Ich habe es auch als Trainerin schon gemerkt, dass viele Väter ein Problem damit haben, dass da eine Frau steht und seinem Sohn erklärt, was er machen muss. Als Schiedsrichterin habe ich das anfangs auch gespürt. Da gab es schon Trainer und Eltern, die der Meinung waren, dass Frauen keine Ahnung vom Fußball haben, was natürlich Bullshit ist.
Frage: Was waren für sie als Schiedsrichterin die Herausforderungen?
Man muss ganz klar ausblenden, was Väter so sagen. Da waren nicht immer nette Sachen dabei. Aber da hatte ich anfangs einen Paten, der mich unterstützt hat. Es gab leider ein Spiel, da hat ein Vater viele unschöne Dinge gesagt. Aber mein Pate hat mir erklärt, dass ich so was ausblenden muss.
Frage: Was für Spiele haben sie im ersten Jahr geleitet?
Am Anfang fängt man recht klein an. Ich habe überwiegend D-Jugend-Spiele gepfiffen. Ich hätte einmal ein Frauenspiel pfeifen dürfen. Das wurde aber leider abgesagt.
Frage: Gibt es Situationen, vor denen sie Angst haben?
Nein, ich habe nie Angst.
Frage: Was für Ziele haben sie sich als Schiedsrichterin gesetzt?
Dadurch, dass ich schon 39 bin, ist es natürlich schwieriger, noch nach ganz oben zu kommen. Ich freue mich einfach auf jeden Einsatz. Ich hoffe, dass noch ein paar mehr Mädchen oder Frauen kommen und Schiedsrichterin machen wollen.
Frage: Wie lässt sich Familiäres und Berufliches mit dem Schiedsrichterwesen unter einen Hut bringen?
Meine bisherigen Arbeitgeber wussten immer, dass ich Trainer und Schiedsrichter war beziehungsweise bin. Meine Partnerin unterstützt mich extrem. Sie findet es toll, dass ich das mache. Aber sie hat mich auch so kennengelernt und weiß, dass Fußball Teil meines Lebens ist. Zusammen schauen wir uns zuhause aber nie ein Fußballspiel an.
Frage: Sie stehen offen dazu, dass sie mit einer Frau zusammenleben. Warum ist Homosexualität im Fußball aber immer noch ein Tabuthema?
Das frage ich immer wieder. Viele Frauen sind da wesentlich offener und stehen dazu. Es gehört aber auch Mut dazu, sich dazu zu bekennen. Viele Männer schaffen es nicht, ihre Komfortzone zu verlassen und sich angreifbar zu machen.
Frage: Wie nehmen sie homophobe Sprüche auf dem Platz wahr?
Da habe ich bis auf ein paar Standardsprüche nichts gehört. Die ignoriere ich dann aber einfach. Man muss weniger darüber reden und es als selbstverständlich leben. Dann kommen auch immer weniger Sprüche.