Freibad Schopfheim Weite Badekleidung bleibt erlaubt

Anja Bertsch
Klare Regeln gibt es im Schopfheimer Freibad schon jetzt. Eine Verschärfung ist nicht nötig, befindet die Mehrheit im Gemeinderat. Foto: Anja Bertsch

Im Schopfheimer Schwimmbad gilt weiterhin eine buchstäblich lockere Kleiderordnung. Mit denkbar knapper Mehrheit lehnte der Gemeinderat die Pflicht zur eng anliegenden Badebekleidung für Männlein und Weiblein ab.

Schwimmen nur noch in hautenger Badekleidung, das Aus für weite Bermuda-Shorts und Burkini: Diese Regel sollte nach Willen der Verwaltung ab sofort auch im Schopfheimer Freibad gelten. Als Argument für die Verschärfung wurden in den Gemeinderatsunterlagen „Hygieneaspekte“ angeführt. Die bisher zugelassene Badebekleidung führe zu einer „erheblichen Verschmutzung des Wassers“, hieß es dazu.

Probleme mit Badegästen

Eigentlicher Grund für das Ansinnen war indes offenkundig ein anderer, wie schon in den Unterlagen anklang und in den weiteren Einlassungen von Bürgermeister Dirk Harscher deutlich wurde: Ein wenig um die Ecke herum wurde da argumentiert, dass es eine buchstäblich straffere Kleiderordnung brauche, um schwierige Klientel fernzuhalten. Von „Problemen und Herausforderungen mit Badegästen aus Frankreich“ war da die Rede und von einer „Befriedung eskalierender Situationen“ – dies allerdings gemünzt auf die Erfahrungen in Weil, Rheinfelden und Lörrach. Um dem zu begegnen, ziele man nun auf ein mit diesen Städten abgestimmtes Vorgehen.

Keine geeignete Handhabe

Der Knappheitsfaktor der Badehose also als Indikator für schlechtes Benehmen? Eine solch lose Definition sei kaum geeignete Handhabe, um unerwünschte Besucher zielgenau fernzuhalten, befand in der Diskussion eine (knappe) Gemeinderatsmehrheit. Schließlich trägt die Mehrheit der männlichen Besucher unterhalb einer gewissen Altersschwelle mit Blick auf ästhetisches Empfinden und persönliches Wohlgefühl heutzutage doch lieber die weitere Badehosen-Variante. Mache man das hautenge Gegenstück zur Pflicht, schütte man womöglich das Kind mit dem Bade aus.

„Wir klinken uns ein“

Das zumal, wenn es sich um eine vorauseilende Maßnahme handelt, um zu verhindern, dass die Welle schwieriger Besucher ins mittlere Wiesental schwappt, wenn diese aus anderen Städten verdrängt werden. „Wir klinken uns ein, damit die Gruppen nicht ins hintere Wiesental kommen“, sagte Harscher in diesem Sinne. Heißt im Umkehrschluss: Aktuell gibt es einschlägige Probleme im Schopfheimer Freibad noch kaum; das hatte auch Bäderchef Matthias Wüst in einer Bilanz zur vergangenen Badesaison erklärt.

„Wie man sich kleidet, hat nichts damit zu tun, wie man sich verhält“, hinterlegte in der Diskussion beispielsweise Samira Böhmisch (SPD). Auch Gisela Schleith (Grüne) sprach sich dafür aus, die bestehende Badeordnung beizubehalten. „Wenn sich jemand nicht daran hält, muss die Badeaufsicht eben vom Hausrecht Gebrauch machen.“

Rechtliche Unsicherheit

Auch rechtlich steht die geplante Regelung auf wackligen Beinen, wie Bürgermeister Harscher und Arno Asal als kaufmännischer Betriebsleiter auf Nachfrage von Theresa Bühler (SPD) einräumen mussten. „Wenn jemand gegen die Kleiderordnung klagt, bekommt er vermutlich recht.“

Mit neun Stimmen aus Grünen- und SPD-Fraktion gegen acht Stimmen von Freien Wählern, CDU und Bürgermeister stimmte das Gremium letztlich gegen eine Verschärfung der Kleiderordnung.

„Behalten Situation im Auge“

Man werde die Situation allerdings scharf im Auge behalten, versicherte Bürgermeister Harscher abschließend: „Sollten sich die Probleme hier verschärfen, lassen wir unser Aufsichtspersonal sicher nicht im Regen stehen.“

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