Gewerbe in Schopfheim Händler sehen viele Baustellen

Christoph Schennen und Anja Bertsch
Neuster „Zugang“ in Sachen Geschäftsaufgabe: Das Modegeschäft „Courage“ in der Hebelstraße. Foto: Anja Bertsch

Besorgt zeigt sich der Gewerbeverein und insbesondere die Einzelhändler über die Entwicklung der Schopfheimer Innenstadt. In der Hauptversammlung gab es in diesem Zusammenhang auch Kritik an der schlechten Informationspolitik aus dem Rathaus.

Neueröffnete Pop-Up Gallerys und Donut Dynasties können nicht darüber hinweg täuschen: In den vergangenen Monaten häufen sich auf der Route vom Pflughof über die Hauptstraße bis in die Scheffelstraße hinein die leer stehenden Ladenlokale; weitere drei Ladeninhaber haben bereits angekündigt, dass sie ihre Geschäfts zum Jahresende aufgeben wollen. Während ein Teil dieser Entwicklung allgemeinen Trends, etwa in Richtung Online-Shopping, zuzuschreiben sind, sehen die Gewerbetreibenden in Schopfheim auch viele hausgemachte Probleme. Ganz oben steht dabei die Verkehrssituation in der Innenstadt.

Kritik an Forderung nach weniger Autos

In diesem Zusammenhang positionierte sich der Gewerbeverein erneut entschieden gegen die völlige Verbannung des Verkehrs aus der Innenstadt. Weitere Umsatzeinbußen wären die Folge, war man sich einig. Zur Zielscheibe der Kritik wurde die „Bürgerinitiative Attraktive verkehrsfreie Innenstadt“, die ihre Vision von einer möglichst (auto)verkehrsarmen City unlängst erneut in die Diskussion eingebracht hatte. Mit Blick auf die allgemeinen Probleme des Einzelhandels hatten die Akteure den Begriff der „Wohlfühlstadt“ eingebracht, die eben nicht mehr alleine auf das Einkaufserlebnis fokussiert, sondern die Aufenthaltsqualität ins Zentrum stellt.

Demgegenüber betonte Stefan Klever, Co-Vorsitzender des Gewerbevereins: „Einkaufen, wohlfühlen und Lebenskultur schließen sich nicht aus.“ Die Bürger fühlten sich durchaus wohl in der Innenstadt, und sie kauften durchaus weiterhin gerne in den Läden ein.

In diesem Zusammenhang wollte Klever die viel zitierte Diagnose vom zunehmenden Online-Shopping als eins der Kernprobleme in Sachen Innenstadtentwicklung nicht so ohne Weiteres unterschreiben. „Der Einkauf im Einzelhandel findet zu 75 Prozent in stationären Geschäften statt“, so Klever. „Der Online-Handel hat die Boomzeiten hinter sich.“

„Aufenthaltsqualität hat gewonnen“

Während die Idee einer weitgehend autofreien Innenstadt auf breite Ablehnung stößt, brachen die Gewerbevereinsvorsitzenden doch eine Lanze für die viel kritisierten Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, die unter dem Stichwort „Möblierung“ in der Hauptstraße Einzug gehalten haben. Die habe laut Klever zur Verkehrsberuhigung beigetragen und die Aufenthaltsqualität der City verbessert – auch wenn die Bepflanzung aus Sicht des Gewerbevereins durchaus etwas günstiger hätte ausfallen können und zehn bis 15 Parkplätze weggefallen seien.

Kritik an Kommunikation der Stadt

Auf scharfe Kritik stieß die schlechte Kommunikation der Stadtverwaltung in Bezug auf Verkehrseinschränkungen aufgrund von Baustellen. Konkretes Beispiel war die Einbahnstraßenregelung zwischen Sparkasse und Hebelstraße, die wegen eines auf der Straße platzierten Krans unlängst (erneut) verhängt wurde. Auch das kompromisslose Vorgehen des Ordnungsamts etwa mit Blick auf den Anlieferverkehr wurde bemängelt.

Uehlin-Areal und sonstige Baustellen

In Bezug auf die konkreten Herausforderungen wie temporäre Baustellen und Verkehrseinschränkungen wie auch im grundsätzlichen Umgang pflegten andere Städte einen ganz anderen Kontakt und Kommunikationsstil gegenüber der Geschäftswelt, hieß es.

Jenseits der Kommunikation freilich sind auch die Baustellen, Umleitungen und sonstige Verkehr-Ärgernisse selbst ein Problem für Händler – beziehungsweise für den ungestörten Kundenstrom. Und da stehen die nächsten Großbaustellen schon vor der Tür: Abriss und Neubau des Uehlin-Hauses sowie Umbau der Adolf-Mülle-Straße (wir berichteten). Hier versucht, der auf der Sitzung anwesende, Bürgermeister Dirk Harscher, die Sorgen zu glätten. Eine klare Absage habe man dem Ansinnen der Baufirma erteilt, Kran und Baucontainer auf dem Marktplatz zu platzieren. Und: Damit der Verkehrsfluss möglichst wenig gestört wird, soll der für den Abriss nötige Kran auf Stelzen und nicht in der Haupt- sondern in der Scheffelstraße – aufgestellt werden.

Baumaßnahmen dürften so wenig Verkehrseinschränkungen wie möglich bringen, betonte Co-Vorsitzender Martin Bühler: „Dadurch dürfen uns keine Kunden verloren gehen.“

Kritisiert wurde in der Versammlung auch, dass Müll – unter anderem Pizzaschachteln – an vielen Stellen in der Stadt herumliegt. Das Problem sei, so Harscher, dass es Bürger gebe, die ihren Hausmüll in den öffentlichen Mülleimern entsorgen. Mehr Mülleimer seien da nicht unbedingt die Lösung – könnte das doch dazu führen, dass die Bürger noch mehr Hausmüll darin deponieren würden.

Aufbruchsignal durch „Schopfheim aktiv“

Als richtigen und wichtigen Schritt würdigten die Gewerbetreibenden die Gründung des Vereins „Schopfheim aktiv“, der sich als Schnittstelle zwischen öffentlichen Aufgaben, privatem Engagement sowie privatem Unternehmertum versteht und die Stadtentwicklung voranbringen will. Positiv sei, dass dieser nun einen hauptamtlichen Geschäftsführer bekomme. Bürgermeister Harscher betonte, die Stadt stehe vor großen Herausforderungen: „Die Leerstände machen mir Sorgen.“

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