Geschichte in Zell Meret Oppenheim war Schülerin in Zell

Uli Merkle
Meret Oppenheim war Schülerin an der Privatmädchenschule in Zell. Darüber gibt es nun erstmals Belege. Foto: MT Archiv/MT Archiv

Die bedeutende Künstlerin und Surrealistin war Schülerin der Privatmädchenschule Baumgartner in Zell, wie Uli Merkle bei den Recherchen zu seinem neusten Buch erfuhr und wofür nun auch Beweise vorliegen.

Meret Oppenheim gilt als eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhundert. Ihre surrealistischen Werke sind in Museen weltweit ausgestellt. Dass die berühmte Surrealistin in Zell die Schule besuchte, war bislang nicht bekannt. Aber jetzt steht fest: Sie besuchte zumindest im Jahr 1926 im Alter von 13 Jahren die Privatmädchenrealschule Baumgartner in der Zeller Gartenstraße.

Ein purer Zufall

Es war ein purer Zufall, dass dies nun bekannt wurde. Die private Schule wurde bereits 1937 aufgegeben, weil eine der beiden Baumgartner-Schwestern, die damaligen Betreiberinnen der Schule, starb und weil die Stadt die Zuschüsse für die Weiterführung strich. Damit gingen alle Unterlagen dieser Schule verloren. Die Schule ist in Zell besser unter dem Namen „Buda“ bekannt, was für . „Baumgartners Universal Drangsalieranstalt“ steht.

Von Lehrerin erfahren

Bei Recherchearbeiten zu seinem Buch über den Nationalsozialismus in Zell stieß Autor Uli Merkle auf den Namen der vormaligen jüdischen Lehrerin Lili Meyer, die an der Schule unterrichtete. Sie wurde bereits 1940 von den Nazis in das Konzentrationslager Gurs in den französischen Pyrenäen deportiert. Dort überlebte sie unter miserablen Umständen zwei Jahre, um dann von einer französischen Organisation befreit zu werden. Von 1942 bis 1944 wurde sie dann in einem abgelegenen Haus im Département Haute Loire von derselben Organisation vor den Nazis versteckt. Helfer besorgten ihr Ende 1944 Ausweispapiere, sodass sie in die Schweiz nach Basel emigrieren konnte. 1946 kam Lili Meyer wieder nach Zell. Ab 1957 war sie in einem Schweizer Pflegeheim, wo sie 1958 starb.

Kontakte zu Kennerinnen

Die Zellerin Rosa Mattern, geborene Booz, besuchte zusammen mit Meret Oppenheim die Privatschule in Zell, wo sie von Lilli Meier unterrichtet wurden. Ihre Tochter Dorothea Trapp hat nach der Lektüre von Merkles Buch mit ihm Kontakt aufgenommen und ihn auf die Schülerin Oppenheim aufmerksam gemacht. Daraufhin hat Merkle sofort Kontakt mit Ingrid Jennert aufgenommen. Die ehemalige Journalistin ist eine anerkannte Kennerin der Familie Oppenheim. Sie war 1997 maßgeblich an der Gründung des „Fördervereins Meret Oppenheim“ in Steinen beteiligt, wo die Familie Oppenheim von 1914 bis 1937 wohnte, und wo der Vater eine Arztpraxis betrieb. Jennert bestätigte auf Anhieb, dass Meret Oppenheim die Schule besuchte. Das geht aus verschiedenen Sekundärquellen hervor - nur der Beweis fehlte. Jennert fand ihn dann in einem persönlich angelegten Album von Meret Oppenheim, das eigene Bilder, Skizzen, Notizen und private Fotos von ihr und ihrer Familie zeigt. Darunter sind zwei gemalte Bilder aus dem Jahr 1926.

Schon früh Künstlerin

Die ähnlichen Motive – sie zeigen verschiedene Gemüse und Obstsorten – sind vermutlich im Kunstunterricht bei Lili Meyer in Zell entstanden. Beide Bilder sind mit „Meret Oppenheim“ und der Jahreszahl „1926“ signiert. Eines hat zusätzlich die Angabe „Zell“.

Das Album ist Teil des 2013 veröffentlichten biografischen Bildbands mit dem Titel „Meret Oppenheim – Worte nicht in giftige Buchstaben einwickeln“.

Oppenheim wurde 1913 als Tochter des deutsch-jüdischen Arztes Dr. Erich Alphons Oppenheim und seiner Schweizer Frau Eva Wenger in Berlin geboren. Das eigenwillige Mädchen hielt es nie lange an einer Schule, so kam sie vermutlich 1926 an die Zeller Privatschule.

Bereits 1928 war sie in einem Mädcheninternat in Königsfeld im Schwarzwald. Dort entstand ihr erstes bekanntes surrealistisches Werk „X = Hase“.

Da ihre Großmutter Lisa Wenger in dieser Zeit eine gefragte Malerin und Kinderbuchautorin war, kam die junge Meret schon früh mit Kunstschaffenden in Kontakt. Ihre Tante war mit Hermann Hesse verheiratet. 1931 beendete sie ihre schulische Laufbahn ohne Abschluss und entschied sich Malerin zu werden.

Ausstellung in aller Welt

1932 zog es sie nach Paris, wo sie die berühmtesten Avantgardisten persönlich kennenlernte. Bereits 1933 stellt sie ihre Werke in Paris aus. 1936 schafft sie mehrere Kunstobjekte, worunter einige heute im Museum of Modern Art in New York zu sehen sind. Auch andere Museen haben Oppenheim mit Ausstellungen gewürdigt, etwa das Guggenheim Museum in New York sowie weitere in Paris, Stockholm oder London.

Den Nazis entkommen

Durch ihren Weggang von Steinen nach Paris 1932 und ihr späteres Leben in der Schweiz entkam sie als Jüdin den Nationalsozialisten in Deutschland. Ihre Mutter hat bereits 1935 ihren Wohnsitz nach Basel verlegen müssen, weil sie Repressalien der Nazis befürchtete, vor allem, weil sie zuvor ein Hitler-Bildnis in einem Lörracher Schaufenster bespuckte. Merets Vater musste 1937 endgültig aus Deutschland in die Schweiz flüchten. So kam die Familie einer Verhaftung und dem Schicksal in einem Konzentrationslager zuvor.

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