Mit der Playstation 4 wurde der Modus „Pro Club“ ausgewählt. Elf virtuelle Kicker spielen gegen andere elf virtuelle Kicker – und das gesteuert von 22 verschiedenen FIFA-Spielern. Jeder Spieler erstellt dabei sein digitales Alter und bestimmt die Position, auf der er der Mannschaft weiterhelfen möchte. Danach werden noch Punkte auf spezielle Fähigkeiten verteilt. Je mehr Training, desto höher geht der Wert. Siege und andere Erfolgserlebnisse, wie Torerfolge oder Paraden, steigern ebenfalls die Punktzahl eines Einzelnen. „Wir wollten da schon Realismus reinbringen. Jeder Verein ist dafür zuständig, wie hoch sein Wert ist. Das ist fast wie im reellen Leben“, hält Tröndle fest.
DIE Umsetzung
Verteidiger Jens Murawski, selbst gerne mit dem Controller aktiv, übernahm die Federführung. „Wir haben da rumgespielt und viele Ideen eingebracht, welche Funktionen man einfließen lassen könnte“, sagt Tröndle. Die Spielernamen einblenden, Tormusik einbauen oder die Vereinshymne integrieren. „Wir haben uns dann erst einmal auf das Nötigste beschränkt, wollten uns ja nicht bis auf die Knochen blamieren. Für uns war jedoch klar. Findet dieses Unternehmen positiven Anklang, dann entwickeln wir es weiter.“
DIE WERBETROMMEL
Diese musste angekurbelt werden: Torhüter Marvin Baumann und Tröndle selbst nahmen dieses Unterfangen in die Hand. „Wir haben einen Aufruf gestartet und sind über Facebook auf die Suche nach einem Gegner gegangen und haben Vereine aus Region verlinkt“, blickt Tröndle zurück. Zeitgleich fingen die SVH-Cracks an zu „datteln“. Der SV Eichsel war schnell Feuer und Flamme, die SG Grenzach/Wyhlen und der FV Lörrach-Brombach meldeten sich ebenfalls. „Da haben wir gemerkt, dass da was Größeres entstehen kann.“ Auch mit den Fans des SV Herten trat man in Kontakt. „Die vermissen den Fußball ebenfalls“, weiß Tröndle. Und der eine oder andere versprach, reinzuschauen, wenn man virtuell gegen den Ball trete. „Die Sportfans sitzen derzeit auf dem Trockenen.“
DIE SPIELVORBEREITUNG
Das Derby gegen den SV Eichsel war fixiert. „Vorweg: Es hat riesigen Spaß gemacht. Elf Leute sitzen in ihren eigenen Zimmern, haben die eigene Konsole in der Hand, aber kicken doch miteinander und kommunizieren per Headset“, schildert Tröndle. Und dann kam da auch noch der Derbycharakter zum Tragen. „Das hat schon im Vorfeld alle bei den gemeinsamen Trainingseinheiten gepusht.“ Da sei viel Spaß und Emotion dabei gewesen.
DAS HINSPIEL
Der Modus „Champions League“ mit Hin- und Rückspiel wurde ausgewählt. „Das ist natürlich der Traum eines jeden Kreisligakickers, einmal auf dieser Bühne zu spielen“, lacht Tröndle, dessen Team am Ende mit 0:1 das Nachsehen hatte. „Man hat schon gemerkt, dass da einige sehr nervös vor dem eigenen Gerät saßen. Es waren ja einige Zuschauer dabei. Alle haben ein bisschen gestichelt sowie Kaltgetränk und Popcorn herausgekramt. Das war schon eine kultige Geschichte“, so Tröndle. Max Spitznagel hatte in der 28. Minute für Eichsel den Siegtreffer markiert. Es passte ins Bild, dass Hertens Bastian Eschbach acht Minuten vor Schluss nach einer Notbremse noch die Rote Karte unter die Nase gehalten bekam. Und dennoch hatte der SVH in den Schlusssekunden sogar noch die Möglichkeit, das 1:1 zu markieren.
