Angehörigen-Forum: Furchtbare Umstände für Geiseln
Nach israelischer Zählung befinden sich noch 101 Menschen in der Gewalt der Hamas, wobei unklar ist, wie viele davon noch leben. Die Entführten werden nach Angaben ihrer Angehörigen unter grauenhaften Bedingungen festgehalten. Das Forum der Familienmitglieder der Entführten teilte mit, eine erste Untersuchung des Schicksals von sechs zuletzt getöteten Geiseln durch die Armee habe ergeben, dass die ermordeten Geiseln zuvor "in engen unterirdischen Tunneln mit wenig Luft festgehalten wurden". Sie hätten unter extremer Mangelernährung sowie Gewichtsverlust gelitten und "klare Zeichen langanhaltender körperlicher Vernachlässigung" aufgewiesen.
Die sechs Leichen waren nach Militärangaben vor gut einer Woche in einem Tunnel im Gebiet Rafah im Süden Gazas gefunden und nach Israel überführt worden. Die Geiseln seien kurz zuvor von den Kidnappern gezielt getötet worden. Das Forum und forderte einen sofortigen Deal mit der Hamas über ihre Freilassung.
Die indirekten Verhandlungen zu ihrer Freilassung, bei denen die USA, Ägypten und Katar vermitteln, drehen sich jedoch seit Monaten im Kreis. Das im Raum stehende mehrstufige Abkommen würde auch die Beendigung des Kriegs, den Rückzug des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen und die Entlassung Tausender palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen einschließen.
Kritiker werfen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor, den Abschluss einer derartigen Vereinbarung mit überzogenen Forderungen zu torpedieren. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte dagegen, die Hamas stelle das größte Hindernis bei den Verhandlungen dar. Der Hamas-Funktionär Isat al-Rischek teilte mit, Kirbys Vorwürfe, die Hamas habe bei den Verhandlungen neue Forderungen erhoben, entbehrten jeglicher Basis.
US-Warnungen vor großem Krieg Israels mit Hisbollah
Israelische Medien zitierten unterdessen Warnungen eines namentlich nicht genannten US-Regierungsvertreters vor möglichen Folgen eines größeren Kriegs zwischen Israel und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah. Der Preis wäre für beide Seiten sehr hoch, warnte er demnach. Es seien Tausende, vielleicht sogar Zehntausende Todesopfer sowie schwere Zerstörungen zu befürchten. Außerdem werde auch ein solcher Krieg letztlich mit einer Vereinbarung enden, die ähnlich aussehen werde, wie das, "was wir jetzt versuchen, zu erreichen".
Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es nahezu täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah. Dabei wurden sowohl in Israel als auch im Libanon Menschen getötet, Zehntausende sind wegen der Kämpfe aus dem Grenzgebiet geflohen.