Fußball „Müssen unsere Ideen weiterspinnen“

Die Oberbadische
Erkan Aktas: Seine Anweisungen kommen an.Foto: Mirko Bähr Foto: Die Oberbadische

Fußball Coach Erkan Aktas (FV Lörrach-Brombach) über den Oberliga-Aufstieg, Verstärkungen und Vorfreude

Da kann man fragen, wen man auch will: Wenn es darum geht, wer denn einen entscheidenden Anteil daran hat, dass sich der FV Lörrach-Brombach von einem abstiegsgefährdeten Team zu einem frisch gebackenen Oberligisten gemausert hat, hört man immer diesen einen Namen: Erkan Aktas.

Lörrach. Der 40-jährige Coach aus Bad Säckingen in Diensten des Grütt-Klubs versteht die Sprache der Spieler. Das Team glänzt dagegen als Kollektiv und hält sich diszipliniert an die Anweisungen des ehemaligen Kickers, der unter anderem für den FC Wehr und den FC Steinen-Höllstein aktiv war. Unser Sportredakteur Mirko Bähr hat sich mit dem Ex-Juniorencoach des FC Aarau unterhalten.

Frage: Herr Aktas, Oberliga! Wie fühlt sich das an?

Toll. Jetzt ist es auch definitiv. Kurz nach der Abstimmung am Verbandstag über den Abbruch der Saison waren wir uns da gar nicht sicher, ob das jetzt klar ist. Wir waren irgendwie der Meinung, dass erst noch alle drei Landesverbände grünes Licht geben müssen. Gefeiert haben wir untereinander dennoch ein wenig im Grütt. Mit Abstand, versteht sich. Offiziell wollen wir das nachholen, wenn es wieder möglich ist.

Frage: Von einem geschenkten Aufstieg zu sprechen, davon halten Sie nichts, oder?

Nein. Das Team muss deshalb kein schlechtes Gewissen haben. Die Entscheidung wurde so gefällt. Die Situation ist eben so, wie sie ist. Die Beurteilung erfolgte nach der derzeitigen Lage. Zudem verweise ich immer wieder gerne auf die Fieberkurve der Verbandsliga. Wir waren stets oben dabei und haben die Duelle gegen die direkte Konkurrenz bis dahin alle gewonnen. Ob es nun verdient ist oder nicht? Schaut man sich die Statistik nach dem 18. Spieltag an, darf man doch getrost von Ersterem ausgehen. Was bis zum letzten Spieltag dann noch passiert wäre, das wissen wir alle nicht.

Frage: Wenn Sie auf die 18 Partien zurückschauen, was waren denn Gründe, dass der FVLB von ganz oben grüßte?

Für mich waren die Diszipliniertheit und der Teamgeist die alles entscheidenden Punkte. Dazu kommt die absolute Bereitschaft zur Umsetzung der Spielidee. Ideen kann man ja als Trainer viele haben. Wichtig ist, dass sie das Team mit aller Deutlichkeit auf das Spielfeld bringen. Es bringt nichts, wenn meine Ideen nicht in die Tat umgesetzt werden.

Frage: Das Prunkstück war die Defensive.

Sicherlich. Die wenigen Gegentore waren das Fundament für den Aufstieg.

Frage: Sie heben immer wieder das Kollektiv hervor. Ein einheitliches Auftreten wird auch in der kommenden Runde das A und O sein, oder?

Wir verfügen über eine gute Breite. Es gibt keinen Spieler, der extrem heraussticht oder abfällt. Das Niveau ist ähnlich. Das macht sich dann vor allem in einer Verletzungsphase oder bei Einwechslungen bemerkbar. Das funktioniert sehr gut. Unsere Stärke ist und bleibt das Kollektiv. Wir haben niemand, der uns 30 Tore garantiert, und damit aber auch keine Probleme, wenn dieser Garant ausfällt.

Frage: Wie geht es jetzt weiter? Die Oberliga soll nach dem Willen der Verbandsverantwortlichen am 5. September starten.

Zuletzt waren wir nicht untätig. Wir haben in den vergangenen vier Wochen jeweils dreimal wöchentlich auf dem Trainingsplatz gestanden und ein bisschen etwas gemacht. Unsere weiteren Planungen gehen von einem Saisonstart am 5. September aus. Wir fahren jetzt erst einmal etwas runter. Ich hatte ursprünglich vor, den Jungs 14 Tage lang freizugeben. Komplett. Aber sie wollten nicht. Jetzt trainieren wir zweimal die Woche ganz locker. Vielleicht wissen sie nicht, was sie sonst tun sollen. Mein Gedanke war, dass sie nochmals intensiv die Zeit mit Familie, Freundin oder den Freunden nutzen sollten. Denn wenn wir loslegen, dann haben wir ordentlich zu tun, da bleibt nur wenig Freizeit. Wir starten am Montag, 6. Juli, offiziell in die Oberliga-Vorbereitung. Dann ist der ganze Kader anwesend, auch die U19-Kicker. Bis dahin machen wir uns intensive Gedanken, wie der Kader aussehen wird.

