Grenzach-Wyhlen Anton Schönmüller: „Wir waren total überlastet“

Die Oberbadische
Anton Schönmüller leitete bis Mitte 2015 das Rechnungsamt. Archivfoto: Tim Nagengast Foto: Die Oberbadische

Steuerprobleme: Bürgermeister Benz bittet den ehemaligen Rechnungsamtsleiter heute zum Gespräch

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Wem man die Schuld anlasten kann für die jahrelangen Versäumnisse der Finanzverwaltung, scheint nicht ganz einfach zu sein. Mit Anton Schönmüller, von 2000 bis 2015 Kämmerer der Gemeinde, hat seit dessen Eintritt in den Ruhestand jedenfalls offenbar niemand über die komplexe Materie gesprochen. Erst für den heutigen Freitag habe Bürgermeister Benz ihn zum Gespräch eingeladen, sagt Schönmüller, den unsere Zeitung gestern angerufen und zum Thema befragt hat.

Waren Sie überfordert beispielsweise mit der Umstellung von der kameralen auf die doppische Haushaltsführung, Herr Schönmüller? „Nein“, sagt der Rechnungsamtsleiter im Ruhestand, der sich für die Problematik eine vielschichtigere Betrachtungsweise wünscht. „Wir hatten bei uns jahrelangen Personalmangel und viel zu viele Personalwechsel“, hält er rückblickend fest, „und dann ging auch noch unser Kassenleiter und mit diesem all sein Wissen.“

Die Einführung der Doppik im Jahr 2013 habe „Ressourcen gekostet“, sodass „keine Zeit“ mehr gewesen sei, alles korrekt vorzunehmen. „Bei der Umstellung brauchten wir ja auch andere Abteilungen, etwa die Bauverwaltung, und nicht nur diese war unterbesetzt“, berichtet Schönmüller. „Bürgermeister Lutz hat gewusst, dass wir hier total am Schwimmen waren“, ergänzt der ehemalige Rechnungsamtschef.

Rückblickend stellt er des Weiteren fest, dass die Gemeinde Grenzach-Wyhlen „selbst schuld“ gewesen sei, im Vergleich zu anderen Gemeinden sehr früh auf Doppik umgestellt zu haben. Das sei alles zu früh und auch zuviel gewesen, zumal bei den bekannten Personalproblemen. „Kaum hatten wir dann einige Leute geschult, ging wieder jemand weg. Da sind wir irgendwann einfach an unsere Grenzen gestoßen. Wir waren total überlastet.“

Schönmüller hat nach eigenen Angaben bei seinem Abschied gesagt: „Ihr könnt mich immer anrufen, und ich komme auch gerne rüber und helfe.“ Auf ihn zugekommen sei seit seinem Eintritt in den Ruhestand vor zweieinhalb Jahren von der Gemeindeverwaltung jedoch niemand. Erst gestern klingelte sein Telefon. „Vielleicht hätte ich mich mal von mir aus melden sollen?“, fragt sich der ehemalige Kämmerer heute selbstkritisch.

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