Grenzach-Wyhlen Aus der Sandoz-Katastrophe gelernt

Die Oberbadische
Die DSM-Messgruppe mit (von links) Denis Schlender (Leiter Umweltschutz), Heinz Meier (Leiter der Messgruppe), Anastasia Besel, Dietmar Müller (stellvertretender Leiter der Messgruppe), Bernd Isele, Manuel Fisel und René Schäfer. Foto: Heinz Vollmar Foto: Die Oberbadische

DSM: Industriemessgruppe besteht seit 30 Jahren / Neues Messfahrzeug in Dienst gestellt

Die Messgruppe der Firma DSM ist 30 Jahre alt geworden. Sie war nach der Brandkatastrophe von Schweizerhalle ins Leben gerufen worden.

Von Heinz Vollmar

Grenzach-Wyhlen. Die Einwohner von Grenzach-Wyhlen und anderen Hochrheinstandorten sind in den zurückliegenden Jahren wesentlich sensibler geworden, wenn es um Chemieunfälle, Industriebrände, Havarien und die Folgen geht.

Ein einschneidendes Erlebnis war die Brandkatastrophe am 1. November 1986 bei Sandoz in Schweizerhalle. Damals geriet mit Pflanzenschutzmitteln belastetes Löschwasser in den Rhein und löste ein massenhaftes Fischsterben flussabwärts bis nach Mannheim aus. Zudem färbte ein Farbstoff den Rhein rot.

Eine Lehre, die man aus der Katastrophe zog, war, dass in der chemischen Industrie am Hochrhein auch Löschwasserrückhaltebecken gebaut werden mussten und Ereignis-Messgruppen ins Leben gerufen wurden.

Bei der Firma DSM in Grenzach jährt sich die Gründung dieser Gruppe zum 30. Mal. Aus diesem Grund wurde gestern im Rahmen eines Pressegesprächs bei DSM noch einmal auf die Entstehung der Regiomessgruppen hingewiesen. Zudem wurde das neu angeschaffte DSM-Messfahrzeug vorgestellt.

Dietmar Müller, stellvertretender Leiter der DSM-Industriemessgruppe sagte, dass sich die Bevölkerung zu Recht frage, wer sie bei Ereignissen wie dem Sandoz-Brand vor über 30 Jahren schützt. Im Rahmen seiner Ausführungen verwies er darauf, dass sieben Werk- und Betriebsfeuerwehren auf der schweizerischen Seite des Rheins sowie die Freiwilligen Feuerwehren von Lörrach, Weil am Rhein und Rheinfelden am Messgrupen-System teilnehmen. Dazu gehörten auch zwei Messgruppen aus den Chemiewerken DSM und BASF. Ausgerüstet seien die Trupps mit Messröhrchensystemen, mit elektronischen Messgeräten sowie mit Sammelsystemen zur Probenentnahme. Darüber hinaus könne man heutzutage mit modernster Technik die 25 gängigsten Substanzen messen. Auch die Drohnentechnik habe bereits Einzug in die Messverfahren gefunden. Gemessen werde an zahlreichen Punkten in der Gemeinde Grenzach-Wyhlen, in der gesamten Region Basel sowie in beiden Rheinfelden.

Gruppe steht auch dem Landkreis zur Verfügung

Ziel eines Messgruppen-Einsatzes sei die Unterstützung der örtlichen Einsatzleitung, die Beratung des Einsatzleiters in Bezug auf die zu treffenden Maßnahmen sowie die Hilfe bei der Identifikation der Stoffe und der Ausbreitung etwaiger Schadstoffe.

Entsprechende Erläuterungen zur Entwicklung der Índustriemessgruppe Grenzach-Wyhlen gab beim Pressegespräch Gruppenleiter Heinz Meier. Er sagte, dass man sowohl bei DSM als auch bei BASF zwischen acht und neun ausgebildete Mitglieder der Messgruppen zur Verfügung habe. Die Industriemessgruppe arbeite im Regioverbund mit und stehe im Bedarfsfall auch der Gemeinde und dem Landkreis zur Verfügung, wie auch der stellvertretende DSM-Geschäftsführer Karl-Walter Bär bestätigte. Letzterer wies je nach Szenario auch auf die Störfallverordnung hin, die, je nachdem, was passiert, auch entsprechende Reaktionen vorsehe.

Weitere Themen waren im Rahmen des Pressegesprächs die Ausbildung der Institutionen und des Personals, die sich im Rahmen der Regiomessgruppe engagieren, die Möglichkeiten der Alarmierung sowie die entsprechende Kostenverrechnung.

Bei der Vorstellung des neuen Messfahrzeugs stachen vor allem die moderne Ausstattung der Messkoffer, die moderne Funk- und W-LAN-Technik, die Ergonomie der Fahrzeuginneneinrichtung sowie der Arbeitsbereich mit den jeweiligen Karten und den Messpunkten ins Auge. Daneben ist es möglich, mit dem Fahrzeug über entsprechende Sensoren auch die Windrichtung und somit die Ausbreitungsrichtung etwaiger Schadstoffe zu bestimmen.

Das neue Fahrzeug wurde von der Firma DSM mit einem Kostenaufwand in Höhe von 110 000 Euro beschafft und steht bei entsprechenden Störfällen auch dem Landkreis Lörrach zur Verfügung.

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