Grenzach-Wyhlen Aufruf zur Nachbarschaftshilfe

Die Oberbadische

Neukauf-Schließung: Ratsmitglieder machen sich Gedanken zur Einkaufsituation in Grenzach

Seit der Schließung des Neukauf-Marktes im Sommer steht der Grenzacher Ortskern ohne einen klassischen Nahversorger da. Gerade für ältere Bürger sind die Wege zum Einkaufen nun deutlich weiter geworden. Im Gemeinderat macht man sich darüber Gedanken. Vor allem Nachbarschaftshilfe wird angeregt.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Wer mobil ist, macht sich um das Thema Einkaufen oft nur wenige Sorgen, man erledigt es einfach. Senioren oder auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen aber stoßen hier manchmal schnell an Grenzen. Rasch zum Neukauf zu gehen, ist seit Sommer nicht mehr möglich. Die Wege zu Hieber oder zum Discounter stellen für manch einen ein Problem dar. Wer sich in Grenzach mit Senioren unterhält, hört dies immer wieder.

Es war Ulrike Ebi-Kuhn (CDU), die diesen Punkt jüngst in ein kommunales Gremium getragen hat. Sie sprach im Hauptausschuss des Gemeinderates von einem „Hilferuf“ älterer Menschen, was die Lebensmittel-Nahversorgung in Grenzach betrifft. Zumal noch einige Jahre ins Land gehen werden, bis der für die Neue Mitte Grenzach geplante Supermarkt seine Ladentüren öffnen wird. Ebi-Kuhn warf daher die Frage auf, ob es nicht Menschen im Dorf gibt, die ältere Mitbürger ehrenamtlich zum Einkaufen fahren könnten.

Diesen Punkt griff Bürgermeister Tobias Benz auf. Ein sogenannter Bürgerbus aber sei aus seiner Sicht keine Lösung für das Problem. Dies auch vor dem Hintergrund, dass man dem bestehenden Buslinienverkehr, den die Gemeinde mit jährlich einer halben Million Euro subventioniert, keine interne Konkurrenz machen solle. Die Gemeinde werde aber gerne „unterstützend tätig“ und vermittele, sofern sich Menschen fänden, die anderen Bürgern beim Einkaufen behilflich sein wollten. In diesem Zusammenhang verwies der Rathauschef auf das von der Volkshochschule in diesen Tagen initiierte Projekt „Ehrenamtlich engagiert“ (wir berichteten). Auch gebe es im Ort ja noch den „Alnatura“-Markt, der ein gewisses, obgleich „etwas anderes“ Sortiment anbiete.

Aktuell scheint keine Patentlösung in Sicht

Deutlich kritischer äußerte sich im Hauptausschuss Jutta van Dick (FW). „Es wird permanent auswärts eingekauft, und genau deshalb sterben die Läden“, sagte sie. „Ich lebe in Wyhlen und kaufe bewusst in Wyhlen ein“, hielt sie fest. Wer vor Ort Geschäfte wünsche, müsse auch dort einkaufen. „Wir hatten ja einmal so viele Bäcker und Metzger, und die sind alle nicht mehr da. Nicht, weil sie nicht wollten, sondern weil es sich einfach nicht rentiert hat“, sagte van Dick.

Hier bremste Tilo Levante (FDP), „denn wir haben immerhin drei Bäckereien im Ort. Und den Markt gibt es auch noch“. Levante warf die Frage auf, ob die örtlichen Bäckereien nicht ihre Produktpalette etwas erweitern könnten, um einen Grundbedarf an Lebensmitteln zu decken.

Ralf Blubacher (FDP) sah das Problem weniger in den Entfernungen zu den Vollsortimentern denn in der Höhe der Busfahrpreise: „Das kann sich nicht jeder leisten.“ Blubacher: „Man muss einmal mit offenen Augen anschauen, was betagte Menschen mit Rollator teilweise an Mengen hinter sich her schleifen.“ Es bestehe dringender Handlungsbedarf. Heinz Intveen (SPD) rief in diesem Zusammenhang zu verstärkter Nachbarschaftshilfe auf.

Ingrid Fränkle (Grüne) hatte ein gewisses Informationsdefizit ausgemacht. Der dichte Busverkehr im Ort mit 15-Minuten-Taktung komme einer „Luxus-Situation“ gleich. Viele Menschen, gerade ältere, seien oftmals einfach nur schlecht darüber informiert, welche Möglichkeiten es im ÖPNV-Bereich gebe. Fränkle: „Eine Monatskarte ist gar nicht so teuer. Viele Senioren wissen das gar nicht.“ Bürgermeister Benz griff diesen Aspekt auf und will das Busangebot nun stärker bewerben.

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