Fischingen Miria ist in Südbaden die Schnellste

Daniel Hengst
Marvin und Miria Becherer: Die beiden Geschwister fahren für den AMC Pfaffenweiler. Foto: Daniel Hengst

Michael Becherer sucht für seinen Sohn Marvin ein passendes Hobby, doch auch seine Tochter findet bei dieser Gelegenheit Gefallen am Kartfahren. Die Neunjährige bestätigt ihren Titel bei den Benzinern und holt ihn erstmals mit dem Elektro-Kart.

Zehn Wettbewerbe hat Miria Becherer in Südbaden auf dem Kart gewonnen. „Alle!“, wie die Neunjährige kurz und bündig sagt. Sie sei immer mit voller Konzentration ans Werk gegangen. Im Mittelpunkt zu stehen gefällt ihr allerdings nicht. Da ist die Schülerin etwas verlegen, und Antworten, die ihr auf der Zunge liegen, wollen einfach nicht heraus.

Dabei hat die erfolgreiche Kart-Fahrerin Saisonausklang und Schulferien. Im Haus in Fischingen sitzt Miria zusammen mit Bruder Marvin und Vater Michael Becherer beim Uno-Spielen – dabei ist sie anders als gegenüber den Pressefragen, ganz gelöst.

Südbadische Meisterin ist sie aber nicht nur mit dem mit Benzin angetriebenen Kart, sondern in diesem Jahr ebenso mit dem E-Kart. „Vergangene Saison wurden die elektrischen Karts eingeführt“, erklärt Papa Becherer. Dies werde sich aber ab 2025 ganz ändern, dann werde nur noch mit E-Karts gefahren. Er erhofft sich davon, dass das Image der „Stinker“ damit verschwindet und die Randsportart in der Gesellschaft mehr Akzeptanz sowie Anerkennung findet..

Der Gewerbeschullehrer wirbt für den Kart-Sport. Bei den Kindern und Jugendlichen gehe es ebenso um Verkehrserziehung, sich zu konzentrieren, Regeln zu beachten und kontrolliert zu fahren. Alle Vereine in der Region würden im Übrigen Trainigsplätze suchen. Die Fläche sollte gepflastert, geteert oder betoniert und etwa 2000 Quadratmeter groß sein.

Strecke mit Aufgaben

Miria fährt in der Klasse 1 (K1) für die Sieben- bis Neunjährigen. Marvin hat inzwischen Streckenpläne geholt. Miria geht darin voll auf, wenn sie zeigt, wie eine Schlange, in der Fachsprache eine S-Spurgasse, zu fahren ist, ein Z oder eine Schikane. Ein Kreuz sei nicht so einfach zu fahren. Selbst wenn sie es nach der Einfahrt später rechts verlasse, müsse sie zunächst geradeaus fahren, dann links herum eine Schleife, womit sie das Kreuz wieder gerade durchquert und damit sozusagen rechts abgebogen ist. „Das Deutsche Eck ist eine Kurve“, erklärt sie.

Während Miria die „Brezel“ erklärt, ist es besser, genau auf das Blatt zu schauen. Wer selbst einmal beim Backen eine Brezel versucht hat zu drehen, der weiß: Das ist nicht ganz einfach. Für die Schülerin ist es sogar eine Fahranweisung. „Wir können uns den Streckenplan vor dem Start ansehen und haben nochmals 15 Minuten Zeit, die Strecke selbst abzugehen“, erzählt sie. Danach muss die Strecke aus dem Kopf gefahren werden. Wer einen Fehler im Parcours macht, bekommt jeweils zehn Sekunden auf seine Fahrzeit aufgeschlagen. „Das sichere Aus für Platz eins“, erklärt der Vater. Zwei Strafsekunden gibt es, „wenn die Pylonen bei der Fahrt aus ihrer Markierung verschoben werden“, berichtet Miria.

Bei zehn Rennen in Südbaden kam sie jeweils auf Rang eins und der Titel war ihr sicher. Damit hatte sie sich automatisch für die baden-württembergischen, die südwestdeutschen Meisterschaften und den Bundesendlauf qualifiziert. Allesamt sind Wettbewerbe des ADAC.

Pech bei den Endläufen

Bei den Baden-Württembergischen hätte sie sich noch für einen Lauf des DMSJ qualifizieren können. „Dort habe ich aber eine Pylone geschmissen“, sagt sie. Zudem sind dort viele andere Gute am Start, von denen einige schneller waren. Platz 14 war für die Erfolgsverwöhnte enttäuschend, auch wenn es ein gutes Ergebnis war. Einige Tränen seien schon geflossen, rückt sie mit der Sprache heraus. Bei den Südwestdeutschen in Offenbach an der Queich (Rheinland-Pfalz) kam sie auf Platz 13. Beim Bundesendlauf landete sie auf Rang 36, zehn Plätze schlechter als vor einem Jahr. Drei Pylonen hatte sie am Ende in beiden Läufen geschmissen. „Ich bin mit dem Wetter nicht zurechtgekommen“, erklärt sie.

Miria Becherer im Kart Foto: zVg/Michael Becherer

Dass es noch „viel schlimmer“ geht, zeigte Marvin im letzten Wettbewerb in Südbaden. Auf Platz eins liegend fuhr er den ersten und zweiten Lauf im E-Kart in den Sand. Statt dem Meistertitel errang der Zehnjährige Platz vier (K2). Bei den Baden-Württembergischen holte er einen sehr guten siebten Platz. „Sie lernen, sich anzustrengen, um zu gewinnen, aber auch mit Niederlagen umzugehen“, erklärt Michael Becherer.

Für Miria geht es im nächsten Jahr in der K2 und für Marvin in der K3, der jeweils nächsten Altersklasse, an den Start. Dort gebe es jeweils mehr Starter, die Luft werde dünner für seine von Erfolgen verwöhnten Kinder. Diese zeigen sich aber bereits kämpferisch und wollen ihre Leistungen einmal mehr bestätigen.

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