Feiertagsdienst Auch an Weihnachten muss gearbeitet werden

Brigitte Bonder
Harald Bayer in Netzleitstelle Mitte der Netze BW arbeitet an Weihnachten eine Schicht. Foto: EnBW

Mitarbeiter, die an den Feiertagen Notdienst haben - zum Beispiel bei der Feuerwehr, im Krankenhaus oder beim Stromversorger -, versuchen etwas weihnachtliche Stimmung aufkommen zu lassen.

Der brennende Tannenbaum an Heiligabend löst heute kaum noch einen Notruf aus. 'Die meisten Menschen haben auf elektrische Kerzen umgestellt', weiß Sven Lehmann vom Einsatzteam der Branddirektion Stuttgart. 'Außerdem sind die Tannen in der Regel noch feucht.' Nach Weihnachten steigt das Risiko, da die Bäume austrocknen und die Menschen weniger aufmerksam sind. In der Vorweihnachtszeit wird die Feuerwehr immer wieder zu Bränden gerufen, die durch Adventskränze ausgelöst wurden. 'Viele sind sorglos im Umgang mit den Kerzen', warnt Sven Lehmann.

Auch an Weihnachten muss der Rettungsdienst ausrücken

Der Weihnachtsstress zeigt sich auch bei den Notrufen im Rettungsdienst, die ebenfalls in der Integrierten Leitstelle eintreffen. 'Häufig wird Hilfe bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen benötigt, aber auch die Zahl der psychischen Notfälle fällt auf', erklärt der Feuerwehrmann. 'Für viele Menschen ist Weihnachten kein Fest der Freude, wenn sie es allein verbringen müssen oder gerade einen Angehörigen verloren haben.' Wie an jedem Tag sind bei der Berufsfeuerwehr an Weihnachten mindestens 89 Feuerwehrbeamtinnen und -beamte verteilt auf fünf Feuerwachen und die Integrierte Leitstelle rund um die Uhr im Dienst. 'Wir arbeiten in 24-Stunden-Schichten ab sieben Uhr morgens', beschreibt Sven Lehmann. 'Tagsüber nehmen wir Ausbildungs- und Innendienstaufgaben wahr, nachts haben wir Bereitschaftszeit.' Die Mitarbeiter versuchen an Weihnachten, ein wenig festliche Stimmung auf der Wache aufkommen zu lassen. 'Wir werden die Aufenthaltsräume schmücken und gemeinsam ein Essen kochen. Am Nachmittag dürfen uns unsere Familien zu Kaffee und Kuchen besuchen', so Lehmann. 'Oftmals müssen wir jedoch zu Einsätzen ausrücken.'

Auch Ärzte sind über die Feiertage gefragt. Ob Erkältung, Lungenentzündung, depressive Verstimmungen - an Weihnachten landet jedes medizinische Problem in den Notambulanzen und Kliniken. 'An Heiligabend ist es für einen Feiertag eher ruhig', erklärt Prof. Dr. Tobias Schilling, ärztlicher Direktor des Klinikum Stuttgart. 'Der erste Weihnachtstag verhält sich wie ein Sonntag, am zweiten Weihnachtstag ist dann mehr los. An Silvester gibt es ab Mitternacht viele Verletzungen durch Feuerwerkskörper, da kann man die Uhr nach stellen.' In der Nacht des Jahreswechsels wird daher das Personal fast verdoppelt. Viele Pflegekräfte und Ärzte müssen an den Feiertagen arbeiten. 'Dieses Jahr bin ich an Heiligabend dran', berichtet Prof. Schilling. 'Das ist für die Familie bitter, aber es gibt kein Alternative.' Die Dienste werden möglichst gleichmäßig und gerecht verteilt. 'Wir teilen in Weihnachten und Silvester ein und schauen, dass jeder Mitarbeiter nur an einem dieser beiden Blöcke arbeiten muss und am anderen freihat', so Schilling. Im Notdienst bleibt dann wenig besinnliche Zeit. Die Notambulanz und die Stationen werden weihnachtlich geschmückt und auf der einen oder anderen Station bleibt vielleicht Zeit für einen Kaffee. 'Aufgrund der Arbeitsverdichtung und der vermehrten Notrufe muss allerdings in der Regel hart gearbeitet werden', erklärt der ärztliche Direktor. 'Diese Arbeit gelingt in einer Teamarbeit deutlich besser: die weihnachtliche Stimmung und der gemeinsame Weihnachtsdienst fördern diese Teamarbeit - das ist sozusagen die medizinische Art, Weihnachten zu feiern.'

Mitarbeiter der Stromversorger sind ebenfalls im Einsatz

Strom kommt aus der Steckdose, doch wenn im Leitungsnetz etwas nicht stimmt, kann es an Feiertagen zu Ausfällen kommen. Die Mitarbeiter der Netzleitstelle der EnBW-Tochter Netze BW sorgen auch an Weihnachten dafür, dass die festliche Beleuchtung blinkt. 'Bei uns gilt der reguläre Schichtbetrieb, der an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden arbeitet', erklärt Harald Bayer, der seit 28 Jahren in der Netzleitstelle Mitte die Mittelspannungsebene überwacht. Hier gehen auch die Störungen für die Niederspannung ein. 'Wir arbeiten montags bis samstags im Dreischichtbetrieb. Mit etwas Glück kann man da später noch zur Feier dazustoßen.' Sonntags gibt es nur zwei Schichten, da bleibt wenig Zeit für die Familie.

Der 55-Jährige war in fast jedem Jahr an Weihnachten mit mindestens einer Schicht dabei. Die Kinder sind aus dem Haus, aber trotzdem gibt es ein Treffen. 'So ganz gewöhnt man sich nie daran, aber die Familie ?schichtet immer mit und es gibt doch ein paar besinnliche Stunden', so Bayer. Reguläre Schalthandlungen sind an Weihnachten nicht vorgesehen, aber Stürme haben schon für Großeinsätze gesorgt. Außerdem zählen die Feiertage bei den Störungen im Niederspannungsnetz zu den Spitzenzeiten. 'Dahinter steht die Gänsebratenspitze', sagt Bayer schmunzelnd. 'Überall laufen Herd, Backofen, Spülmaschine und Weihnachtsbeleuchtung, das verkraften viele Installationen in älteren Gebäuden nicht.' Die Sicherung für den Hausanschluss kann durchschmoren und so für einen Blackout sorgen. '50 Störungen in einer Schicht sind da nicht selten', weiß Bayer. Die Leitstelle dirigiert dann die Bereitschaftsmonteure zum Einsatzort. 'Die können sich sicher sein, dass sie an den Feiertagen etwas zu tun bekommen.'

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