DAS RÜCKSPIEL
Nach einer Teambesprechung startete wenige Minuten später Spiel zwei. „Wir wollten unbedingt die Scharte ausmerzen und haben gut losgelegt“, meint Tröndle und hebt den Goalgetter in seinen Reihen besonders hervor. „Im echten Leben hat er das noch nicht so gezeigt, aber sein Torinstinkt ist an der Konsole extrem ausgeprägt. Davor ziehe ich den Hut. Wenn seine Füße genauso flink wären, wie seine Daumen, stünde ihm eine große Karriere bevor“, schmunzelt Tröndle und meint damit Ciro Di Feo, der sich dreimal in die Torschützenliste (15./55./77.) eintrug. Dazwischen war Tröndle per Kopf in der 68. Minute zum 3:0 erfolgreich. Den Eichsler Ehrentreffer steuerte Ryan Thompson zum 1:4 (79.) bei.
Nicht so ganz einverstanden waren die SVE-Zocker mit dem virtuellen Schiri. Der hatte einen strittigen Elfer gegeben. „Ehrlich. Diese Entscheidung hat uns alle überrascht“, gibt auch Tröndle zu. Di Feo blieb derweil cool und schob ein. „Das war aber nicht der Knackpunkt in dieser Partie“, findet Tröndle, dessen Team sich nun virtueller Derbysieger nennen darf.
DIE DRITTE HALBZEIT
Per Skype-Konferenz tauschten sich Tröndle & Co. nach dem Schlusspfiff aus. „Wir haben viel gequatscht und auf den Sieg angestoßen. Das war eine sehr launige Geschichte“, so Tröndle. Es gab viele Nachrichten, so einige Leute hatten sich das Derby angeschaut. „Das Feedback war positiv. Das hat uns bestärkt, weiterzumachen.“ So wolle man, wenn möglich, jede Woche ein Spiel organisieren. „Wenn es geht, gegen ein Team aus der Region.“
DIE NÄCHSTE PARTIE
Das nächste Playstation-Match steht schon an. Heute, 16 Uhr, wird der virtuelle Ball rollen. Der SV Herten trifft in Hin- und Rückspiel auf den FV Lörrach-Brombach.
Der GEGNER
Beim echten Verbandsligisten weist man die Favoritenrolle weit von sich. „Die schieben wir ganz gekonnt nach Herten. Die Jungs haben einen Vorsprung, konnten sich schon einspielen“, macht Dominik Lüchinger klar. Im echten Fußballleben hütet er den FVLB-Kasten. Ob er auch auf der Playstation zwischen die Pfosten geht, steht noch nicht fest. „Im Großen und Ganzen wollen wir aber schon die Position begleiten, die wir auf dem echten grünen Rasen inne haben“, sagt Lüchinger.
Gemeinsame Trainingseinheiten im Vorfeld waren rar gesät. Ein Match zu elft war dabei erst gar nicht machbar. „Das ist schwierig, einige arbeiten ja ganz normal“, meint Lüchinger. Aber in der Gruppe würden schon immer wieder Verabredungen getroffen. Nun hoffe er, dass er bis zum Spieltag auch elf Mann auftreiben könne. „Da habe ich schon Druck von den Hertenern bekommen“, grinst Lüchinger, der mit Roberto Billeci und Marvin Müller auch zwei Ex-Teamkollegen aufbieten kann.
„Das wird erst einmal ein riesige Chaos geben. Auf der Konsole ist das schon etwas anders. Da weiß ich ja noch nicht, was der Mitspieler gerade so vor hat“, ist er schon ganz gespannt.
Weitere Informationen: Wer hat das Match live mitverfolgen will, kann das über folgende Facebookseite tun: https://www.facebook.com/dienummereinsderstadt/