Mel Bonis fordert Pianisten Virtuosität ab
Heimlicher Star des Konzerts war die Französin Mel Bonis, deren „Femmes de Légende“ der Veranstaltung ihren Titel gegeben haben, und die von Bader mit zwei Kompositionen gewürdigt wurde. Bonis, Zeitgenossin von Claude Debussy, verlangt von ihren Interpreten nicht nur Sensibilität für die Stimmungsnuancen, sondern eine unglaubliche Virtuosität von Liszt’scher Provenienz.
Ein Superstar in ihrer Zeit
Während Cécile Chaminade hierzulande so gut wie unbekannt ist, war sie zu Zeiten Queen Victorias ein Superstar und vom königlichen Hof wohlwollend gefördert. In ihren „Waldgeistern“ (Les Sylvains opus 60) kommunizieren neckisch flirrende Passagen mit wunderschönen Melodiemotiven in einem raffinierten Spannungsfeld. Technisch ebenfalls nichts für Amateure. Als Schlusspunkt wählte Bader „L‘ Isle Joyeuse“ von Debussy, ein herrliches Stück, das mit seinen raumgreifenden Ganztonskalen schon das Ende der konventionellen Harmonik ins Blickfeld rückte. Auch hier stand Debussy, wie auch Haydn und Mendelssohn als komponierender Mann gleichberechtigt, aber nicht herausragend zwischen seinen unbekannten Kolleginnen.
Überraschende Zugabe
Mit der Zugabe überraschte Bader noch einmal. Der Großteil ihres Repertoires sei der chinesischen Klaviermusik gewidmet, betonte sie. Die aus Taiwan stammende, 1995 im Alter von 32 Jahren verstorbene Sängerin Teresa Teng hat ihren Welterfolg „The moon represents my heart“ für Klavier arrangiert. Seine romantisch schmeichelnde Melodie lud zum Träumen ein, wie seinerzeit Debussys „Claire de lune“.