Grenzach-Wyhlen Abschied vom großen Aktenberg

Die Oberbadische
Schicken die Grundbuchakten auf die Reise (von links): Lothar Deschler, Elisabeth Schneider, Jutta Ibert-Polizzi und Bürgermeister Tobias Benz. Foto: Rolf Rombach Foto: Die Oberbadische

Auflösung: Gemeindegeschichte in 9000 Grundbüchern verlässt für immer Grenzach-Wyhlen

Um Punkt 16 Uhr hat das Grundbuchamt der Gemeinde Grenzach-Wyhlen am Montag seine Arbeit eingestellt. Ein Kapitel ist für immer geschlossen. Künftig werden die Daten zentral in Emmendingen verwaltet.

Von Rolf Rombach

Grenzach-Wyhlen. Die gesamten Daten sind bereits elektronisch an die Nachfolgebehörde übermittelt worden. Als Bürgerservice wird die Gemeinde ab Januar eine Grundbucheinsichtstelle einrichten, da seit 2012 alle Daten in der elektronischen Grundakte vorliegen, auf die Notare, Banken und Amtsgerichte zugreifen können.

Mehr als acht Jahre hat die Digitalisierung in der Doppelgemeinde gedauert. 700 Kisten voller Grundbuchakten auf 26 Paletten werden am kommenden Montag mit drei Lastwagen direkt in das baden-württembergische Grundbuchzentralarchiv Kornwestheim transportiert. Dafür wurden seit Anfang November vom Team des Grundbuchamts alle 9000 Grundbücher Grenzach-Wyhlens verpackt – neben dem bestehenden Tagesgeschäft.

Bürgermeister Tobias Benz dankte beim gestrigen Pressetermin Leiterin Jutta Ibert-Polizzi, Stellvertreter Lothar Deschler und Sachbearbeiterin Elisabeth Schneider für die optimal verlaufene Durchführung dieser logistischen Großaufgabe. Ibert-Polizzi wiederum dankte der Verwaltung für unbürokratische Hilfen und die tatkräftige Unterstützung des Werkhofes. „Insgesamt haben wir 17 Tonnen Material bewegt im Laufe dieses Umzugs“, sagte die Ratsschreiberin, die auf 22 Jahre im Grundbuchamt zurückblickt. Um keine Räume im engen Rathaus zu blockieren, wurden die Akten zur Zwischenlagerung in eine Halle im „Fallberg“ gebracht. Die ältesten Unterlagen sind mehr als 120 Jahre alt und dokumentieren alle Vorgänge des Besitzes einer Liegenschaft. „Es überrascht, dass der Boden das Gewicht mitgemacht hat“, scherzte Benz bei der Verabschiedung gestern Morgen.

85 Laufmeter aus Grenzach und sogar 125,5 Meter Akten über Wyhlens Grundstücke wurden im Archiv des Rathauses gelagert. Der frei werdende Platz kommt den Mitarbeitern in Form eines neuen Sozialraums, eines Besprechungsraums sowie eines weiteren Büros zugute. Für das Personal des Grundbuchamts wurden neue Aufgaben innerhalb des Rathauses gefunden, für die sie bereits eingearbeitet wurden. Ibert-Polizzi und Deschler werden zudem die künftige Auskunftsstelle betreuen, da diese Aufgabe von einem Ratsschreiber übernommen werden muss, wie es im Gesetz heißt. „Uns war wichtig, das den Bürgern anbieten zu können“, sagte Benz. Erfahrungen anderer Gemeinden hätten gezeigt, dass es bei den 13 zentralen Grundbuchämtern zum Teil zu langen Wartezeiten komme, die man einer wachsenden Kommune wie Grenzach-Wyhlen nicht zumuten wolle.

Bis zum Jahresende können allerdings keine Daten bei den Behörden eingesehen werden, da die Umstellung auf das Grundbuchamt in Emmendingen einige Tage dauern wird. Da Grenzach-Wyhlen zu den letzten zehn Gemeinden in Baden-Württemberg gehört und die letzte badische Gemeinde ist, in der das Grundbuchamt aufgelöst wurde, sollte der Vorgang reibungslos verlaufen. Wer dennoch dringend eine Auskunft benötigt, wird an einen Notar verwiesen.

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