Fußball „Deutschland gewinnt am Ende klar“

Mirko Bähr
Toni Kroos – Denker und Lenker des deutschen Spiels. Foto: Grant Hubbs

Das Achtelfinal-Ticket ist gebucht. Im letzten Gruppenspiel geht es für die Deutschen gegen das Nachbarland Schweiz.

Besser geht es kaum: 5:1 gegen Schottland, 2:0 gegen Ungarn – der EM-Start der Nationalelf ist geglückt. Gegen die Schweizer geht es um den Gruppensieg. Wer gewinnt? Was ist nach der ersten Woche besonders in Erinnerung geblieben? Und gibt es positive Überraschungen? Wir haben uns bei Sportlern, Ex-Trainern, Fans und einem waschechten Nationaltrainer umgehört, die allesamt einen Bezug zur Eidgenossenschaft haben.

Benjamin Schmid, gebürtiger Basler, Stadionsprecher beim FC Basel und Leiter der Unternehmenskommunikation der Basler Verkehrs-Betriebe: „Mein erstes EM-Fazit fällt positiv aus: tolle Spiele, tolle Stimmung. Endlich wieder ‚echte‘ Fußballfans, die für eine wahnsinnige Atmosphäre in den Stadien sorgen. Und auffällig waren natürlich bislang auch die pinken Shirts der Deutschen. Ich drücke in diesen Wochen natürlich der Schweiz die Daumen, wobei ich gestehen muss, dass England mein heimliches Lieblingsteam bei dieser EM ist. Grundsätzlich schlägt mein Herz immer dann höher, wenn ich in den verschiedenen Nationaltrikots aktuelle oder ehemalige Kicker des FC Basel spielen sehe. Und da sind wieder einmal so einige dabei.

Auf das Match zwischen der Schweiz und Deutschland freue ich mich besonders. Natürlich werde ich es schauen, wahrscheinlich zuhause. Ein Sieg der Schweizer wäre schon klasse, auch wenn es ja um nichts mehr geht. Beide Mannschaften haben den Sprung ins Achtelfinale bereits geschafft. Ich bin mir sicher, dass es ein spannendes Aufeinandertreffen wird. Am Ende gewinnt die Schweiz dank möglichst vieler ‚Basler‘ Tore.

Den Deutschen traue ich bei ihrer Heim-EM das Halbfinale zu, wie weit die Schweizer kommen? Das behalte ich mal lieber für mich. Europameister wird, so sagt es mir mein Herz, am Ende England.“

Patrice Glaser, Deutsch Schweizer Doppelbürger und Mittelfeldspieler des TuS Binzen: „Auffällig ist, wie viele krasse Weitschusstore schon gefallen sind. Überrascht haben mich bislang die Rumänen. Die hatte ich nicht so auf dem Schirm. Das hat aber richtig gut ausgesehen gegen die Ukraine.

Deutschland und auch die Schweiz sind schon durch. Aber es geht ja noch um den ersten Platz in der Gruppe. Dieses Ziel werden beide für sich ausgeben und deshalb glaube ich schon, dass es richtig zur Sache gehen wird. Am Ende wird Deutschland gewinnen, sogar relativ klar. Ich tippe auf ein 4:0.

Deutschland wird am Ende auch Europameister. Die Schweiz sehe ich nicht so stark wie noch in den vergangenen Jahren. Ich wäre aber froh, wenn es die Schweizer ins Halbfinale schaffen würden.”

Gerry Fanciulli, Ex-Profi beim FC Basel und früherer Trainer des SV Schopfheim und des FC Steinen-Höllstein: „Das Tempo hat extrem zugenommen, das imponiert mir doch sehr. Auch die Altersspanne der eingesetzten Akteure bei dieser EM ist riesig - von 16 bis 40 dauert heutzutage eine Profikarriere. Das hat sicher auch mit der Weiterentwicklung in Sachen Trainingssteuerung, Ernährung und im mentalen Bereich zu tun.

Deutlich wird einmal mehr, dass den Turniersieg wohl wieder die üblichen Verdächtigen unter sich ausmachen: Deutschland, Spanien, England. Die Italiener sind auch immer gefährlich, wenn sie angeschlagen sind. Das ist eine Turniermannschaft, wenn sie die ersten ein, zwei Partien überstehen, werden sie brandgefährlich.

