Florian Schroeder in Weil am Rhein Vom Klassenclown zum nachdenklichen Kabarett-Star

Beatrice Ehrlich
Im Weiler Haus der Volksbildung zeigte sich der Star-Kabarettist Florian Schroeder von seiner privaten Seite. Matthias Zeller befragte ihn mit spürbarer Sympathie und Einfühlsamkeit. Foto: Beatrice Ehrlich

War’s der falsche Zeitpunkt, war es Desinteresse? Matthias Zeller und Florian Schroeder boten im Weiler Gespräch der Bürgerstiftung Stoff für ein ganzes Abendprogramm, auf eine Stunde komprimiert – leider vor einem halb leeren Saal.

Den Ernst des Lebens in Humor ummünzen, das ist das Metier des Kabarettisten und Spiegel-Bestseller Autors Florian Schroeder. Beim Austausch mit dem Journalisten Matthias Zeller im Rahmen der „Weiler Gespräche“ wurden die beiden Seiten des in Lörrach geborenen und aufgewachsenen Kabarettisten auf eindrückliche Art und Weise sichtbar.

Nach der Begrüßung ging es gleich zur Sache: Wortgewandt und praktisch ohne Atempause spielten sich die beiden Bühnenprofis eine dicht bepackte knappe Stunde lang die Bälle nur so zu. Auf jede sofort zum Punkt kommende Fragen Zellers konterte Schroeders wie aus der Pistole geschossen.

„Angeborener Größenwahn“

„Das tollste ist, vor einem vollen Saal zu stehen und zu spüren, dass die Leute einen sehen wollen“, machte Schroeder keinen Hehl daraus, wie sehr es ihn ins Licht der Öffentlichkeit treibt. Das ihm das immer wieder gelingt, sehe er mit Dankbarkeit.

Als Klassenclown, später in der Schultheatergruppe ließ Schroeder schon in jungen Jahren seinem „angeborenen Größenwahn“ freien Lauf. Mit 14 bewarb er sich mit einer selbst aufgenommenen Kassette mit Politiker-Parodien bei der WDR-Kult-Sendung „Schmidteinander“ und wurde prompt eingeladen.

Schwierige Jugendjahre

Von Zeller dazu aufgefordert, wirft er einen Blick zurück in seine Kindheit und Jugend. Als Kind einer alleinerziehenden Mutter im Lörrach der 1980er-Jahre habe er Leitsätze verinnerlicht wie „Man beißt sich durch“ und „Man gibt nicht auf“. Mitunter habe er neidisch auf Mitschüler geschaut, die in geordneten Verhältnissen – „auf einem anderen Level“ – unterwegs waren.

Den Vater, der die Familie verließ und zeitweise in Haft saß, habe er trotz aller Enttäuschungen stets vermisst.

Heimat ist nicht so sein Ding

Nicht so seine Heimatstadt Lörrach: Mit 19 Jahren sei er mit großem Furor weggegangen. Überhaupt, Heimat, das sei eine Frequenz, auf der er weder empfange noch sende, lässt er wissen. In Berlin, wo er heute wohnt, fühle er sich aber sehr wohl.

Eine verblüffende Wendung nahm Schroeders Karriere dann in der Corona-Zeit. Täglich meldete er sich auf Instagram mit einem Beitrag zu Wort. „Es herrschte die einmalige Situation, dass damals alle zuhause waren“, frohlockt er noch im Nachhinein. Vertreter der „Querdenker“-Bewegung, die sich damals formierte, nahmen damals Kontakt zu ihm auf – weil sie manchen satirischen Beitrag wohl ernst nahmen. Und so kam es, dass Schroeder kurz darauf bei einer Querdenker-Demonstration in Stuttgart auf dem Podium stand. Doch er erfüllte nicht die Erwartungen derer, die ihn eingeladen hatten: In seinem Redebeitrag bürstete er die Überzeugungen der Corona-Kritiker kräftig gegen den Strich.

Er hat was zu sagen, auch jenseits von Satire

Diese Aktion habe ihm die glückliche Einsicht beschert, dass er auch jenseits von Satire etwas zu sagen habe, freut er sich bis heute über den gelungenen Streich und sein damals ganz ernst gemeintes, politisches Statement vor großem Publikum.

Dann ist schon Zeit für die Schlussfrage: Was ihm der ESC in Basel bedeute? „Der ist allemal gut für zwei, drei Pointen in den Wochen danach.“

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