Frage: Apropos Kader. Ist er gut genug? Oder braucht es noch die eine oder andere Verstärkung?

Wenn wir etwas tun, dann, weil der Spieler uns qualitativ weiterhilft. Manchmal ist das sehr spannend, da taucht quasi aus dem Nichts jemand auf, den man gar nicht auf dem Schirm hatte. Wir schauen, wie sich das entwickelt. Wir führen Gespräche mit Spielern und entscheiden, ob es Sinn macht oder nicht. Wir haben bis zum 30. Juni Zeit, dann endet die Abmeldefrist. Wir haben derzeit einen Kader von 35 Mann inklusive der U19. Es ist kein Muss. Weil die Kaderplanung für eine weitere Verbandsligarunde bereits abgeschlossen war, haben wir auch die Mannschaft in diese Überlegungen miteinbezogen. Die Jungs waren der Meinung, dass wir noch etwas unternehmen sollten, wenn es denn für alle Seiten stimme.

Frage: Haben Sie sich auf eine spezielle Position festgelegt, wo Sie noch nachlegen wollen?

Nein. Ich finde, wir müssen die Qualität eines Spielers mitnehmen. Das fördert schließlich den Konkurrenzkampf und eine gewisse Flexibilität auf den Positionen. Ich will da nicht auf eine fixiert sein. Und oft ist es ja so, dass man einen Akteur bekommt, der immer links in der Defensive gekickt hat, man dann aber in der Vorbereitung plötzlich merkt, dass da offensives Potenzial vorhanden ist.

Frage: Blicken wir einmal etwas voraus. Wie groß ist schon die Vorfreude auf die Oberliga?

Ich bin zumindest gespannt. Ich weiß gar nicht, wann ich mir das letzte Mal ein Spiel dieser Liga angesehen habe. Wir betreten Neuland. Wir wissen nicht, wie es sein wird. Aber wir wissen, dass wir unsere Ideen weiterspinnen müssen. Die Vorfreude wird sich in der Vorbereitungsphase einstellen.

Frage: Auf was freuen Sie sich schon jetzt am meisten?

Auf unsere Heimspiele. Wir bieten da etwas für die ganze Fußballregion. Ich hoffe auf mehr Zuschauer als zuletzt, schließlich kommen interessante Gegner ins Grütt.

Frage: Und die Auswärtsfahrten sind demnach weniger vergüngungssteuerpflichtig?

Solche langen Fahren bin ich aus Aarauer Zeiten gewohnt. Die Fahrt zum Spiel geht aber eigentlich ziemlich schnell vorbei, da ist man fokussiert. Dann muss man nur noch gewinnen, dann wird auch die Rückfahrt schön (...lacht...).

Frage: Die Oberliga ist natürlich eine enorme Herausforderung. Haben Sie keine Angst vor diesem Schritt?

Ich habe ganz deutlich gesagt, dass, wenn wir hoch gehen, es auch unser Ziel sein muss, den Klassenerhalt klarzumachen. Wir müssen von Spiel zu Spiel dahin kommen, wo wir merken, dass da etwas geht, dass wir etwas reißen können. Klar ist, um dahin zu kommen, muss jedoch mit einer disziplinierten Vorbereitung die Basis gelegt werden. Es wird auch der Start durchaus entscheidend sein. Da müssen wir schnell zeigen, dass wir nicht nur irgendeine Nummer in dieser Liga sind, sondern uns etablieren wollen.

Frage: Sie gehörten zur Mannschaft des bis dato letzten Oberliga-Vertreters aus dem Bezirk, und jetzt auch zur ersten nach langer Abstinenz.

Nein, das ist so nicht ganz richtig. Als ich mich damals mit dem FC Steinen-Höllstein getroffen und die Zusage gegeben habe, kickten sie tatsächlich noch in der Oberliga. Als ich dann zum Sommer wechselte, war der Verein aber in die Verbandsliga abgestiegen. Was aber stimmt, ist, dass mein Co-Trainer Sven Goronzi damals noch im Kader des Oberligisten stand. Witzig ist, dass wir uns dann aber gar nicht über den Weg liefen. Sven wechselte nach dem Abstieg, und ich kam. Erst viel später haben wir uns dann kennengelernt.

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