: Dort stehen seit dem Wochenende auch wieder Pogba und Ibrahimovic. Der Franzose bestritt am Samstag seinen ersten Einsatz seit dem ersten Spieltag der Königsklasse und erzielte gleich ein Tor. Der Schwede feierte gegen Newcastle ebenfalls sein Comeback. Er hatte aufgrund eines Kreuzbandrisses seit April nicht mehr gespielt.

Ein dickes Brett also, was der FCB da heute Abend (20.45 Uhr) bohren muss. Die Favoritenrolle ist klar verteilt, alles andere als ein Sieg der Gäste wäre schlicht eine Sensation. Dass das „Joggeli“ und der FCB aber durchaus für einen solchen Coup gegen Manchester taugen, zeigt das Ergebnis an jenem 7. Dezember 2011, als es am sechsten Spieltag der Champions League-Gruppenphase für United in der Schweiz um alles oder nichts ging.

Die Engländer brauchten einen Zähler, um Platz zwei in der Gruppe zu sichern, gerieten aber gleich in der 9. Minute durch den Treffer des jetzigen FCB-Sportchefs Marco Streller in Rückstand. Sechs Minuten vor Schluss wurde der St. Jakob-Park dann vollends zum Tollhaus. Alexander Frei erhöhte für den FCB auf 2:0, ehe Phil Jones in der 89. Minute nur noch der Anschluss gelang. Mit diesem Sieg wurde Basel Gruppenzweiter und United nur Dritter.

Diesmal genügt dem Starensemble von Coach José Mourinho bereits ein Remis zum Gruppensieg. Es wäre ebenfalls weiter, wenn Moskau der Gruppe A nicht gegen Schlusslicht Benfica Lissabon gewinnt. Der FC Basel steht bei sechs Punkten und liegt gleichauf mit CSKA. Die Schweizer wären bei einem Sieg und der gleichzeitigen Niederlage der Russen aufgrund des besseren direkten Vergleichs weiter.

FCB-Trainer Raphael Wicky muss heute auf den gesperrten Taulant Xhaka verzichten, Ricky van Wolfswinkel und Germano Vailati sind verletzt.