Aktuell trifft das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) wegen der instabilen Lage keine Entscheidungen zu Asylanträgen von Menschen aus Syrien. Ende Februar waren rund 53.000 Asylverfahren mit Bezug zu Syrien beim Bamf anhängig. Zwischen 2015 und 2023 wurden nach Auskunft des Bundesinnenministeriums 163.170 syrische Staatsangehörige in Deutschland eingebürgert.
Deutschland hofft auf Fortschritte in Syrien
Vergangene Woche hatte Außenministerin Annalena Baerbock in Damaskus die deutsche Botschaft wiedereröffnet, die seit 2012 aus Sicherheitsgründen geschlossen gewesen war. Konsequenzen hat die Neubewertung der Sicherheitslage, die nun zum Abbruch der Reise von Faeser und Karner geführt hat, dem Vernehmen nach kurzfristig auch für die Arbeitsfähigkeit der deutschen Botschaft in Damaskus. Diese nahm nach der Eröffnung ohnehin nur in sehr eingeschränkter Form den Betrieb auf. Konsularangelegenheiten werden immer noch von der Vertretung in Beirut betreut.
Neue Situation nach Sturz von Assad
Im Dezember war der syrische Langzeitmachthaber Baschar al-Assad von einer Rebellenallianz unter Führung der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) gestürzt worden.
Inzwischen wird das Land von einer Übergangsregierung um den Präsidenten Ahmed al-Scharaa geführt. Vor drei Wochen hatte ein Überraschungsangriff alawitischer Assad-Anhänger eine Militäraktion in der Küstenregion im Nordwesten ausgelöst mit Hunderten Toten - darunter viele alawitische Zivilisten.
Demgegenüber stehen positive Entwicklungen wie die Vereinbarung eines Abkommens zwischen der Übergangsregierung und den kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) am 10. März.
Mehr als 972.000 syrische Staatsangehörige leben in Deutschland
Ende Februar lebten laut Ausländerzentralregister 972.470 syrische Staatsangehörige in Deutschland. Darunter waren rund 10.600 Ausreisepflichtige. Etwa 9.500 von ihnen besaßen eine Duldung. Geduldete sind Menschen, die ausreisepflichtig sind, aber aus bestimmten Gründen nicht abgeschoben werden können - etwa weil sie keine Ausweisdokumente haben oder krank sind. Die Duldung ist immer befristet.
Seit mehr als zwei Monaten arbeitet das Bundesinnenministerium an einer Regelung, die es Geflüchteten aus Syrien erlauben soll, für kurze Zeit in die alte Heimat zu reisen, ohne dadurch ihren Schutzstatus in Deutschland zu riskieren. Die Idee dahinter: Die Menschen sollen herausfinden können, ob die Voraussetzung für eine sichere Rückkehr gegeben sind. Einige Politiker der Union äußerten sich kritisch zu diesem Vorschlag von Faeser und Baerbock.
Wichtig sei die Grundversorgung mit Wohnraum, Strom, Trinkwasser und Schulunterricht, sagte Faeser. Solange dies nicht gegeben sei, zögerten viele Flüchtlinge, die eigentlich zurückkehren wollten. Aus dem Flüchtlingslager Saatari sind seit dem Sturz von Assad nach Angaben eines Mitarbeiters des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), der Faeser dort empfing, rund 5.700 Menschen nach Syrien freiwillig zurückgekehrt. Aktuell leben dort in Containern seinen Angaben zufolge noch rund 75.000 Menschen.