Grenzach-Wyhlen Brückenkastell wird Aussichtspunkt

Tim Nagengast und Heinz Vollmar
Jetzt mit Treppe und Stahlgeländer: Die Reste des antiken Brückenkastells bei Wyhlen bieten nicht nur einen interessanten Blick auf die antike Vergangenheit, sondern auch auf den Rhein und hinüber nach Kaiseraugst. Foto:  

Erhaltene römische Fundamente am Wyhlener Rheinufer werden zum Aussichtspunkt umgestaltet.

Die Gemeinde Grenzach-Wyhlen wird um ein attraktives Ausflugsziel reicher. Nachdem im vergangenen Jahr der südlichste Punkt von Baden-Württemberg mit einer übergroßen Stecknadel am Rheinufer gekennzeichnet worden ist, sind derzeit Arbeiten zur Aufwertung des römischen Brückenkastells in vollem Gange.

Besser sichtbar machen

Ort des Geschehens sind die Reste des antiken Bauwerks am Altrhein bei Wyhlen oberhalb der Fährstation Herten-Kaiseraugst. Hier wurden in den zurückliegenden Wochen Bäume gefällt und Sträucher beseitigt, um die Reste des Brückenkastells aus der Römerzeit wieder sichtbar zu machen.

„Rheinuferweg extended“

Ins Visier geraten war die historische Hinterlassenschaft im Rahmen des Interreg-Programms „Rheinuferweg extended“, das verschiedene Punkte am Rhein aufwerten soll. Das Projekt rund um den Rheinuferweg war im Rahmen der internationalen Bauausstellung IBA 2020 initiiert und ursprünglich nur auf die beiden Rheinfelden begrenzt. Mittlerweile ist das Projekt jedoch sowohl auf der deutschen als auch der schweizerischen Seite des Rheins in Richtung Bad Säckingen sowie nach Stein ausgedehnt worden.

Guter Aussichtspunkt

Die Planungen für den Aussichtspunkt am römischen Brückenkastell stammen, wie auch die bisherigen Planungen für den südlichsten Punkt von Baden-Württemberg, vom Nollinger Landschaftsarchitekten Roland Senger. Er teilte auf Nachfrage mit, dass in den kommenden Wochen noch die Zufahrtswege, Sitzbänke und ähnliche Installationen, wie man sie am südlichsten Punkt Baden-Württembergs eingerichtet hat, vorgenommen werden. Die noch sichtbaren Fundamente des römischen Brückenkastells bieten sich dann als neuer, attraktiver Aussichtspunkt am und auf den Rhein an.

Einst Verkehrsschlagader

Eine Holzschild, eine Infotafel am Rheinuferweg: Viel mehr wies bisher nicht darauf hin, dass gegenüber der Römerstadt Augusta Raurica samt späterem Kastell („Castrum Rauracense“) bis vor rund 1600 Jahren eine Brücke den Rhein überquerte. Was auf den ersten Blick wenig spektakulär erscheint, ist dennoch bedeutsam. So sieht man sich den Resten einer einstigen Hauptverkehrsader gegenüber, salopp gesagt: ein antiker Vorgänger der Rheinfelder Autobahnbrücke.

Steilufer zum Rhein

Doch viel ist es nicht mehr, was man auf den ersten Blick sehen kann: drei halbkreisförmige Fundamente, das eine etwas höher als die anderen, direkt am Steilufer oberhalb des Rheins. Sie bilden die Reste des wohl ursprünglich achttürmigen Brückenkastells, das zur Sicherung des Rheinübergangs errichtet worden war.

Römischer Einfluss

Das eigentliche Brückenbauwerk war im vierten Jahrhundert „zwar schon nicht mehr passierbar, aber man vermutet eine temporäre Schiffbrücke beziehungsweise einen Fährverkehr. Interessant ist diese Fundstelle deshalb, weil sie belegt, dass zwischen Dinkelberg und Rhein der römische Einfluss bis in die zweite Hälfte des vierten Jahrhunderts spürbar war“, schreibt Helmut Bauckner in dem Büchlein „Regionalmuseum Römervilla Grenzach – Museum für römische Alltagskultur“ (Sonderheft 2012 des Vereins für Heimatgeschichte).

Drei von acht Fundamenten

Zwar sind heute nur noch drei Turmfundamente des Wyhlener Brückenkastells sichtbar, doch lassen diese durchaus Rückschlüsse auf die einstige Größe des Brückenkastells samt umgebendem Graben zu. Überdies steht man als Besucher noch immer auf einer mächtigen Erhebung. Verschiedenen Quellen zufolge sollen noch im Spätmittelalter Reste von Brückenpfeilern im Rhein zu erkennen gewesen sein. Als Besucher lohnt es sich, vor Ort ein wenig zu verweilen und die Fantasie spielen zu lassen. Man bedenke, dass die sichtbaren Fundamente die nördlichen sind. Der große, dem Rhein zugewandte Teil des Brückenkastells ist im Laufe der Jahrhunderte sukzessive in den Fluss gerutscht, wie man sich beim Blick auf die Geländemodellierung samt steiler Uferböschung bestens vorstellen kann.

Um das römische Brückenkastell Wyhlen zu besichtigen, fährt man mit dem Auto auf der B 34 Richtung Rheinfelden. Wenige Meter nach dem Bahnübergang zweigt nach rechts die Straße zum Recyclinghof Herten ab. Am Waldrand führt ein Weg hinab zum Fähranleger. Rechts oberhalb davon ist das Brückenkastell.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading