Grenzach-Wyhlen Corona und schwarzer Humor

Die Oberbadische
Kabarettist Christoph Sonntag mit seinem Programm „Wörldwaid“ auf dem Parkplatz der Boulderhalle LÖbloc                                            Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Kabarett: Christoph Sonntag im „Autokino am Oberrhein“ / Hupen als Applaus

Von Willi Vogl

Grenzach-Wyhlen. „Es darf und kann nicht sein, dass die Kultur heimlich still und leise durch die Hintertür verschwindet. In der Event- und Kulturbranche herrscht seit Monaten Alarmstufe Rot!“, beschreibt Veranstalter Oliver Risch den besorgniserregenden Ausnahmezustand. Mit dem „Frühlingstruck“, einem LKW-Auflieger der Firma Rogg Transporte Rheinfelden, steuert er dagegen. Bereits zum dritten Mal bringt der Truck in der Doppelgemeinde kontaktlose Abwechslung in den trostlosen und kulturlosen Corona-Alltag.

Obgleich die „Notbremse“ Veranstaltungen dieser Art nicht berührt, waren viele Interessenten verunsichert. Immerhin fand sich am Sonntag eine kleine, aber feine Besuchergesellschaft in ihren Autos auf dem Parkplatz der Boulderhalle LÖbloc ein, um dem Kabarettisten Christoph Sonntag und seinem Programm „Wörldwaid“ mit dem Autoradio auf 100,8 Megahertz zu lauschen.

Dabei nahm Sonntag unter dem Vorzeichen der Corona-Pandemie alltägliche Themen ins Visier und bot mit schwäbischem Zungenschlag eloquente wie kurzweilige Unterhaltung.

Die Corona-Pandemie mache erfinderisch. Da man zuhause bleiben soll, habe er häusliche Wanderwege eingerichtet, um fehlende Outdoor-Aktivitäten zu kompensieren, der kürzeste sei vom Schlafzimmer ins Bad. Statt Kneipentour hat er sich in verschiedenen Räumen eine Flasche Bier hingestellt. Die Wichtigkeit verschiedener Berufe habe man erst im Verlauf der Pandemie erkannt. Nachdem alle nach kurzer Zeit wie Anton Hofreiter ausgesehen hätten, habe man erkannt, dass Friseure systemrelevant seien. Wenngleich alte Leute verstärkt durch Corona sterben, kann man feststellen: „Oma ist jetzt tot, aber immerhin hatte sie die Haare schön.“

Offensichtliche politische Beschönigungen entlarvt Sonntag gern mit einer Prise schwarzem Humor. So setzt er Angela Merkels Feststellung zum Pandemieverlauf „Im Großen und Ganzen ist es ganz gut gelaufen“ mit der Aussage des Kapitäns der Titanic gleich: „Bis auf den Eisberg war die Reise doch ganz schön.“

Auf vieles müsse man wegen der Pandemie verzichten. Wer weiß noch, was Kino war? Man aß dort Popcorn und nutzte die Enge der Klappstühle zum Knutschen. Auf dem Rückweg im VW-Käfer hatte man dann regelmäßig im Wald einen Motorschaden. Hatte man mal keinen Motorschaden, fragte die Freundin gleich, ob man sie nicht mehr liebe. Heutzutage werden diese sozialen Kontakte im Kino bereits durch die breiten Loungesessel verhindert. Sport sei ein gutes Mittel, um der Corona-Tristesse zu entkommen. Jedoch sei bei Geschenken wie einem Fitnessarmband von seiner Liebsten Vorsicht geboten. Im Gegensatz zu einer Fußfessel, die man vom Gericht bekommt, wird man die bei guter Führung automatisch nicht mehr los.

Mittels eines Handpuppenspiels gaben Winfried Kretschmann und Günther Oettinger ihren Senf zu aktuellen Geschehnissen, man hörte Tipps von Profi-Grillern oder erfuhr vom Reisejournalisten Dieter, dass es auch in Südafrika schwäbisches Leben mit Käsespätzle gibt. Das Publikum bedankte sich für Christoph Sonntags humoristische Kurzweil immer wieder gern mit kurzen Hupsalven.

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