Keller, der als Mischtonmeister an zig großen Studiofilmen mitwirkte, von "Green Lantern" über "Suicide Squad" bis zu "Elvis" und "Flash", spürt die Folgen für die gebeutelte Branche. Im letzten Jahr habe er gerade mal zwei Wochen gearbeitet. "Es ist der absolute Horror und ich habe mich jetzt auch arbeitslos gemeldet", sagt Keller.
Probleme in Hollywood
Schon länger krankt Hollywood daran, dass große Filmproduktionen in andere US-Bundesstaaten oder ins Ausland abwandern, angelockt von Steuervergünstigungen. Keller und Braeden sehen die Produktionsflucht als großes Problem für den Standort. Auch sein Sohn, Regisseur und Drehbuchautor Christian Gudegast, habe seinen neuesten Film "Criminal Squad 2" dank enormer Steuerentlastungen in Spanien gedreht, erzählt Braeden.
Der kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom hatte im vorigen Herbst einen stärkeren Steuererlass für Hollywood in Aussicht gestellt. Doch in der Branche fragt man sich nun, ob nach den teuren Großbränden diese Millionensummen aus der Staatskasse noch zur Verfügung stehen werden.
Viele Spenden
In der "Stadt der Engel" zeigen sich derzeit viele spendabel. Allein die Walt Disney Company hat nach Ausbruch der Brände 15 Millionen Dollar als Soforthilfe für Betroffene versprochen. Stars greifen in die eigene Tasche, darunter Oscar-Preisträger Leonardo DiCaprio und Sängerin Beyoncé.
Im Rahmen der 67. Grammy-Gala sollen Spenden für die Opfer gesammelt werden. Auch die Oscar-Show solle dafür genutzt werden, die Film-Community zu unterstützen und die Helfer im Kampf gegen die Feuer zu ehren, teilte Academy-Geschäftsführer Bill Kramer laut der "Los Angeles Times" mit.
Könnten die Oscars ausfallen?
Der US-amerikanische Bestsellerautor Stephen King plädiert angesichts der Brände dafür, die geplante Oscar-Verleihung im März abzusagen. Er verstehe, dass die Oscars eine Feier des Lebens seien "und die Show weitergehen muss, bla-bla-bla, und so weiter und so fort", schrieb der 77-Jährige auf der Online-Plattform Bluesky. Das mache alles bis zu einem gewissen Grad Sinn. "Aber für mich fühlt es sich trotzdem an, als würde Nero Geige spielen, während Rom brennt. Oder in diesem Fall, als würde man extravagante Kleidung tragen, während L.A. brennt."
Academy-Mitglied Keller, der über die Oscar-Kandidaten mit abstimmen darf, hält eine Absage der Show für höchst unwahrscheinlich, auch weil durch die weltweite Übertragung der Show für die Film-Akademie "wahnsinnig viel Geld mit drinsteckt".
Keine Absage, nur Aufschübe
Eine Absage gab es in der langen Academy-Geschichte nie, Show-Verzögerungen erst wenige Male. Nach einer Flutkatastrophe im Los Angeles musste die Verleihung 1938 um eine Woche verschoben werden. 1968 fand die Feier zwei Tage später als zunächst geplant statt. Grund war die Beisetzung des ermordeten Bürgerrechtlers Martin Luther King.
Wegen eines Attentats auf US-Präsident Ronald Reagan wurde die Show 1981 um einen Tag verschoben. Reagan überlebte den Anschlag schwer verletzt. Wegen der Corona-Pandemie wurde die Vergabe 2021 in einem deutlich kleineren Rahmen auf Ende April verschoben.