Positiv überrascht haben mich die Georgier oder die Türkei. Sie haben sehr erfrischend gespielt. Was die Schweiz angeht, so weiß ich nicht so recht, wie ich das Team einschätzen soll. Ich war sehr überrascht, wie sie gegen Ungarn in der ersten Hälfte aufgetrumpft haben, die zweite war dann aber auch echt schwach. Das Spiel hätte auch anders ausgehen können. Und auch das Schottland-Spiel lässt mich etwas ratlos zurück. Die Schotten sind limitiert, die müssten eigentlich besiegt werden. Die Schweizer hätten Profit aus den Fehlern der Schotten schlagen müssen.

Jetzt geht es gegen Deutschland. Wie es ausgeht? Schwierig. Es hängt auch von der Aufstellung der Deutschen ab. Ich denke, Nagelsmann will dem einen oder anderen Ergänzungsspieler Spielpraxis geben wollen. Ich glaube, am Ende gibt es ein Unentschieden.

Wer den Titel holt, ist schwer zu sagen. Wenn ich jemand wählen dürfte, dann die Deutschen oder die Spanier. Mein Bauchgefühl sagt mir aber etwas anderes. Nämlich Frankreich oder Italien, die rufen unter Druck immer ihre beste Leistung ab.

Oliver Hassler, Vize-Weltmeister im Ringen und aktueller Nationalcoach der Schweizer: „Ich finde, dass die Europameisterschaft wahnsinnig spannend ist. Die Intensität ist hoch. Das beste Beispiel dafür war das Match zwischen Österreich und Frankreich. Die erste Hälfte war unglaublich. Frankreich musste richtig dagegenhalten trotz ihrer enormen Qualität. Die Konsequenz im Nachsetzen ist doch sehr auffällig.

Überrascht bin ich doch von den scheinbar kleinen Nationen. Wie schon in der jüngeren Vergangenheit gesehen, wird der Unterschied immer kleiner. Albanien beispielsweise, die gehen gegen die Favoriten zweimal in Führung. Das ist genauso exemplarisch, wie der Sieg der Slowakei gegen Belgien. So etwas macht es noch spannender. Mich freut es sehr für die kleinen Nationen.

Das Spiel der Deutschen gegen die Schweizer will ich unbedingt gucken, obwohl wir da noch im Urlaub weilen. Ich versuche aber alles möglich zu machen. Ich erwarte von den deutschen Elf eine ähnlich gute Leistung wie zuletzt. Zuletzt haben wir gegen die Ungarn verloren, nun hat sich das Blatt wieder gewendet. Die Nationalelf bringt nun eine ganz andere Mentalität und Moral auf den Platz. Gegen die Schweiz reicht ein Remis zum Gruppensieg. Ich denke, dass Nagelsmann kein Risiko eingehen wird. Die Schweizer gefallen mir. Da ist Erfahrung mit Xhaka oder Shaqiri auf dem Rasen, dazu gesellen sich frische Spieler. Und so glaube ich an ein spannendes Spiel. Wir werden viel Ballbesitz haben, die Schweizer werden kontern. Ich tippe auf ein 1:1.

Ich halte das Halbfinale für die Deutschen für realistisch. Mehr ist möglich, aber mit dem Halbfinale hätte unser Team die Erwartungen doch schon mehr als erfüllt.

Die Schweiz schätze ich etwas schwächer ein. Es macht Spaß, ihnen zuzuschauen. Ich traue den Eidgenossen das Viertelfinale zu. Europameister werden die Engländer, die sind irgendwie jetzt mal dran. Aber auch mit den Spaniern ist immer zu rechnen. Frankreich nicht zu vergessen. Einer der Großen wird es machen.

Patrick Heffele, Deutsch Schweizer Doppelbürger, Fußball-Fan und als Clown Pat bekannt: „Wir gefällt das Spiel der Deutschen bei dieser EM doch ganz gut. Wir sind super gestartet. Überrascht hat mich bislang das Team aus Rumänien, das war richtig souverän. Ich bin mal gespannt auf die nächsten Spiele. Aber ehrlich: So richtig überzeugt hat mich bislang noch keine Mannschaft.

Deutschland gegen die Schweiz: ich bin wirklich sehr gespannt, wie das ausgeht. Ich stehe zwischendrin. Auf einen Sieger tippen zu müssen, das fällt mir wirklich schwer. Deshalb sage ich: der bessere möge gewinnen. Aber ich tendiere eher zu einem Unentschieden. Ich vermute, dass die Deutschen einen Tick stärker sind als die Schweizer, aber die spielen immer besser, wenn es gegen die richtig starken Mannschaften geht. Ich bin sehr gespannt.

Deutschland kommt bei der Heim-EM ins Finale. Ich hoffe, dass sie sogar am Ende Europameister werden. Die Schweiz erreicht das Viertelfinale, aber vielleicht geht es ja noch etwas weiter.“ Das Achtelfinalticket ist gebucht.

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