Auch an Weihnachten muss der Rettungsdienst ausrücken
Der Weihnachtsstress zeigt sich auch bei den Notrufen im Rettungsdienst, die ebenfalls in der Integrierten Leitstelle eintreffen. 'Häufig wird Hilfe bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen benötigt, aber auch die Zahl der psychischen Notfälle fällt auf', erklärt der Feuerwehrmann. 'Für viele Menschen ist Weihnachten kein Fest der Freude, wenn sie es allein verbringen müssen oder gerade einen Angehörigen verloren haben.' Wie an jedem Tag sind bei der Berufsfeuerwehr an Weihnachten mindestens 89 Feuerwehrbeamtinnen und -beamte verteilt auf fünf Feuerwachen und die Integrierte Leitstelle rund um die Uhr im Dienst. 'Wir arbeiten in 24-Stunden-Schichten ab sieben Uhr morgens', beschreibt Sven Lehmann. 'Tagsüber nehmen wir Ausbildungs- und Innendienstaufgaben wahr, nachts haben wir Bereitschaftszeit.' Die Mitarbeiter versuchen an Weihnachten, ein wenig festliche Stimmung auf der Wache aufkommen zu lassen. 'Wir werden die Aufenthaltsräume schmücken und gemeinsam ein Essen kochen. Am Nachmittag dürfen uns unsere Familien zu Kaffee und Kuchen besuchen', so Lehmann. 'Oftmals müssen wir jedoch zu Einsätzen ausrücken.'
Auch Ärzte sind über die Feiertage gefragt. Ob Erkältung, Lungenentzündung, depressive Verstimmungen - an Weihnachten landet jedes medizinische Problem in den Notambulanzen und Kliniken. 'An Heiligabend ist es für einen Feiertag eher ruhig', erklärt Prof. Dr. Tobias Schilling, ärztlicher Direktor des Klinikum Stuttgart. 'Der erste Weihnachtstag verhält sich wie ein Sonntag, am zweiten Weihnachtstag ist dann mehr los. An Silvester gibt es ab Mitternacht viele Verletzungen durch Feuerwerkskörper, da kann man die Uhr nach stellen.' In der Nacht des Jahreswechsels wird daher das Personal fast verdoppelt. Viele Pflegekräfte und Ärzte müssen an den Feiertagen arbeiten. 'Dieses Jahr bin ich an Heiligabend dran', berichtet Prof. Schilling. 'Das ist für die Familie bitter, aber es gibt kein Alternative.' Die Dienste werden möglichst gleichmäßig und gerecht verteilt. 'Wir teilen in Weihnachten und Silvester ein und schauen, dass jeder Mitarbeiter nur an einem dieser beiden Blöcke arbeiten muss und am anderen freihat', so Schilling. Im Notdienst bleibt dann wenig besinnliche Zeit. Die Notambulanz und die Stationen werden weihnachtlich geschmückt und auf der einen oder anderen Station bleibt vielleicht Zeit für einen Kaffee. 'Aufgrund der Arbeitsverdichtung und der vermehrten Notrufe muss allerdings in der Regel hart gearbeitet werden', erklärt der ärztliche Direktor. 'Diese Arbeit gelingt in einer Teamarbeit deutlich besser: die weihnachtliche Stimmung und der gemeinsame Weihnachtsdienst fördern diese Teamarbeit - das ist sozusagen die medizinische Art, Weihnachten zu feiern.'